Eine Szene aus dem Spielfilm für das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium: Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Max Bommas, Janset Wacholder als Kleopatra, Maximilian Grimann als Julius Cäsar, Tristan Rölle-Hidmark als Apollodoros und Gustaf Lemberg als Wache (v.l.). Foto: Philipp Rothe
Von Natascha Koch
Heidelberg. Wie sollen sich Schulen vorstellen, wenn es keinen Tag der offenen Tür gibt? Aufgrund der Corona-Pandemie müssen sich die Bildungseinrichtungen mit dieser Frage beschäftigen. Das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium hat nun eine besonders kreative Antwort gefunden – und einen kurzen Spielfilm zum Schulalltag am ältesten Gymnasium Heidelbergs gedreht.
Für die Umsetzung des Films fand die Schule Unterstützung bei einem ehemaligen Schüler des KFG. Der 19-jährige Max Bommas dreht bereits seit seiner Kindheit eigene Filme und wurde in Heidelberg als Regisseur bekannt, als einer seiner Kurzfilme 2019 im Mark-Twain-Center gezeigt wurde. Für den Film des KFG übernahm er die Regie und das Drehbuch. Seine Filme beschreibt er selbst – meist private Projekte – eher als seriös und persönlich. Dagegen nun einen Film zu drehen, der ganz bestimmte Vorgaben hat, stellte sich als eine neue Art von Herausforderung für ihn heraus. Bommas beschreibt es als Spagat, sowohl eine gelungene Werbung für das KFG zu drehen als auch seine eigenen kreativen Ideen zu verwirklichen.
Er entschloss sich, für das KFG einen Spielfilm zu drehen, weil er glaubt, das käme besser an bei den Zuschauern, erzählt er. Menschliche Emotionen zu sehen und eine richtige Geschichte zu verfolgen, das sei spannender als öde und oberflächliche Werbung, findet Bommas. Im Mittelpunkt des Films steht deshalb nun ein Schulprüfer, dessen grauer und monotoner Alltag durch die Begegnung mit KFG-Schülern unterbrochen wird.
Durch kleine, spielerische Geschichten lernt der Prüfer im Laufe des Films den Schulalltag kennen und verliert seine schlechte Laune. Dadurch, dass der Schulprüfer nicht zur Schule gehört, könnten sich die Zuschauer in dessen Rolle hineinversetzen und die Schule von außen kennenlernen. "Die Schule präsentiert sich nicht, die Schule wird präsentiert", sagt Bommas. Man habe damit trotzdem noch das Gefühl, sich wie bei einem Tag der offenen Tür selbst einen Eindruck zu verschaffen.
Außerdem versuchte Bommas, das Image des KFG ein wenig zugänglicher zu machen. Als ältestes Gymnasium Heidelbergs pflege es, so Max, den Ruf als "elitär oder veraltet", besonders aufgrund des Latein- und Altgriechischunterrichts. Kinder sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen: "Nur weil die Schule alt ist, ist sie nicht verkorkst", sagt er. Für die Schauspielrollen war keine Hilfe notwendig. "Das Konzept eines ,KFG-Originals‘ war besonders wichtig", betont Bommas. "Der Film sollte intern geschehen und eine Zusammenarbeit von Lehrern und Schülern sein."
Ein Filmteam für ein privates Projekt zusammenzustellen, sei dagegen in Corona-Zeiten deutlich schwieriger. Viele von Bommas’ Kollegen seien zögerlich, derzeit bei einem Dreh mitzumachen. Ein normaler Ablauf ist auch nicht mehr möglich. Allein beim Dreh am KFG musste vieles angepasst werden, um sich an die Corona-Auflagen zu halten: regelmäßiges Lüften etwa oder die Maske nur dann absetzen, wenn der Regisseur "Action" ruft.
Bommas lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. "Film ist schon immer mein Traum, es gab noch nie einen Plan B", sagt er. Er möchte Regie studieren, glaubt aber auch, das meiste durch praktische Übung zu lernen. Aktuell plant er für 2021 einen Kurzfilm über Kolonialismus und knüpft hierfür schon die ersten Kontakte.