Das Patrick-Henry-Village im Südwesten von Heidelberg. Foto: Kay Sommer
Von Denis Schnur
Heidelberg. Noch steht der größte Teil von Patrick Henry Village (PHV) leer. Nur ein Drittel der ehemaligen US-Siedlung im Südwesten Heidelbergs wird derzeit vom Land als Ankunftszentrum für Geflüchtete genutzt. Doch das wird sich in den nächsten Jahren ändern: Auf den 97 Hektar soll Heidelbergs neuester Stadtteil entstehen, 5000 Menschen sollen dort arbeiten, 10.000 leben. Innovativ und nachhaltig soll das neue Quartier werden, das steht bereits fest. Doch viele andere Dinge sind noch unklar.
Das soll sich ab Dezember ändern: Dann stellen Stadt, Internationale Bauausstellung und das Stadtplanungsbüro BCAP den "Dynamischen Masterplan" für das Areal vor. "Der Plan setzt einen Rahmen und gibt Qualitätskriterien vor, ist jedoch keine starre Hülle", erklärt IBA-Geschäftsführer Michael Braum. Deshalb spreche man auch vom "dynamischen" Plan: "Heute sind noch nicht alle Herausforderungen abzusehen, die sich in den kommenden Jahren ergeben werden. Insofern ist der Masterplan so angelegt, dass in den einzelnen Entwicklungsschritten auf sich verändernde Bedürfnisse reagiert werden kann." Ein wichtiges Grundprinzip innerhalb des Plans ist die Nachhaltigkeit: "Unser 16. Stadtteil wird in allen Belangen klimafreundlich und nachhaltig sein und gleichzeitig ein moderner und lebenswerter Wohn- und Arbeitsort", betont Oberbürgermeister Eckart Würzner.
Der Masterplan wird ab 11. Dezember in den städtischen Gremien diskutiert. Gleichzeitig sollen auch die Bürger die Möglichkeit erhalten, mitzureden. Dazu können sie unter anderem ab 9. Dezember Anregungen online unter www.phv-mitsprechen.de einreichen. Anfang des nächsten Jahres, am 12. Januar, können sie sich zudem ein Bild vom künftigen Stadtteil machen. Dann findet im Süden des Areals das städtische Bürgerfest statt. Zwei Monate später – im März 2020 – soll der Gemeinderat den Masterplan beschließen.
Wie schnell dessen Inhalte dann umgesetzt werden, hängt vor allem von einer Frage ab, die ebenfalls ab Dezember in den Gremien der Stadt behandelt wird: die Zukunft des Ankunftszentrums. Erst wenn ein Alternativstandort für die Einrichtung gefunden wurde, kann mit der tatsächlichen Entwicklung von PHV begonnen werden. Das Land hat dafür 2018 das Gewann Wolfsgärten bei Wieblingen vorgeschlagen und nun der Stadt einen Entwurf vorgelegt, wie dieses bebaut werden könnte. Es gilt als unwahrscheinlich, dass die Heidelberger Stadträte dem Areal als Standort zustimmen. Vermutlich werden sie dem Land stattdessen eine andere Fläche innerhalb von PHV vorschlagen.
Aber auch abgesehen vom Ankunftszentrum gibt es bei der Entwicklung des neuen Stadtteils viele Unbekannte: So sollte sich der städtische Verkehrsausschuss eigentlich schon im Oktober damit befassen, wie man das Heidelberger Straßenbahnnetz bis PHV ausweiten kann. Schließlich soll der Anschluss möglichst schnell erfolgen, damit nicht nur Autobesitzer als Pioniere in den neuen Stadtteil ziehen. Doch das städtische Verkehrsmanagement hat die entsprechende Vorlage im Vorfeld zurückgezogen, da es noch Abstimmungsbedarf gebe: "Dieser betrifft unter anderem das weitere Vorgehen im Zuge von möglichen Varianten der Linienerweiterungen in die Nachbargemeinden", erklärt die Stadt auf RNZ-Anfrage. Denn die Straßenbahn nach PHV soll bis Schwetzingen verlängert werden. Aber auch bei den Trassen-Varianten innerhalb des Stadtgebietes sei noch vieles unklar. Die Gremien werden sich deshalb wohl erst Anfang 2020 damit befassen.