Hilde Domin im Jahr 1997. Foto: Kresin
Heidelberg. (dns) Ihre Gedichte wurden in 26 Sprachen übersetzt, 2004 wurde sie Ehrenbürgerin Heidelbergs – und jetzt soll hier auch eine Straße nach der Schriftstellerin Hilde Domin benannt werden. Die Wahl-Heidelbergerin, die von 1961 bis zu ihrem Tod 2006 in der Stadt lebte, ist einer von elf Menschen, die die Stadtverwaltung als Namenspaten für die Straßen und Plätze im Hospital-Gelände vorschlägt. Nachdem im Heidelberg Innovation Park vornehmlich Männer zum Zug kamen, legte die Verwaltung nun Wert darauf, vor allem weibliche Namen für das Wohngebiet im Süden Rohrbachs auszusuchen. So stehen auf der Liste, die ab nächster Woche in politischen Gremien beraten wird, acht Frauen und drei Männer.
Marie Marcks (2007). Foto: dpaDabei soll auch eine prominente Zeitgenossin Domins geehrt werden: Die Karikaturistin Marie Marcks, die ebenfalls den Großteil ihres Lebens – bis zu ihrem Tod 2014 – in Heidelberg verbracht hat. Für ihre lustigen und oft kritischen Zeichnungen wurde sie 1995 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Wie diese beiden großen Heidelbergerinnen waren auch die meisten der anderen Namenspatinnen und -paten im kulturellen oder sozialen Bereich tätig. So sollen zwei Wege nach den Komponistinnen Clara Schumann (1819-1896) und Fanny Hensel (1805-1847) benannt werden. Mit Hanna Nagel (1907-1975) soll zudem eine weitere Heidelberger Zeichnerin geehrt werden. Schriftstellerin Domin bekommt Gesellschaft durch ihren russischen Kollegen Ossip Mandelstam (1891- 1938). Dieser war von 1909 bis 1910 für einen Studienaufenthalt in Heidelberg.
Weil sie sich in Heidelberg sozial und politisch engagierten, sollen zudem Straßen und ein Platz nach Marie Clauss (1882-1963), Katharina Freifrau von Künßberg (1883-1978) und Therese Wiesert (1893-1990) benannt werden. Clauss hatte 1922 eine Arztpraxis in Heidelberg eröffnet und betreute auch in der NS-Zeit weiter jüdische Patienten. Außerdem half sie, den Rechtsanwalt und Hochschullehrer Max Hachenburg vor den Nazis zu verstecken. Die Botanikerin Künßberg engagierte sich für Frauenrechte. 1942 musste sie sich als Jüdin verstecken. Nach dem Krieg kehrte sie nach Heidelberg zurück und war unter anderem Gründungsmitglied des Deutschen Frauenrings. Wiesert war ab 1921 Fürsorgeschwester und setzte sich vor allem für die Mütterberatung ein. Nach der Machtübernahme der Nazis setzte sie trotz Denunziation und Disziplinarverfahren ihre Kontakte zu jüdischen Familien fort.
Daneben finden sich auch ein Historiker sowie ein Chemiker auf der Liste: So soll eine Straße nach Golo Mann (1909-1994) benannt werden, der nicht nur Sohn von Thomas Mann war, sondern nach Studium und Promotion in Heidelberg auch einer der wichtigsten Historiker der Bundesrepublik. Ebenfalls in Heidelberg hatte der russische Chemiker Dimitri Iwanowitsch Mendelejew (1834–1907) studiert, der als Entdecker des Periodensystems der Elemente gilt.