Eine hohe Bebauung – auch direkt am Neckar – sieht der Entwurf von Kerstin Höger vor. Laut den Berechnungen ihrer Unterstützer kommt sie trotzdem mit einer geringeren Geschossfläche aus als ihre Konkurrenz und schont so das Handschuhsheimer Feld. Graphik: RNZ-Repro
Von Holger Buchwald
Aus Sorge, dass die mühsam erkämpften Fortschritte im Masterplanprozess für das Neuenheimer Feld gefährdet werden, hatten sich die Vorsitzenden des Koordinationsbeirates, Lenelis Kruse-Graumann und Albertus Bujard, dafür ausgesprochen, dass der Gemeinderat am Donnerstag nur ein Planungsteam mit der Ausarbeitung des Masterplans beauftragt. Die Projektträger von Stadt, Land und Uni sprechen sich für das Büro Astoc aus. Doch nun melden sich auch die Unterstützer von Kerstin Höger zu Wort.
> Das Bündnis Bürgerbeteiligung Masterplan Neuenheimer Feld kritisiert Kruse-Graumann und Bujard scharf: "Sie haben die Rolle als gewählte neutrale Vorsitzende des Koordinationsbeirates verlassen." Offen wirft das Bündnis den beiden einen Regelverstoß vor. Das Verhalten gefährde den weiteren Verlauf der komplexen Bürgerbeteiligung. Zudem sei es das gute Recht des Bündnisses, in dem Gärtner, Naturschutzverbände und engagierte Bürgerinnen und Bürger vertreten sind, sich eine eigene Meinung zu bilden. "Über die Jahre des Masterplanverfahrens hinweg haben diese Akteure in einem langwierigen Prozess ihre jeweiligen Prioritäten erarbeitet und gemeinsame Kompromisse gefunden", heißt es in dem offenen Brief. Auf dieser Grundlage habe sich der Entwurf des Teams Höger als der beste erwiesen. "Überzeugend waren die Nachhaltigkeit, der sparsame Flächenverbrauch, die geringste Nachverdichtung auf dem Campus, die modernste, klimafreundlichste technische Infrastruktur und ein realistisches Verkehrskonzept."
Wenn die Nutzer des Campus entscheidenden Forumssitzungen fern blieben, liege dies einzig in deren Verantwortung, so das Bündnis weiter. Die Behauptung, dass die anwesenden Mitglieder solche Sitzungen für ihre "Individual- oder Gruppeninteressen" nutzten, diffamiere alle Bürgerinnen und Bürger, die sich für eine lebenswerte Stadt einsetzten. Schlussendlich sei es doch ein positives und bemerkenswertes Ergebnis der bisherigen Bürgerbeteiligung, wenn nur noch mit zwei sehr unterschiedlichen Teams weitergeplant werde – und zwar mit dem favorisierten Entwurf der Projektträger und der Empfehlung aus der Bürgerschaft.
> Dieter Teufel, Gründer des Umwelt- und Prognose-Instituts und lokaler Fachvertreter im Masterplanprozess, spricht sich ebenfalls für Höger aus. "Die Diskussion leidet seit Monaten daran, dass sich eine Reihe von falschen Behauptungen etabliert haben." Etwa, dass das Team Höger den Campus am dichtesten bebauen wolle. Im Gegenteil: Während Höger im Endausbau im Jahr 2050 eine Geschossfläche von 1,76 Millionen Quadratmeter vorsehe, seien es bei Astoc 2,35 Millionen, also 33 Prozent mehr. Aus diesem Grund wolle auch das von der Universität favorisierte Büro das Gewann Hühnerstein bebauen, das Höger ausspart.
Auch die Behauptung, Höger habe einen Trick angewandt, indem sie Untergeschosse und Atrien bei der Flächenberechnung einbezog, sei falsch. "Fast alle Hörsäle reichen in das Untergeschoss", so Teufel: Zugänge und Vorbereitungsräume befinden sich dort genauso wie Sicherheitslabore, Messgeräte, Archive und Serverräume. Während bei den bereits bestehenden Gebäuden 25 Prozent der Fläche im Untergeschoss verbaut sei, sei dies nach den Plänen von Höger nur zu 15 Prozent der Fall.
Anders als von den Projektträgern behauptet sei mit dem Astoc-Entwurf ein Nordzubringer durch das Handschuhsheimer Feld nicht vom Tisch, denn das Büro sehe einen Busverkehr durchs Feld vor. Die Feldwege müssten dafür zu Straßen ausgebaut werden. Sogar eine neue Neckarbrücke, die Autos nutzen könnten, plane das Büro – wenn auch zunächst für Busse.