Die Kindertagesstätte in der Hardtstraße (r.) ist stark sanierungsbedürftig. Die Stadt plant, sie durch einen Neubau zu ersetzen. Das alte Gewerbegebäude links im Bild wird dem neuen Rewe-Markt weichen. Foto: Popanda
Von Werner Popanda
Heidelberg-Kirchheim. Die Frage treibt den Kirchheimer Bezirksbeirat schon geraume Zeit um: Wie geht es im Stadtteil weiter mit der Kinderbetreuung? Die evangelische Bonhoeffer-Gemeinde wird nämlich zum Kindergartenjahr 2021/22 ihre Kindertageseinrichtung in der Hegenichstraße mit 50 Betreuungsplätzen schließen.
Sie gehört zur Blumhardt-Gemeinde, die im Juli 2017 mit der Wichern-Gemeinde zur Bonhoeffer-Gemeinde fusionierte. Auch andere Einrichtungen sollen schließen, die in der einstigen Wichern-Gemeinde in der Glatzer Straße allerdings ausgebaut werden.
"Wir versuchen, diese Plätze aufzufangen und führen intensive Gespräche mit der Stadtplanung", erklärte Myriam Lasso, Leiterin des städtischen Kinder- und Jugendamtes. Vor dem Hintergrund, dass die "Stadt sehr schnell wächst", wolle man dem damit einhergehenden steigenden Bedarf nach Kinderbetreuungsplätzen nachkommen, so Lasso. Auf welche Weise dies in Kirchheim geschehen soll, war der Sitzungsvorlage zu entnehmen: Demnach ist vorgesehen, auf dem Grundstück der "stark sanierungsbedürftigen" städtischen Kindertagesstätte in der Hardtstraße mit 40 Betreuungsplätzen einen Neubau mit einer Ausweitung auf insgesamt 80 Betreuungsplätze zu errichten. Allerdings, so Lasso, sei man auf das Problem gestoßen, dass in direkter Nähe eine Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Bahnstrecke hinweg nach Rohrbach geplant sei.
Dieser Hinweis brachte ihr von den Bezirksbeiräten ein Schmunzeln ein: Das Brückenprojekt sei ein "Vorhaben aus dem letzten Jahrtausend". Allerdings: Zuletzt intensiv diskutiert wurde die Brücke vor gut zwölf Jahren. Seitdem ist sie vor allem aus Kostengründen in der planerischen Versenkung verschwunden.
Jedenfalls wird laut der Sitzungsvorlage parallel hierzu auf einem anderen städtischen Grundstück in der Nähe geprüft, ob dort eine Kindertageseinrichtung mit insgesamt 60 Betreuungsplätzen möglich ist. Da diese Einrichtung in Holzmodulbauweise geplant sei, könne sie schnell realisiert werden.
Darüber hinaus habe sich der Kreisverband Heidelberg der Arbeiterwohlfahrt (AWO) das Ziel gesetzt, sein Betreuungsangebot in Kirchheim um eine Einrichtung mit 60 Plätzen zu erweitern und sei aktuell "mit Investoren im Gespräch". Wo dies umgesetzt werden soll, wollte Lasso allerdings nicht verraten: Die AWO befinde sich noch in "laufenden Verhandlungen über eine Immobilie".
Letztlich kam Grünen-Bezirksbeirat Fritz Engbarth-Schuff zu folgendem Schluss: "Ich finde es schräg, dass Rewe Priorität eingeräumt wird und nicht der Kita!" Er bezog sich dabei auf einen anderen Tagesordnungspunkt im Bezirksbeirat: der Zukunft des von der Kita Hardtstraße nur einen Steinwurf entfernten Rewe-Marktes im Franzosengewann.
Der jetzige Markt mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern soll abgerissen werden, der neue Markt mit 1700 Quadratmetern Verkaufsfläche auf dem aktuellen Brachgelände östlich des jetzigen Markts entstehen. Also direkt bei der Kindertagesstätte Hardtstraße. Lasso jedoch sah darin keinen Zielkonflikt.