Entlang der A 5 (rechts im Bild) existieren bereits mehrere große Sportplätze in Patrick-Henry-Village. Im Süden des Areals gibt es zudem weitere Sportfelder und die Sporthalle der Primary-School. Foto: Kay Sommer
Von Timo Teufert
Heidelberg. Der Gemeinderat soll am Donnerstag über den dynamischen Masterplan für Patrick-Henry-Village entscheiden und damit die Weichen für die künftige Entwicklung der ehemaligen US-Siedlung an der A5 stellen. Zusammen mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) will die Stadt dort einen nachhaltigen, modernen und urbanen Wohn- und Arbeitsort schaffen. Doch nicht überall stoßen die Pläne auf Begeisterung. Das Bündnis für Sport, ein parteiübergreifendes Aktionsbündnis von sportinteressierten Stadträten und dem Vorstand des Sportkreises, kritisiert den Entwurf. Denn von den bislang zehn Hektar großen Sportflächen soll nach dem Entwurf kaum etwas übrig bleiben.
Für die 9000 bis 10.000 neue Bewohner im Bereich von PHV brauche man ausreichend Sportmöglichkeiten: "Wir dürfen beim Masterplan für PHV nicht die gleichen Fehler machen wie in der Bahnstadt oder im Neuenheimer Feld", sagt Peter Schlör, einer der Sprecher vom Bündnis für Sport. Dass der Sport nicht beachtet werde, ziehe sich wie ein roter Faden durch die neuere Stadtplanung. "In der Bahnstadt gibt es nur wenige Sportflächen am Rand und im Neuenheimer Feld schieben die Planer die Sportflächen einfach hin und her, ohne mit der Wimper zu zucken", ärgert sich Schlör.
Dabei seien ein Viertel aller Heidelberger in Sportvereinen organisiert. "Damit sind die Vereinssportler die größte Interessensgruppe in der Stadt", so Schlör. Man habe aber den Eindruck, dass dem Sport nicht der Stellenwert beigemessen werde, den er aufgrund seines gesellschaftlichen Nutzens verdiene. Deshalb wolle man nun bei PHV die Initiative ergreifen und die bisherigen Planungen nicht einfach über sich ergehen lassen. "Hier wird ein Stadtteil verplant", fürchtet Michael Rochlitz, ehemaliger SPD-Stadtrat und ebenfalls Sprecher beim Bündnis. Neben einem Basketballfeld im Norden und den Tennisplätzen im Westen befinden sich entlang der Autobahn ein Leichtathletikstadion und zwei Baseball-Spielfelder. Im Süden von PHV kommen noch einmal ein Basketballfeld, ein Kleinfeld, eine Sporthalle und ein Platz für American Football oder Cricket hinzu.
Im dynamischen Masterplan sind die großen Sportflächen entlang der Autobahn und das große Spielfeld im Süden nicht mehr für den Sport vorgesehen. Dort sollen in Zukunft die Bereiche "Leben und Lernen", "Leben und Experimentieren" sowie "Entwickeln und Produzieren" ihren Platz finden. "Wenn die Planungen so umgesetzt werden, ist das ein Affront gegen den Sport", so Schlör. Denn im Masterplan laufe der Sport ganz im Süden des Areals nur unter ferner liefen – auf der "Innovationsfläche E1" für "Bildung, Wissenschaft und Handwerk sowie Sport".
"Offenbar haben die Planer von Sport und Bewegung keine Ahnung", sagt Gerhard Schäfer, Vorsitzender des Sportkreises und ebenfalls Sprecher des Bündnisses. Auch Computerspezialisten und Kreative bräuchten ihren Auslauf. "Zur Fläche von PHV sollen noch acht bis zehn Hektar landwirtschaftliche Fläche hinzukommen. Aber keiner der Planer kommt auf die Idee, auch den Sport unterzubringen", ärgert sich Schäfer.
Das Bündnis für Sport fordert deshalb ganz konkret: Die bisherigen Sportanlagen rund um den Alamo Circle im Süden mit Baseballfeld, Basketballfeld, Sporthalle und Tartan-Kleinfeld sollen zeitnah ertüchtigt werden. Die Sportanlagen im Osten mit dem Leichtathletikstadion und zwei Rasenfeldern müssen wenigstens teilweise dem Sport zur Verfügung stehen und dürfen nicht komplett überbaut werden, so die Sprecher. Und die Sportler gehen noch weiter: "Wir brauchen eine zusätzliche, wettkampftaugliche dreiteilige Sporthalle. Eine Sporthalle reicht für 10.000 Einwohner nicht aus", so Schlör. Zumal man eigentlich davon ausgeht, dass man für eine optimale Versorgung insgesamt vier Sporthallen, drei Rasenspielfelder und ein Kleinspielfeld auf PHV braucht.
Dass es auch anders gehen kann, darauf verweist Michael Rochlitz: "In Hamburg plant man gerade einen neuen Stadtteil, bei dem der Schwerpunkt auf dem Sport liegt." Oberbillwerder werde von der dortigen IBA als Modellstadtteil "Active City" entwickelt, bei dem erstmals Bewegung und Gesundheit von der ersten Minute an mitgedacht würden. Neben den Sportflächen und -angeboten und dem vier Hektar großen Aktivitätspark sollen in Hamburg auch andere Freiräume so gestaltet werden, dass sie zu Spiel, Sport und Bewegung im Alltag anregen. "Als Modellstadtteil ‚Active City‘ ist der Sport ein wegweisendes Identitätsmerkmal, das den Charakter dieses Quartiers maßgeblich prägen und so zur Lebensqualität beitragen wird", sagte der Hamburger Sportsenator Andy Grote bei der Vorstellung der Pläne.
Von der Größe sind die Areale vergleichbar. In Oberbillwerder sollen auf 124 Hektar Fläche 7000 Wohnungen und bis zu 5000 Arbeitsplätze entstehen. In PHV sind es auf 115 Hektar – inklusive Erweiterung – Wohnungen für bis zu 10.000 Menschen und mindestens 5000 Arbeitsplätze. Rochlitz sagt daher: "Wir müssen Stadt, Gemeinderat und IBA klarmachen: So lassen sich die Sportler nicht abspeisen."
Man solle sich vielmehr auf die Philosophie, die in den Vereinigten Staaten gelebt werde, bei den weiteren Planungen besinnen: "Die Amerikaner sind extrem sportbegeistert und haben den Sport viel stärker in ihrem Leben verankert", weiß Schäfer. Um auf die großen Flächen im PHV hinzuweisen, will er dort eine große Sportveranstaltung organisieren. "Denn wir werden die Flächen nicht kampflos räumen", warnt Rochlitz.