Der Biergarten des "Zum Achter" liegt direkt an der Neckarwiese, östlich der Theodor-Heuss-Brücke und bietet Schlossblick. Wirtin Ursula Krauß (Mitte) hat schon 2005 das Restaurant vom Ruderverein übernommen und bedient gelegentlich auch selbst. Foto: Rothe
Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Es ist traumhaft gelegen - und doch kein Touristenlokal. Das "Zum Achter", Neuenheimer Landstraße 3A, hat seinen kleinen Biergarten direkt an der Neckarwiese. Nachdem bis Mitte 2011 dort der Kiosk von Veronika Brecht und ihrem Stiefenkel die Leute mit Getränken versorgte, tut das seit Mai 2012 die Wirtin Ursula Krauß.
Das Besondere: Hier gibt es nach alter bayerischer Tradition keine warmen Speisen, sondern jeder Gast bringt sein "Vesper" selbst mit und genießt dazu die kühlen Getränke aus dem historisch anmutenden Wagen - eine Einzelanfertigung, die speziell nach den Anweisungen der Stadt gebaut wurde, um den höchsten Ansprüchen zu genügen. Mit seinen alten Wagenrädern ist der allerdings auch ein zusätzlicher Blickfang.
Die RNZ testet die Biergärten in Heidelberg. Dieses Mal haben wir uns das "Zum Achter" in Neuenheim angeschaut. Nun ist Ihre Meinung gefragt: Wieviele Sterne würden Sie dem "Achter" geben?
Die Atmosphäre: Ein wenig knirschender Kies unter den Füßen und eine reichlich Schatten spendende Kastanie über den Köpfen, dazwischen vereinzelt ein Schirm, Bierzeltgarnituren, Tische und Stühle. Hin und wieder leuchtet die gelbe Lampe links an der Straße: "Vorsicht Boottransporte" und die Ruderer tragen ihre Sportgeräte auf dem Kopf ins Vereinsheim. Auf der anderen Seite erstreckt sich das Stadtpanorama mit Schlossblick. Viele Gäste kennen sich untereinander oder lernen sich hier kennen, reichen ihre mitgebrachten Speisen an den Nachbartisch, lehnen sich entspannt zurück. Der Fluss rauscht leise, die Autos an der Uferstraße gelegentlich etwas lauter. Im Dämmerlicht sorgt die altmodische Lichterkette, längs über den kleinen Platz gespannt, für stimmungsvolle Beleuchtung.
Sitzplätze: An 17 Tischen gibt es in etwa 65 Sitzplätze. Oben im Restaurant sind es über 100, etwa 40 davon auf der Terrasse. Reserviert wird im Biergarten übrigens nicht: "Die Leute sollen einfach kommen", findet Krauß.
Die Spezialitäten: "Unsere Spezialität ist, dass es hier ein bayerischer Biergarten ist - und zwar der einzige in Heidelberg", erklärt Ursula Krauß. Das heißt: Bis auf Brezeln vom Ständer zu 1,20 Euro das Stück gibt es nichts zu essen. Die Speisen dürfen dafür selbst mitgebracht werden. "Der Pizzaservice weiß auch schon, wo der Biergarten ist", lacht die Wirtin. Und mittlerweile werde das Konzept auch sehr gut angenommen. Das war nicht immer so: "Die Leute haben lange gebraucht, bis sie sich daran gewöhnt haben", gibt Krauß zu. Da existiere wohl noch eine Hemmschwelle, mutmaßt sie.
Die Getränkepreise: Vom Pils über das Hefeweizen und das Radler kostet der halbe Liter Bier vom Fass je 3,90 Euro. Eine Apfelschorle oder Softdrinks (je 0,5 Liter) gehen für 3 Euro über die Theke. Wein für 3,80 Euro (0,2 Liter).
Die Geschichte: Den Biergarten gibt es seit Mai 2012. Das dazugehörige Lokal "Zum Achter" hat Krauß bereits 2005 vom Ruderverein übernommen. "Ich war also schon am Start, als Veronika Brecht mit ihrem Kiosk noch da war", so die Wirtin. Schon etwa um das Jahr 2010 sei sie mit ihr ins Gespräch gekommen, um die Idee, einen kleinen Biergarten zu eröffnen, zu diskutieren. Brecht war zu dem Zeitpunkt schon sehr alt und Krauß habe nicht gewollt, dass der Platz leer bleibt, sollte sie nicht weitermachen. "Es wäre doch schade, wenn hier nichts mehr wäre", habe sie gedacht. 2010 starb die alte Kioskbesitzerin und die Baugenehmigung erlosch mit ihrem Ableben. Der Stiefenkel versuchte vergeblich, die Stadt davon zu überzeugen, dass er weitermachen könne. "Weil das mittlerweile in einem desolaten Zustand war", erinnert sich Krauß.
Doch als der Kioskwagen Mitte 2011 endgültig eingemottet wurde, wollte die Wirtin nicht durchstarten. In einem Blogeintrag habe es geheißen, jetzt käme dort wohl "Schicki Micki" vom Ruderclub hin. "Da hatte ich keinen Bock drauf", winkt Krauß ab. Deshalb wartete sie noch ein Jahr und eröffnete schließlich 2012, anfangs noch mit 40 Plätzen. "Nach und nach haben wir immer mehr raus gestellt", erinnert sich die Wirtin. Doch jetzt sei sie zufrieden: "Wir sind nicht groß und wollen auch nicht größer werden."
Die Öffnungszeiten: Montags ist der Biergarten geschlossen. Ansonsten ist er dienstags bis freitags von 15 Uhr, samstags ab 14 und sonntags ab 12 Uhr bis jeweils 22 Uhr geöffnet. Am 1. April beginnt die Außenbewirtschaftung, am 30. September endet sie in der Regel. Wenn das Wetter schön bleibt, öffnet Krauß auch noch im Oktober.
Info: Unter www.rnz.de/biergarten sind alle bislang vorgestellten Biergärten aufgelistet. In den Artikeln ist es möglich, bis zu fünf Sterne an die einzelnen Lokale zu verteilen und zwar jeweils bis zu einer Woche nach Erscheinen des Artikels.