Ein Höhepunkt des Jahres auf dem Schloss dürfte die Eröffnung des Gläsernen Saalbaus sein, der ein Glasdach bekommen hat. Michael Bös, Michael Hörrmann und Bernd Müller (v.l.) zeigen auf der Baustelle den Stand der Dinge. Foto: Rothe
Von Hans Böhringer
Heidelberg. Sind die Grenzen des Wachstums erreicht für den Tourismus am Heidelberger Schloss? Letztes Jahr habe man die Besucherzahlen dort erneut erhöhen können, auf 1,16 Millionen, erklärt Michael Hörrmann. Der Geschäftsführer der Organisation "Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg" lobt das Heidelberger Wahrzeichen als das besucherstärkste Monument in seiner Zuständigkeit: "Es macht ein Drittel der Einnahmen aus. Das ist essenziell, weil wir 50 Prozent unseres Etats selbst verdienen müssen." Den Erfolg in diesem Jahr fortzusetzen, sei schwierig, gibt Hörrmann zu bedenken: "Es gibt Rahmenbedingungen, die es selbst für ein international fest verankertes Monument nicht leicht machen."
Die Auswirkungen des Corona-Virus auf die Besucherzahlen seien schon spürbar, erklärt Hörrmann. Das betreffe besonders ausländische Besucher, die sich aus Vorsicht für ein anderes Reiseziel entscheiden würden. "Das wird uns mit Sicherheit bis in die Hauptsaison beschäftigen", meint Hörrmann. Seine Organisation habe dafür einen "permanent tagenden Krisenstab" und eine Hotline eingerichtet, es werde erst einmal keine Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern mehr geben, Einzelfälle würden geprüft. Im täglichen Besucherverkehr bemühe man sich, die Standards zu erhöhen, um zu vermitteln: "Wer zu uns kommt, braucht keine verstärkte Ansteckungsgefahr zu befürchten."
Dennoch kann Hörrmann zusammen mit Michael Bös, dem Leiter der Schlossverwaltung, ein Programm vorstellen, mit dem sie hoffen, auch Leute aus der Region wieder auf das Schloss zu locken.
> Die Skulpturen-Ausstellung "Der allegorische Blick" des Künstlers Jürgen Goertz öffnet am 19. März im Schlossgarten. Unter den Skulpturen sind eher klassische Büsten, aber auch Humorvolles – und ein großer "Schutzengel" direkt beim Besucherzentrum. "Goertz beschäftigt sich seit Jahren mit dem Schloss, es ist an der Zeit, dass er hier gezeigt wird", sagt Hörrmann.
> Beim Saisonauftakt "Frühlingserwachen" öffnet das Schloss am Sonntag, 29. März, die Türen. Da stellt das Servicecenter-Team die Sonderführungen sowie sich selbst vor. "Das wird natürlich noch gewürzt", meint Bös: mit Musik, mit Tanz, mit Kulinarischem. Er ist zuversichtlich, den Tag der offenen Tür trotz Corona-Gefahr durchführen zu können.
> Der Kindertag am 1. Juni präsentiert drei Sonderführungen für Kinder.
> Der Gläserne Saalbau eröffne am 19. Juni, gibt Bernd Müller vom Amt für Bau und Vermögen bekannt. Das Gebäude habe man ausgebaut und hergerichtet. "Dort wird es Kunst, zeitgemäße Architektur und Veranstaltungsflächen geben", erklärt Müller und deutet an, das Gebäude halte auch "Überraschungen" bereit.
> Das Sommerfest am 5. Juli steht unter dem Motto "Unendlich schön". Dieses Thema stelle dem Ewigkeitsanspruch des Schlosses, "dem fast schon verzweifelten Versuch der Menschen, die Erinnerung an sich über ihr biologisches Leben hinaus zu verlängern" (Hörrmann), die barocksche Liebe zum Augenblick entgegen. Beim Fest wird es ein Picknick und Musik geben, Genaueres ist noch nicht geplant.
Bewährte Veranstaltungen des letzten Jahres werden wieder aufgelegt, verspricht Hörrmann: "Shared Reading" und der Aktionstag für Inklusion und Barrierefreiheit. "Barrierefreiheit oder besser Barriere-Armut ist ein großes Thema für uns", erklärt er, denn viele Ältere seien unter den Besuchern. Er sieht deren Möglichkeiten, auf das Schloss zu kommen, momentan kritisch.
Denn zum einen steht die Bergbahn wegen einer Routine-Inspektion bis zum 22. März still. Da gebe es zum Glück Busersatzverkehr alle halbe Stunde von 9 bis 18 Uhr, erklärt Hörrmann. Aber auch beim Bus gebe es Einschränkungen, denn der dürfe nicht mehr über die Neue Schlosstrasse fahren, sondern müsse einen halbstündigen Umweg nehmen.
"Wir wollen die Einschränkungen als Chance begreifen", sagt Hörrmann. Man werde den historischen Weg zum Schloss, den Burgweg, attraktiver machen. Dabei gesteht er ein, diese Lösung stehe nicht unter dem Zeichen der Barrierefreiheit: "Für Menschen, für die 100 Meter eine überlegenswerte Strecke sind, ist das kein Angebot – daran müssen wir arbeiten."