2011 wurde sie aus dem Dornröschenschlaf geweckt: Die Waldschenke auf dem Heiligenberg lockt mit gutbürgerlicher Küche und jeder Menge Idylle. Rundherum wartet die geschichtsträchtige Nachbarschaft darauf, erkundet zu werden. Foto: Friederike Hentschel
Von Karla Sommer
Heidelberg. In 440 Metern Höhe, auf dem Heiligenberg, ist es nicht nur um die fünf Grad kühler. Dort oben kann man sich auch gut niederlassen - im urigen Biergarten der "Waldschenke". Sie ist mit ihrem schönen Außenbereich der ideale Ort, um sich vom Trubel in der Stadt zu erholen. Wobei rund um die Thingstätte und das Michaelskloster auch ein Wanderparadies lockt. Nach einem ausgiebigen Spaziergang oder einem Aufstieg von mehreren Seiten, wie von Handschuhsheim, Neuenheim oder Ziegelhausen, kann man es bei der Familie Lingner, die das Lokal seit 2011 führt, gut aushalten.
Die RNZ testet die Biergärten in Heidelberg. Dieses Mal haben wir uns die Waldschenke auf dem Heiligenberg angeschaut. Nun ist Ihre Meinung gefragt: Wieviele Sterne würden Sie der Waldschenke geben?
Die Atmosphäre: Das in den Jahren 2007 bis 2011 in einen Dornröschenschlaf gefallene Restaurant hat Hagen Lingner mit Frau, Tochter und Sohn wiedererweckt. Er hat es von der Stadt gekauft, viel investiert, es erweitert mit einem Anbau und einer Terrasse und damit wieder ein attraktives Ausflugsziel und zusätzlich einen Veranstaltungsort geschaffen. Der Charakter der alten "Waldschenke", wie viele Heidelberger sie kannten, ist erhalten worden - mitten im Wald in geschichtsträchtiger Nachbarschaft. Und der Biergarten hat auch seinen Charme nicht verloren, liegt er doch weiterhin idyllisch unter alten Lindenbäumen. Lingner sagt: "Die Kelten haben gewusst, warum sie sich hier niederlassen."
Die Sitzplätze: In der "Waldschenke" gibt es jetzt 500 Sitzplätze, wobei der Biergarten allein schon über 300 verfügt. Platz genug also für Veranstaltungen aller Art. So treten am Sonntag, 18. August, 20 Uhr, Balsamico und Band auf.
Die Spezialitäten: Auf die Besonderheiten der Speisekarte angesprochen, weiß Wirt Lingner gar nicht, was er zuerst nennen soll. Er entscheidet sich zunächst für die Forellen und Saiblinge, die fangfrisch oder geräuchert auf den Teller kommen. Doch das Wildschwein, in der Umgebung geschossen und als Braten und Bratwurst verarbeitet, darf auch nicht fehlen. Und da es sich hier um eine gutbürgerliche Küche handelt, um die sich drei Köche kümmern, sollten auch das Odenwälder Kochkäseschnitzel, das geräucherte Roastbeef, die Käsespätzle, die Kartoffelsuppe oder die Ofenkartoffeln mit Lachs erwähnt werden.
Die Getränkepreise: Den halben Liter frisch gezapftes Bier bekommt man für vier Euro, ein Weißbier für 3,80 Euro oder - für Autofahrer - ein Glas Wasser für 2,50 Euro, die Cola kostet 3,60 Euro. Weinliebhaber wählen auf der Getränkekarte zwischen verschiedenen Weiß- und Rotweinen, überwiegend aus der Pfalz. Als "Viertele" kosten sie zwischen 4 und 5,60 Euro.
Die Geschichte: Durch seine herausgehobene Lage bot der Heiligenberg einen weiten Blick in die Ebene und ins Neckartal sowie einen natürlichen Schutz. Er war daher schon seit der frühen Jungsteinzeit besiedelt, wovon Steinbeile und Gefäßscherben künden. Ab der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. ließen sich Kelten hier dauerhaft nieder. Von ihrer Besiedelung zeugen noch heute Reste einer doppelten keltischen Ringwallanlage. Die Siedlung auf dem Heiligenberg war vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Zeit hinein das politische, religiöse und kulturelle Zentrum der Region. So alt ist natürlich die Waldschenke nicht. Sie wurde von Gustav Schieß erbaut und 1929 als Wirtschaft Schieß eröffnet. Beim Bau wurden keltische Siedlungsreste entdeckt.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag ab 11 Uhr, Ende offen, warme Küche bis 21 Uhr. Telefon 06221/4385649
Info: Unter www.rnz.de/biergarten sind alle bislang vorgestellten Biergärten aufgelistet. In den jeweiligen Artikeln ist es möglich, bis zu fünf Sterne an die einzelnen Lokale zu verteilen und zwar jeweils bis zu einer Woche nach Erscheinen des Artikels.