Winfried Schwab ruft nun den Vatikan an: Er will unbedingt als Abt zum Stift Neuburg zurückkehren. Foto: Alex
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Das Stift Neuburg nähert sich dem letzten Akt eines Dramas: Denn der entlassene Abt Winfried Schwab wird sich an die Apostolische Signatur im Vatikan wenden, um die Umstände seiner Absetzung prüfen zu lassen. Das bestätigte auf RNZ-Nachfrage der Abtpräses der Beuroner Kongregation, sozusagen des Dachverbandes von 17 deutschsprachigen Benediktinerklostern, Albert Schmidt: "Nach unserem Prozedere sieht es so aus: Ich setzte Abt Winfried im September ab, dann beschwerte er sich bei mir. Das ging dann an die zuständige Stelle, die Kongregation für das geweihte Leben in Rom. Sie sagte mir im Februar, dass die Absetzung gültig sei. Nun kann Abt Winfried sich nur noch bei der Apostolischen Signatur beschweren. Sie prüft nicht mehr inhaltlich, sondern formal, ob die Absetzung rechtens war."
Das bedeutet, dass bis zur Entscheidung im Vatikan die elf Mönche im Kloster keinen Nachfolger wählen können, und so lange führt Prior Ambrosius Leidinger die Amtsgeschäfte. Wie lange die Hängepartie dauert, kann auch der Abtpräses nicht abschätzen: "Die Apostolische Signatur hat viel Arbeit, ich gehe einmal von einigen Monaten aus." Er selbst sei "relativ zuversichtlich, dass die Absetzung korrekt gelaufen ist".
Wenn diese höchste Ordensinstanz Schmidt recht gibt, dann könnte der Konvent recht zügig die Nachfolge regeln. Im Konvent sei "die Auswahl nicht riesig", aber er werde sich da nicht einmischen, weil die Eigenständigkeit der klösterlichen Gemeinschaften bei den Benediktinern besonders ausgeprägt sei. Eine Person von außen sei prinzipiell denkbar, sogar Winfried Schwab, der als Ex-Abt dem Konvent angehört, wäre prinzipiell wählbar - dieses Szenario hält Abtpräses Schmidt allerdings für "nicht naheliegend". Zumal es Brauch sei, dass der Vorgänger das Kloster für mindestens ein halbes Jahr verlässt, damit der Neue im Amt, "Luft zum Atmen" (Schmidt) habe.
Sollte aber die Apostolische Signatur im Sinne Winfried Schwabs entscheiden, müsse man neu mit dem Konvent überlegen: "Für solche Situationen gibt es kein Rezept." Allerdings sei Schmidt selbst kein Fall bekannt, bei dem ein entlassener Abt wieder von Rom aus eingesetzt wurde. Gegenüber der katholischen Zeitung "Tagespost" bekräftigte Winfried Schwab seine Absicht, wieder nach Ziegelhausen zurückkehren zu wollen: "Ich bin nach Heidelberg gegangen, weil ich gewisse Vorstellungen hatte. An diesen hat sich nichts geändert. Nach wie vor bin ich der Überzeugung, dass wir als Benediktiner dort einzigartige Möglichkeiten haben. Unser Konzept ist tragfähig. Ich stehe immer zur Verfügung, daran weiterzuarbeiten."
Und genau das scheint auch der Knackpunkt in den zweieinhalb Jahren der Amtszeit Schwabs gewesen zu sein: Nicht alle teilten seine Visionen von der Neuausrichtung der Landwirtschaft, der Gastronomie, ja der ganzen wirtschaftlichen Grundlagen, oder dem Umbau des Klosters zu einem spirituellen Zentrum in Heidelberg samt Akademikerappartements. Zumindest wurde ihm der Vorwurf gemacht, sich bei seinem Vorgehen nicht immer mit dem Konvent und der Beuroner Kongregation abgesprochen zu haben.
Das war dann auch einer der Gründe, weswegen er vor knapp einem halben Jahr entlassen wurde. Auch im "Tagespost"-Interview gibt Schwab zu: "Ich habe aber auch festgestellt, dass manche Mitbrüder ihre Schwierigkeiten hatten, sich gedanklich auf einen Wandel einzulassen. Manche, die Jahrzehnte im Kloster leben, konnten den neuen Weg vielleicht einfach nicht mitgehen."
Wie geht es nun konzeptionell mit dem Kloster weiter? Auch hier herrscht erst einmal Stillstand - wenn man mal davon absieht, dass die Gastronomie von Mittwoch bis Sonntag geöffnet hat. Abtpräses Schmidt sagt: "Ich will dem künftigen Oberen nicht vorgreifen."
Gelegentlich wird der Vorwurf geäußert, die Beuroner Kongregation wolle das überalterte Stift Neuburg langfristig schließen und das Anwesen verkaufen. Das, so Schmidt, "entbehrt jeder Grundlage. Ich sehe mich nicht als Schließer, sondern als Begleiter eines Klosters. Die Gemeinschaft ist zwar klein, aber es ist nicht der Punkt erreicht, an dem man hier das Ordensleben beenden könnte."