Ministerpräsident Kretschmann, Bundesumweltministerin Schulze und Oberbürgermeister Würzner eröffnen in ICCA-Kongress in der Stadthalle. Foto: ani
Heidelberg. (ani) Es soll das Jahr des Handelns werden, das Jahr der Entscheidungen, der Umwälzungen - das Jahr des Klimaschutzes. Bei der Eröffnung der großen "International Conference on Climate Action" (ICCA) gestern in der Stadthalle stellten Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner, Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) quasi unisono ein Bekenntnis voran: In Sachen Klimaschutz muss jetzt endlich gehandelt werden.
Rund 800 Besucher aus über 50 Ländern weltweit sind noch bis heute bei der zweitägigen Konferenz, die von der Stadt sowie den Umweltministerien von Bund und Land organisiert wird, zu Gast. Sie alle haben ein Ziel: praktische, vor allem aber "radikale Lösungen", wie es Kretschmann ausdrückte, für den Klimaschutz erarbeiten.
Dafür gibt es Workshops, Diskussionen und Rundgänge für die Fachvertreter aus Städten, Kommunen, der EU und UN. Am Ende soll ein "Heidelberg Outcome" stehen - ein Ergebnispapier, das auch beim Nachhaltigkeitsgipfel der Vereinten Nationen im September in New York präsentiert werden soll.
Die Delegation von "Friday for Futures". Foto: aniIn diesem Sinne begrüßte auch OB Würzner die Gäste: "Wir freuen uns, dass Heidelberg Tagungsort ist." Auch hier sehe man, dass "die Klimaveränderung immer stärkere Ausmaße annimmt - werfen Sie nur einen Blick nach draußen", so Würzner. Denn auch Starkregen- und Hochwasserereignisse wie am Dienstag seien Beleg für den Klimawandel. "Es ist keine Zeit mehr zu verlieren", appellierte Würzner. Es brauche jetzt konkrete Aktionspläne - und dafür auch finanzielle Unterstützung von Bund und Land.
Als Stadt alleine könne man das nicht stemmen - auch wenn Heidelberg bereits Vorreiter sei. Würzner sprach von der Bahnstadt, der größten Passivhaussiedlung weltweit, von der städtischen Unterstützung für umweltgerechte Mobilität, aber auch von den Bürgern dieser Stadt, "die eigentlich bereit wären, noch weiter zu gehen". Immerhin bewegten sich hier schon gut 70 Prozent autofrei - "und trotzdem erreichen wir unsere Klimaziele nicht", machte Würzner deutlich.
Dennoch ist Heidelberg auch für Kretschmann "schon seit vielen Jahren Vorbild beim Klimaschutz". Voneinander lernen, sich vernetzen, kreativ werden: Auch das sind Anliegen der Konferenz. Denn: "Selbst wenn wir in meinem Land den größten Klimaschutz aller Zeiten haben, hat das global nur kleine Effekte", so Kretschmann.
Umweltministerin Schulze warb unterdessen für ihr Klimaschutzgesetz, das noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll. Darin soll etwa festgeschrieben werden, dass die Bundesrepublik ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 Prozent gegenüber 1990 reduziert. Das Ziel sei außerdem, so Schulze, die Erderwärmung schon bei 1,5 Grad anzuhalten.
Dabei nahm Schulze die Städte als wichtigen Teil der Lösung in die Pflicht - schließlich lebe die halbe Weltbevölkerung in Städten, die für mehr als 60 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Es müsse sich lohnen, "kleinere, energiesparende Autos zu fahren", so die Ministerin, "und wer meint, er muss die dicken Autos fahren, der muss auch zahlen." Von der Konferenz erhofft sie sich neue Impulse - "und dass die gewonnenen Erkenntnisse auch in Taten umgesetzt werden". Sie forderte: "Erzählen Sie es überall auf der Welt, was hier in Heidelberg passierte."
Dass hier tatsächlich etwas passiert, fordern auch die Schüler von "Fridays for Future". Zwei prominente deutsche Vertreter, Jakob Blasel und Luisa Neubauer, sprachen unter tosendem Applaus. Sie haben keine Lust mehr, von Politikern verhätschelt zu werden. "Sie sagen immer nur, wie toll es ist, was wir machen - aber handeln nicht", meinte Blasel. Die Schüler fordern konkret: "Jegliche Subventionen für fossile Energiegewinnung einstellen." Und: "Deutschland soll bis 2035 klimaneutral werden - ebenso wie jedes andere reiche Land und jede reiche Stadt dieser Welt." Neubauer sagte: "Unser Leben und Altern soll nicht von kollabierenden Ökosystemen um uns herum bestimmt sein." Sie appellierte: "Wir sehen hier viele Macher - machen Sie!"
Update: 22. Mai 2019. 20.52 Uhr