Viel Platz zum akademischen Austausch – so stellt sich das Büro ASTOC den künftigen Campus im Neuenheimer Feld vor. Repro: RNZ
Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Wie sieht die Zukunft des Neuenheimer Feldes aus? Dieser Frage gehen vier Planungsteams im Rahmen des Masterplanverfahrens Neuenheimer Feld nach. Eigentlich sollten die finalen Entwürfe der Teams längst an die Entscheidungsgremien übergeben werden. Doch Christian Schiller, ein externer Berater der Projektträger, hatte Ungenauigkeiten und Fehler bei der Durchsicht der Entwürfe ausgemacht: Die jeweiligen Verkehrskonzepte funktionierten seiner Meinung nach nicht (die RNZ berichtete). Das Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -systeme (IVAS) aus Dresden hatte die Entwürfe daher noch einmal auf den Prüfstand gestellt. Nun wurden die Ergebnisse in der Neuen Aula der Universität vorgestellt.
Was lief falsch bei den Entwürfen der Planungsteams? Die Verkehrsplanung gilt als der Knackpunkt im Masterplanprozess Neuenheimer Feld. Grundlage für die Entwürfe der vier Planungsteams um die Büros ASTOC, Ferdinand Heide, Kerstin Höger und C.F. Møller sind zwei Verkehrsmodelle: Ein Analysemodell bildet die Verkehrssituation in Heidelberg und dem Umland im Jahr 2015 ab, das andere, ein Prognosemodell, beschreibt, wie der Verkehr im Jahr 2035 aussehen könnte. Beide Modelle waren in die Entwürfe der Büros eingeflossen. Aufgrund ihrer Komplexität und des Zeitdrucks sei es aber zu Fehlern gekommen, wie Frank Zimmermann von IVAS gegenüber der RNZ erklärte. Da sein Ingenieurbüro die Modelle mitentwickelt hatte, wurden Zimmermann und IVAS beauftragt, die Entwürfe hinsichtlich der Verkehrsprognose für 2035 zu korrigieren.
Das Architektenbüro Ferdinand Heide setzt indes auf eine Seilbahnanbindung. Repro: RNZWie verändert sich das Verkehrsaufkommen von und zum Neuenheimer Feld bis 2035? Gegenüber 2015 soll die Zahl der Pkw-Fahrten von 28.100 auf 36.300 (+ 29,2 Prozent) steigen. Zunehmen wird dem Prognosemodell zufolge auch der öffentliche Personennahverkehr – von 13.500 auf 17.100 Fahrten (+ 26,7 Prozent). Die Planungsteams möchten den zunehmenden Verkehr in ihren Entwürfen auf den ÖPNV verlagern. Sie gehen von weniger Pkw-Fahrten aus, sehen gleichzeitig eine starke Zunahme der ÖPNV-Fahrten. Am optimistischsten ist das Team Heide: Seinem Konzept zufolge steigt die Zahl der ÖPNV-Fahrten auf 30.600 – 13.000 mehr als es das Prognosemodell vorsieht –, während die Zahl der Pkw-Fahrten auf 19.600 sinkt, was nur knapp mehr als der Hälfte des für 2035 prognostizierten Aufkommens entspricht.
Halten die Entwürfe der Büros der Verkehrsentwicklung im Neuenheimer Feld stand? Ja, meint Gutachter Frank Zimmermann. Mit allen Konzepten könne der motorisierte Individualverkehr (MIV) reduziert und auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie den ÖPNV oder das Fahrrad verlagert werden. Selbst dort, wo die Verkehrsbelastung derzeit und in der Zukunft am größten ist, in der Berliner Straße und auf der Ernst-Walz-Brücke, könne das MIV-Aufkommen anhand der Konzepte mindestens konstant gehalten, wenn nicht sogar verringer werden. Damit dies gelingt, braucht es laut Zimmermann "Push"- und "Pull"-Maßnahmen, also Anreize und Hindernisse. Zu den "Pull"-Maßnahmen zählt er eine Verbesserung bestehender Angebote sowohl für Fußgänger und Radfahrer als auch für Nutzer des ÖPNV. Gleichzeitig müsse eine "verkehrsarme Gestaltung" dafür sorgen, dass weniger Menschen ins Auto oder auf Krafträder steigen. Und auch das Angebot an Parkplätzen müsse verringert und neu organisiert werden. Nur so hätten die vorgesehenen Park & Ride-Plätze, die sich in allen vier Entwürfen finden, auch ihren Sinn.
Was bedeuten die Ergebnisse für die Planungsteams? IVAS zufolge müssen nun diejenigen Verkehrsbereiche und Knotenpunkte im Neuenheimer Feld ausgemacht werden, die in Zukunft besonders stark vom Verkehr betroffen sein werden. In diesem Zuge müsse geprüft werden, welche Aus- oder Umbaumaßnahmen erforderlich seien und wie sich dies städtebaulich umsetzen lasse. Konkret sind damit unter anderem Anbindungen der geplanten Park & Ride-Parkplätze gemeint, vor allem am S-Bahnhof Wieblingen/Pfaffengrund, aber auch die Linienführung von Bussen und Bahnen zwischen Neuenheimer Feld und Hauptbahnhof oder Bismarckplatz.
Wie geht es jetzt weiter? Nach Abschluss der Atelierphase steht nun die Konsolidierungsphase an. "Ziel ist es, dass wir nicht mehr mit vier Konzepten weitermachen, sondern vielleicht nur noch mit einem oder maximal zwei", so Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck. Im Frühjahr 2020 sollen Bezirksbeiräte und Gemeinderat dann entscheiden, wie in die Planungsphase eingetreten werden könne.
Info: Alle Präsentationen, Pläne und Entwürfe zum Masterplan Neuenheimer Feld gibt es unter www.masterplan-neuenheimer-feld.de.