Schon jetzt ist ein Großteil der Plöck Fahrradstraße. Noch in diesem Jahr soll bis auf die Fußgängerzone am Hölderlin-Gymnasium auch der Rest umgewidmet werden. Dann dürfen Radler überall nebeneinander fahren. Foto: Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Als "geordnetes Chaos" hatte der Heidelberger Soziologe Richard Kaum die Plöck mal bezeichnet. Jetzt will die Stadtverwaltung zumindest etwas mehr Ordnung in die Altstadtstraße reinbringen: "Im Moment ist das so ein bisschen Gestückel", so der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck. Denn ein Teil der Plöck ist schon jetzt Fahrradstraße, ein Teil "normale" Straße und ein kleiner Teil Fußgängerzone. "Wir hätten gerne ein durchgängiges System." Zwar soll die Fußgängerzone am Hölderlingymnasium bleiben, der Rest jedoch im Laufe des Jahres komplett zur Fahrradstraße werden.
Diese Pläne stellte die Stadtverwaltung nun auch im Verkehrsausschuss vor. Beschließen kann sie der Oberbürgermeister zwar alleine, aber die Gemeinderäte dürfen ihre Meinung dazu abgeben – und die war nicht bei allen positiv: "Die Fußgänger sind die Gejagten in der Plöck – und das wird durch die Fahrradstraße nicht besser", fürchtet etwa CDU-Stadtrat Alexander Föhr. Für Menschen mit Rollstühlen oder Kinderwagen sei die Situation schon jetzt "eine Katastrophe", denn die Bordsteine sind viel zu klein. "Außerdem haben wir gerade erst einen teuren Radweg in der Friedrich-Ebert-Anlage angelegt, damit die Plöck entlastet wird", so Föhr. In dasselbe Horn stieß auch Michael Eckert (FDP): "Wenn wir den Fahrradfahrern noch Vorrang in der Plöck einräumen, können sich die Fußgänger überhaupt nicht mehr wehren." Trotz der Vorbehalte verzichteten CDU, FDP und "Heidelberger" jedoch darauf, die Verwaltung per Antrag zum Verzicht auf die Maßnahme aufzufordern.
Das dürfte auch daran gelegen haben, dass die Mehrheit des Gremiums den Vorstoß ohnehin entspannter sieht: "Wir hatten das auch schon 2015 beantragt", erklärte Stadtrat Christoph Rothfuß. "Es ist ja quasi heute schon eine Fahrradstraße. Faktisch wird sich da gar nicht viel ändern." Radfahrer dürften dann offiziell nebeneinander fahren – was sie ohnehin schon täten. Aber die Tempo-15-Zone bliebe genau wie die Fußgängerzone bestehen: "Die Probleme mit den Fußgängern werden bleiben – aber sie werden nicht schlimmer", so Rothfuß.
Einen Ansatz, wie sie vielleicht doch eines Tages gelöst werden könnten, brachte der Beirat von Menschen mit Behinderungen vor. Dieser schlägt vor, aus der Plöck langfristig einen Mischbereich, einen sogenannten "Shared Space", zu machen, in dem alle Verkehrsteilnehmer die gleichen Rechte hätten. Dann könnte man auch die ohnehin zu kleinen Bordsteine abbauen, da die Straße auch für Fußgänger vorgesehen wäre.
"Das wäre – im Gegensatz zur Fahrradstraße – eher eine mittelfristige Maßnahme", erklärte Baubürgermeister Jürgen Odszuck zu dem Vorschlag. Da er ihm erst wenige Tage vorher vorgelegen habe, wollte er sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, "aber in Summe mag das eine sehr gute Idee sein", so der Bürgermeister. Und auch die Stadträte zeigten sich in der Sitzung erst einmal offen für die Pläne.