Drei Stolpersteine in Großsachsen
Tochter von Rudi Frößinger ist Initiatorin - Projekt wird vollständig über sie finanziert
Von Annette Steininger
Hirschberg. Manchmal finden sich die interessanten Themen in der Verwaltungsvorlage für die Gemeinderatssitzungen erst am Schluss: So ist diesmal im Schriftstück für die Sitzung am kommenden Dienstag, 28. November (18.30 Uhr im Rathaus), dem letzten Tagesordnungspunkt zu entnehmen, dass in Großsachsen Stolpersteine verlegt werden sollen.
In nicht-öffentlicher Sitzung hat das Gremium bereits am 24. Oktober unter bestimmten Voraussetzungen einer Privatinitiative zugestimmt. Mit den Stolpersteinen soll an die NS-Opfer in Großsachsen erinnert werden. Voraussetzung für die Verlegung ist aber, so die Bedingung des Gemeinderats, dass das Opfer hier seinen letzten selbstbestimmten beziehungsweise selbst gewählten Wohnort hatte. Zudem sollen die heutigen Eigentümer des Gebäudes, vor dem der Stolperstein verlegt würde, der Maßnahme zustimmen. Weitere Bedingung: Die durch das Projekt entstehenden Kosten sollen vollständig durch die Initiatoren finanziert werden.
Hintergrund
Annette Steininger zur Stolperstein-Entscheidung
Transparenz ist ein Thema gewesen, das sich Bürgermeister Manuel Just von Anfang an auf die Fahne geschrieben hat - und in der Regel auch beherzigt. Doch ausgerechnet bei einer Entscheidung von öffentlicher Relevanz wie
Annette Steininger zur Stolperstein-Entscheidung
Transparenz ist ein Thema gewesen, das sich Bürgermeister Manuel Just von Anfang an auf die Fahne geschrieben hat - und in der Regel auch beherzigt. Doch ausgerechnet bei einer Entscheidung von öffentlicher Relevanz wie jetzt zu den Stolpersteinen setzt er auf nicht-öffentliche Beratung. Und das ohne Not. Hätte doch der Gemeinderat die grundsätzliche Entscheidung zu den Steinen durchaus öffentlich diskutieren können, wenn man Namen und Gebäude außen vorgelassen hätte. Dann wären die Privatinteressen geschützt gewesen. In anderen Kommunen wie in Schriesheim, in denen die Stolpersteine zum Teil durchaus kontrovers diskutiert worden sind, ging das auch.
Ob Just Sorge hatte, dass es aus dem Gremium Gegenwind gibt? Wenn ja, war diese absolut unbegründet, wie der Gemeinderat mit seinem einmütigen Votum bewiesen hat. Er hat damit den Weg frei gemacht für eine gute Aktion, mit der auch in Großsachsen die NS-Opfer nicht in Vergessenheit geraten. Während in Leutershausen die ehemalige Synagoge samt Denkmal und Tafel an die traurige Vergangenheit erinnert, hat bislang im anderen Hirschberger Ortsteil eine Erinnerungsstätte gefehlt. Schön also, dass der Gemeinderat die Initiatorin mit seiner Entscheidung unterstützt. Weniger schön dagegen, dass er dies hinter verschlossenen Türen macht und damit auch die Chance vergibt, die Bedeutung der Stolpersteine zu vermitteln. Mehr Mut also zu mehr Transparenz ist hier gefragt. Dann stolpern auch weniger Bürger über intern getroffene Entscheidungen.
Wie Bürgermeister Manuel Just auf RNZ-Nachfrage sagte, handele es sich bei der Initiatorin um Jeannet-Susann Kiessling. Sie ist die Tochter des Ehrenvorsitzenden des Turnvereins "Germania" Großsachsen, Rudi Frößinger, und lebt mittlerweile in Kalifornien (USA). Frößinger bestätigte die Initiative seiner Tochter und verwies für weitere Auskünfte auf sie. Jeannet-Susann Kiessling war allerdings bislang nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen. Frößinger erläuterte aber schon einmal, dass er einst selbst in dem Haus, vor dem die Stolpersteine verlegt werden sollen, gelebt habe.
Laut Just geht es um insgesamt drei solcher Steine, die ihren Platz vor der Landstraße 6 finden könnten. Eben vorausgesetzt, die Eigentümer des Gebäudes stimmen zu. Inwiefern sich Kiessling diesbezüglich schon mit den Besitzern verständigt hat, konnte der Bürgermeister nicht sagen. In Schriesheim hatte sich der Gemeinderat erst kürzlich mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass weitere 25 Stolpersteine verlegt werden können - auch ohne das Einverständnis der Hauseigentümer einzuholen.
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Generell müssen die Gremien aber eine Entscheidung treffen, wenn die Steine - wie üblich - in öffentlichem Raum platziert werden, also beispielsweise auf dem Bürgersteig. Das Votum des Gemeinderats in Hirschberg spricht laut Just "eine eindeutige Sprache"; es fiel nämlich einmütig aus. Allerdings in nicht-öffentlicher Sitzung. Darauf angesprochen, warum das Gremium dieses für die Bürger wichtige Thema nicht öffentlich diskutiert hätte, sagte Just, dass dies einen einfachen Grund habe: Es gebe bloß ein betroffenes Gebäude, weshalb die Thematik in den privaten Bereich gehe. Just berief sich hier auf die in der Gemeindeordnung geregelte Nicht-Öffentlichkeit bei "schützenswerten Interessen".
Öffentlich dagegen ist am Dienstag die Einbringung des Haushalts 2018, der Forstwirtschaftsplan 2018 sowie die Entscheidung über eine höhere Förderung von Volkshochschule und Musikschule Badische Bergstraße. Weitere Themen sind der Kanalhauptentwurf "Carl-Benz-Straße" und die Kooperation mit dem DRK bezüglich eines Integrationsmanagers.