Über 150 Menschen kamen zur Sommerbühne, um der Musik von Rapper Muso zu lauschen. Foto: Lenhardt
Von Florian Richter
Heidelberg. Es ist eine echte humanitäre Tragödie, der an diesem Mittwochabend auf der Sommerbühne des Karlstorbahnhofs Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Eine Tragödie, die sich seit Wochen in dem Geflüchtetenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos abspielt. Rund 13.000 Menschen sind dort nach einem Großbrand über Nacht obdachlos geworden. Gemeinsam mit der Initiative "Heidelberg hilft" stellte der Karlstorbahnhof nun ein Benefizkonzert unter dem Motto "Hilfe für Moria" auf die Beine, um Spenden zugunsten der Notleidenden zu sammeln. Die Künstlerinnen und Künstler verzichteten für ihren Auftritt auf jegliche Gage.
Foto: LenhardtDas Konzert war ein voller Erfolg. Mehr als 150 Menschen kamen zur Sommerbühne, über 2600 Euro an Hilfsgeldern konnten gesammelt werden. Caroline Thiemann vom Karlstorbahnhof war begeistert: "Viele spendeten, obwohl sie gar keinen Platz mehr im Publikum bekamen."
Auch Einzelstadtrat Waseem Butt, der den Aktivisten und Mitinitiatoren Daniel Kubirski vertrat, war von der Anteilnahme der Heidelbergerinnen und Heidelberger gerührt. "Als ich zu einer Spendenaktion aufgerufen hatte, hatte ich gehofft, dass wir ein Auto mit Waren voll bekommen", erzählt er. Doch bereits nach zwei Tagen habe man so viele Sachspenden sammeln können, dass ein Fahrzeug allein nicht mehr ausreichte. "Hunderte Menschen kamen zu mir, viele ältere Damen, Familien, Kinder, teilweise sogar mit Neuwaren." Als Butt davon berichtet, kommen ihm die Tränen. Diese Hilfsbereitschaft berühre ihn sehr, meint er.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist Butt eine Frau. Nach ihrem Geburtstag hatte sie Waren im Wert von 700 Euro eingekauft. Den ganzen Tag war sie unterwegs, um Zelte, Schlafsäcke und vieles mehr zu besorgen. Eine Anteilnahme, die den Stadtrat tief beeindruckt hat. Für ihn ist ohnehin klar: Die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger wird insbesondere vonseiten der Politik unterschätzt. "Sie wird blockiert und ist nicht gefragt." Er wolle das Benefizkonzert daher auch als Appell an die Politik sehen: "Wenn Sie nur erlauben, uns Deutsche, Heidelberger, helfen zu lassen, dann reicht uns das."
Viele lokale Künstlerinnen und Künstler machten den Abend mit einer bunten Mischung von Weltmusik bis hin zu Rap zu einem Besonderen. Neben Percussionist Erwin Ditzner, Rapper Muso, Oliver Kuka und Matthias Paul von "Tutu Toulouse" begeisterten Jutta Glaser und Jochen Seiterle sowie Dominik Baer das Publikum. Letzterer berichtet zu Beginn seines Auftritts davon, wie er in jungen Jahren seine Eltern bei deren Arbeit in Flüchtlingslagern begleitet hatte. Dabei habe den Singer-Songwriter eine Frage nie losgelassen: "Was, wenn ich dort geboren wäre? Niemand weiß, warum wir hier geboren sind und die da – das ist aber auch das Einzige, das uns unterscheidet."
Alle Hilfsgelder kommen nun dem Verein "Frankenkonvoi" zugute. Seit 2015 engagiert sich dieser in der Ersthilfe von Geflüchteten. Tom Geisbuesch, Vorstand des "Frankenkonvois", bedankte sich schon einmal schriftlich für die Unterstützung – und er konnte eines garantieren: "Jeder einzelne Cent kommt Hilfsbedürftigen zugute!"