Eric Boisseau. Foto: privat
Heidelberg. (ste) Eric Boisseau ist der Vorsitzende der "Association Objectif Train de Nuit". Im Interview mit der RNZ erläutert er die Pläne für die Nachtzugstrecke zwischen Barcelona und Frankfurt.
Herr Boisseau, Können Sie schon etwas zu den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie sagen?
Die Studie wird Ende August fertig gestellt, und die ersten Hinweise sind positiv: Es gibt Potenzial für etwa 200 Reisende pro Tag und Richtung sowie für ein gutes Dutzend Güterwagen. Dass die Kombination von Personen- und Güterwagen funktioniert, ist erwiesen.
Wie soll das genau funktionieren?
Die Güterwagen werden mit 160 km/h zwischen Barcelona und Nancy fahren können. Dort wird der Güterzug vom Personenzug getrennt und fährt alleine weiter Richtung Saarbrücken und Mannheim. Die Passagiere können in ihrem Zugteil über Straßburg, Karlsruhe und Heidelberg mit 200 km/h fahren.
Welchen Vorteil hat es, Personen- und Güterzüge zu koppeln?
Die Nachtzüge wurden gestrichen, weil die Zahl der Reisenden nicht ausreichend war, um die Betriebskosten zu decken. Sehr oft hatte der Nachtzug weniger als zehn Wagen mit einer Länge von weniger als 200 Metern – obwohl ein Zug bis zu 750 Meter lang sein kann. Die Kombination mit Güterzügen reduziert die Kosten pro Kilometer und ermöglicht eine rentable Bewirtschaftung der Strecke. Außerdem können die Güter-Kunden von der Qualität der Personenzüge profitieren: vom regelmäßigen Takt, der Pünktlichkeit und Schnelligkeit. Das sind wichtige Vorteile, die bei reinen Güterzügen häufig fehlen. Diese Qualitätsgarantie wird einen leicht höheren Preis gegenüber einem klassischen Güterzug rechtfertigen, was wiederum die Wirtschaftlichkeit verbessern wird.
Welches Unternehmen soll die Nachtzugstrecke betreiben? Gibt es schon Interessenten?
Wir haben während dieser ersten Etappe der Studie noch keine Bahnunternehmen gefragt. Das kann hoffentlich ab Herbst geschehen. Dann werden wir das Gespräch mit potenziellen Partnern aus dem Personen- und Güterverkehr suchen – natürlich mit der Deutschen Bahn und der französischen SNCF, aber auch mit der österreichischen Bundesbahn oder Europorte.
Arbeitet Ihr Verein derzeit noch an anderen Machbarkeitsstudien?
Wir haben auch die Strecke von Cannes über Turin, Basel, Straßburg und Heidelberg nach Frankfurt im Auge, außerdem einen Zug ebenfalls von Cannes über Turin, Paris und Brüssel nach Anvers sowie die Strecke von Nantes nach Genf.