Die Neckarwiese ist bei gutem Wetter stets gut besucht – so wie letzten Mittwoch. Foto: Rothe
Heidelberg. (shy) Es sei nur ein Gerücht, dass an der Neckarwiese Lärmmessgeräte fest installiert seien. Das hatte Bürgermeister Wolfgang Erichson bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Neuenheim gesagt und damit bei einigen Räten sichtlich für Irritation gesorgt. Außerdem hatte er hinterhergeschoben: "Solche Gerüchte entstehen dann, wenn man nicht mit der Verwaltung redet. Das ist von uns nie gesagt worden." Das saß – nur stimmt es leider überhaupt nicht.
Silvia Zipperle ist Anwohnerin an der Neckarwiese in Neuenheim und Teil einer Gruppe von Menschen die sich zusammengeschlossen haben, weil sie vor allem an warmen Tagen unter dem Lärm leiden. Hunderte Besucher und laute Musik bringen sie regelmäßig um den Nachtschlaf. Und diese Gruppe steht durchaus im regen Austausch mit der Verwaltung. Einer Verwaltung, die im vergangenen Jahr auf Nachfrage der Gruppe schriftlich mitgeteilt hat: "Bisher sind drei Lärmmessgeräte installiert. Die Ergebnisse könnten in einer Datenbank gespeichert werden. Da sich das Projekt noch in der Pilotierung befindet, wird zur Zeit nur die Machbarkeit getestet." Das Schreiben vom Ordnungsamt liegt der RNZ vor.
Inzwischen ist auch Bürgermeister Erichson über diesen Umstand informiert, wie er am Karfreitag auf RNZ-Nachfrage bestätigte. Er habe das zum Zeitpunkt der Bezirksbeiratssitzung nicht gewusst. Unklar ist indes, ob Michael Blum, der vonseiten des Ordnungsamts ebenfalls an der Sitzung teilnahm, von dem Projekt wusste. Silvia Zipperle ärgert sich maßlos: "Herrn Erichson ist offensichtlich entgangen, dass die Anwohner in engem Kontakt mit Ordnungsamt, Landschaftsamt und Verkehrsamt regelmäßig kommunizieren. Also mutmaße ich, dass die Kommunikation zwischen den Ämtern und innerhalb des Amtes für Ordnung und Sicherheit nicht mehr funktioniert", sagte sie am Freitag – und fordert Aufklärung vonseiten Erichsons.
Der zeigte sich im Gespräch mit der Redaktion ungehalten, informierte aber anschließend schriftlich, dass der Bezirksbeirat vom Bürgeramt über den Sachverhalt informiert werde, "um die Sache richtigzustellen". Diese Richtigstellung ist sicherlich vonnöten. Aber was Anwohnerinnen und Anwohner sowie Bezirksbeiräte am meisten interessieren dürfte, ist die Lärmmessung an sich. Darüber weiß Erichson aber immer noch nichts Konkretes und verweist ans Bürgeramt.
Bleibt also vorerst nur das, was das Ordnungsamt im vergangenen Jahr schrieb: "Es handelt sich um ein Pilotprojekt, in dessen Rahmen versucht wird, auf der Neckarwiese personenbezogenen Lärm über Geräuschpegel zu erfassen." Die Hauptschwierigkeit sei, personenbezogenen Lärm vom Umgebungslärm herauszufiltern, um später anhand von grafischen Lärmpegelständen eine Art "Lärmlagebild" zu erstellen. Sofern das Projekt diese Differenzierung überhaupt ermöglicht, würden die weiteren Schritte geplant.