Einige Erntehelfer sind auf den Feldern in Handschuhsheim bereits bei der Arbeit. Foto: kaz
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg. Strahlender Sonnenschein, eisige Windböen: Auf einem Acker in Handschuhsheim stechen Erntehelfer aus Osteuropa den letzten Freiland-Feldsalat der Saison. Sie arbeiten für die Gärtnerei Grieser und kamen schon Ende Januar hierher, um beim Pflanzen bunter Blattsalate in den Gewächshäusern zu helfen. Jürgen Grieser beschäftigt schon seit vielen Jahren Saisonarbeiter. Zur Zeit sind es sieben. Im Frühsommer könnte er zwei oder drei mehr gebrauchen. Ob sie kommen können oder überhaupt wollen, ist allerdings noch völlig unklar.
Gärtner Jürgen Grieser in seinem Gewächshaus in Handschuhsheim. Sieben Saisonarbeiter sind aktuell bei ihm beschäftigt – im Frühsommer könnte er mehr gebrauchen. Ob diese kommen können, ist unklar. Foto: kazLegen fehlende Erntehelfer die Landwirtschaft lahm? Das ist während der Corona-Krise ein großer Unsicherheitsfaktor. Schon hat die Regierung angeregt, nun sollten auch Deutsche diese Arbeit übernehmen. Tatsächlich hat Jürgen Grieser einige Anfragen bekommen. Ebenso die Gärtnerei Schlicksupp. Dort ist der Bedarf etwa drei Mal so hoch. Besonders wenn die Erdbeer- und neuerdings auch die Spargelernte ansteht. Peter Schlicksupp hat nun einige Helfer einfliegen lassen.
Es gibt allerdings auch Betriebe, die aus dem Ausland mehrere Absagen bekommen haben. Der Vorsitzende der Gärtnervereinigung, Hans Hornig, schätzt die Zahl der benötigten Helfer insgesamt auf "unter 100". Er sieht allerdings bereits logistische Probleme bei der Arbeit auf den Feldern. Hier den "Mindestabstand" einzuhalten, ist nicht einfach. Auch die Fahrt der Helfer im Kleinbus von einem Acker zum anderen dürfte in diesen Zeiten nicht mehr möglich sein.
Untergebracht sind die Saisonkräfte meistens in ausgebauten Scheunen oder Wohncontainern. Hans Hornig hat aber zum Beispiel auch Angestellte, die auf dem Emmertsgrund wohnen und auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind. Diesen nun auszudünnen, hält er für falsch. Schließlich sei die Gefahr, sich mit dem Corona-Virus anzustecken, in vollen Bussen und Bahnen besonders hoch.
Und was hält er davon, dass sich Berufstätige, die wegen der Krise derzeit nicht arbeiten dürfen, aber auch Studierende als Erntehelfer bewerben? Er geht davon aus, dass viele die schwere Feldarbeit unterschätzen. Leute nur stundenweise zu beschäftigen, wäre seiner Ansicht nach eine Alternative. Und welche Auswirkungen hat die Corona-Krise schon jetzt auf die Gärtnereien? Der Direktverkauf an Ständen und in den Hofläden läuft auf Hochtouren.
So hat Peter Schlicksupp beispielsweise festgestellt, dass sich die Kundschaft in letzter Zeit vor allem mit haltbarem Wintergemüse eindeckt. So seien kürzlich schon am Mittag die Kohlrabi ausverkauft gewesen. Im Hofladen gelten wie überall im Lebensmittelhandel inzwischen strenge Hygienevorschriften. Wer die Kundschaft bedient, kommt nicht mit Bargeld in Kontakt. Und werden Obst und Gemüse insgesamt teurer? Das hält Hans Hornig angesichts der Krise, die sich auch auf Im- und Export auswirkt, durchaus für möglich, versichert aber: "Wir wollen mit der Krise kein Geschäft machen."
Bei der Gärtnerei Grieser ernten die Saisonarbeiter unterdessen nicht nur Blattsalate, sondern kümmern sich auch um die frisch gepflanzten Tomaten und Gurken. Auf einer Anbaufläche von rund anderthalb Hektar wächst das Gemüse unter Glas oder im Folientunnel. Dazu kommen noch sieben Hektar Freilandfläche – ob diese auch von Saisonarbeitern bearbeitet werden können, bleibt allerdings weiter offen.