Seit Sonntag werden im Zentralen Impfzentrum in Patrick-Henry-Village Freiwillige gegen das Coronavirus geimpft. Beim Start der Impfkampagne läuft jedoch noch nicht alles rund, wie mehrere RNZ-Leser berichten. Foto: Rothe
Von Julia Lauer und Sarah Hinney
Heidelberg. 372 Personen sind in Heidelberg im Zentralen Impfzentrum (ZIZ) im ehemaligen Supermarkt in Patrick-Henry-Village und durch mobile Impfteams in der Region am Sonntag geimpft worden. Das teilte das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises auf RNZ-Anfrage mit. Viele Menschen verbinden mit dem Impfstart große Hoffnungen.
Die RNZ erreichten am Montag aber auch zahlreiche Anrufe von Leserinnen und Lesern, die zeigen, dass es bei dem zügigen Impfstart zwischen den Jahren an einigen Stellen mächtig hakt und noch viele Fragen offen sind.
Unter der Rufnummer 116117 sollen Über-80-Jährige ab sofort ihren Impftermin ausmachen können – so steht es zumindest auf der Internetseite des Landes Baden-Württemberg. Notwendig sind dazu zwei Termine im Abstand von rund 21 Tagen. Auf der Seite www.116117.de ist allerdings zu lesen, dass es noch nicht möglich ist, Termine zu vereinbaren. Mehrere Leser berichteten, dass es auch praktisch nicht klappt.
Karl Böhler aus Dossenheim, 86 Jahre, hätte gerne einen Impftermin im Zentralen Impfzentrum in PHV vereinbart. Aber es war kein Durchkommen unter der Service-Hotline. "Zwischen 7.30 und 10 Uhr war immer belegt oder ich war in der Warteschleife", ärgert er sich. "Und als ich endlich mit einem Mitarbeiter verbunden war, sagte er mir allen Ernstes, ich sei noch gar nicht dran." Dabei gehört Böhler aufgrund seines Alters zu denjenigen Personen, die vorrangig eine Impfung erhalten. Bei der Hotline kam es im ganzen Land zu Problemen.
Einfacher lief zumindest die Terminvergabe über die Webseite. Unter www.impfterminservice.de können Impfberechtigte ihre Termine vereinbaren. Derzeit sind das vor allem Menschen, die das 80. Lebensjahr vollendet haben. Die Sache hat jedoch mehrere Haken:
Zum einen wissen manche Menschen nicht, dass sie sich selbst um einen Termin kümmern müssen – das ist auch nicht in allen Bundesländern gleich. In Baden-Württemberg jedenfalls laden die Krankenkassen im Moment nicht mit einem Schreiben zum Impfen ein.
Der zweite Haken: Viele der Über-80-Jährigen sind technisch nicht versiert genug, um eine Online-Buchung durchzuführen. Zumal man bei der Buchung über die Internetseite auch noch entweder eine E-Mail-Adresse oder eine Handy-Nummer parat haben muss. Dorthin wird ein Code geschickt, den man für die weiteren Schritte der Terminvereinbarung im Internet braucht – eine Festnetznummer allein reicht nicht.
Glücklich kann sich also schätzen, wer Kinder oder Bekannte hat, die bei der Terminbuchung helfen. Seine Tochter habe ihm zur Seite gestanden, berichtet ein Heidelberger, der ebenfalls 86 Jahre alt ist. Ergebnis: Noch an diesem Dienstag hat er seinen ersten Termin.
So viel Glück haben nicht alle. Selbst wer Anspruch auf einen Termin hat und sich frühzeitig impfen lassen möchte, muss sich jetzt etwas gedulden. Bereits am Montagnachmittag waren alle Termine bis zum kommenden Wochenende ausgebucht, wie das Gesundheitsamt berichtet.
In der ganzen Stadt ist der Weg zum Zentralen Impfzentrum ausgeschildert – so wie hier am Römerkreis. Foto: RotheWenn aber die Terminfindung erfolgreich war, stehen viele Heidelberger gleich vor dem nächsten Problem: Sie müssen auch zum ZIZ gelangen. Eine Anbindung über den öffentlichen Nahverkehr gibt es aber noch nicht. Die Stadt arbeite an einer regelmäßigen Anbindung, teilt ein Rathaussprecher auf Anfrage mit. Aktuell geht es also am besten mit dem eigenen Auto.
Die Adresse für das Navigationsgerät: South Gettysburg Avenue 45, 69124 Heidelberg. Der Weg ist ab der Innenstadt zudem ausgeschildert.