Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Seit mehr als zwei Monaten sind die Schulen in Baden-Württemberg geschlossen, Kinder und Lehrer weitgehend zum Homeschooling gezwungen. Heute öffnen zumindest die Grundschulen wieder ihre Türen. Im Wochenwechsel sollen die Schülerinnen und Schüler nun wieder am Präsenzunterricht teilnehmen. Was denken sie darüber? Und wie haben sie die letzten Wochen erlebt? Die RNZ hat bei Jonathan (8) und Florentina (10) nachgefragt. Sie besuchen die zweite und vierte Klasse einer Heidelberger Grundschule.
Jonathan und Florentina freuen sich, wieder Mitschüler und Freunde sehen zu können. Foto: privatHallo ihr beiden. Geht ihr auch schon diese Woche wieder in die Schule?
Florentina: Nein, erst nächste Woche, diese Woche bleiben wir noch zu Hause. Erstmal kommen bei uns die ersten und dritten Klassen dran, damit nicht zu viele gleichzeitig in der Schule sind und wir auch in den Pausen genug Abstand halten können.
Freut ihr euch darauf, wieder in die Schule gehen zu können?
Jonathan: Also ich finde: Manchmal ja, manchmal nein.
Florentina: Ich freue mich schon auf die Schule. Zu Hause trifft man keine Freunde und kann niemanden sehen. Jetzt kann man in der Pause wenigstens wieder zusammen spielen.
Jonathan, das mit dem "manchmal ja und manchmal nein" musst du mir erklären.
Jonathan: Also manchmal nein, weil manchmal ist es in der Schule so stressig. Und manchmal ja – ja, die Florentina hat’s ja schon gesagt: Weil man sich da besser mit Freunden treffen kann.
Die habt ihr wahrscheinlich lange nicht gesehen, oder?
Florentina: Teilweise schon. Aber die meisten Freunde und Mitschüler sieht man überhaupt nicht mehr. Dadurch war es manchmal ziemlich langweilig zu Hause.
Wie lief es mit der Schule von zu Hause aus? War das kompliziert?
Jonathan: Manchmal klappten die Videokonferenzen gut, aber zweimal bin ich immer wieder rausgeflogen, wenn ich die Kamera eingeschaltet habe.
Florentina: Ich fand, dass es manchmal ein bisschen schwierig war, zum Beispiel mit den Videokonferenzen, weil man den anderen nicht so genau versteht oder kaum sieht. Aber manchmal war es auch eine große Erleichterung, weil ich zu Hause bleiben konnte und die Aufgaben, wenn ich nicht so viel Lust hatte, auch mal auf nachmittags verschoben habe und das ging dann halt auch. Aber ...
Ja?
Florentina: In meiner Klasse mussten wir jede Woche Aufgaben bei meiner Lehrerin in den Briefkasten schmeißen. Da mussten wir dann ein- oder zweimal in der Woche hinfahren. Manchmal sind wir dann abends noch los – oh Gott, oh Gott, wir müssen noch was abgeben – (lacht), das war manchmal nicht so einfach.
Wie viel Online-Unterricht hattet ihr?
Florentina: Videokonferenzen hatten wir dreimal in der Woche. Und Joni hatte nur ein- oder zweimal in der Woche eine Videokonferenz.
Jonathan: Also wir haben jede Woche auch so ein Materialpaket bekommen, da stand immer "Quarantäne-Heft" drauf. Ganz vorne war ein Blatt, da waren die Wochentage drauf. Und dann gab es da immer drei Kästchen in einer Reihe und da stand "Deutsch", "Sachunterricht" und "Mathe". Und dann stand zum Beispiel bei "Mathe": "Quarantäne-Heft, Seite 28, Aufgabe 3, 4, 5, 6" – dass man weiß, was man zu tun hat. Es waren für jeden Tag unterschiedliche Aufgaben. Und dann habe ich die Aufgaben gemacht – und freitags hat Papa die Aufgaben bei der Schule abgegeben, in einer Box, wo 2 drauf stand – weil ich in der 2. Klasse bin. Und dann gab es die korrigierten Aufgaben zurück – und die neuen auch. Magst du auch nochmal meine Schwester was fragen?
(lacht) Ja, gerne. In der Grundschule soll es ja keine Maskenpflicht im Unterricht geben. Wollt ihr dennoch eine tragen?
Florentina: Letztes Jahr mussten wir sie auf unserem Platz auch nicht tragen.
Jonathan: Wir haben sie entweder in eine Tüte gepackt, wenn wir die dabei hatten, oder in eine Brotbox oder auch einfach auf ein Stück Papier oder Taschentuch ...
Florentina: ... sollten wir sie legen, wenn wir auf unserem Platz saßen.
Jonathan: Im Klassenzimmer trage ich sie aber auch manchmal.
Florentina: Also ich vergesse das irgendwann immer, dass ich eine Maske aufhabe, ich merke das dann gar nicht mehr.
Jonathan: Richtig, ich vergesse es dann auch. Also man merkt es erst, wenn irgendwas Feuchtes am Mund ist, oder wenn man etwas essen mag. Wir finden das Maskentragen nicht so schlimm.
Es gibt ja immer noch unterschiedliche Meinungen darüber, welche Rolle die Schulen bei der Verbreitung des Virus haben. Fühlt ihr euch sicher, wenn ihr jetzt wieder in die Schule geht?
Florentina: Ich habe schon ein bisschen Angst, aber ich denke, wenn man aufpasst und Abstand hält, wird es schon irgendwie okay sein.
Zuletzt war immer wieder zu lesen und zu hören, wie sehr Kinder unter der Pandemie und den Einschränkungen leiden. Wie geht es euch damit?
Jonathan: Also manchmal war ich sehr genervt.
Warum?
Jonathan: Manchmal, weil ich einfach eine kleine Pause einlegen wollte.
Wie sah diese kleine Pause aus?
Jonathan: Ich hab was gegessen und dann hab ich gespielt, gespielt, gespielt, bis irgendwann die Mama reingekommen ist und gesagt hat, ich soll weiterarbeiten. Ja, so war das.
Also euch geht es auf jeden Fall gut?
Beide: Ja!
Und wenn der Lockdown vorbei ist – auf was freut ihr euch dann?
Jonathan: Ich freue mich, dass dann vielleicht auch wieder der Sport losgeht.
Florentina: Ich freue mich aufs Schwimmen, weil man ja jetzt ewig nicht mehr ins Schwimmbad konnte.
Jonathan: Aufs Schwimmen freue ich mich auch. Das mag ich eigentlich noch lieber als Fußball.
Seid ihr im Schwimmverein?
Beide:Ja.
Florentina: Jetzt haben wir aber schon fast ein ganzes Jahr nicht mehr Schwimmen gehabt.
Jonathan: Ja, wir haben es schon wieder halb verlernt!
Florentina: Also ich kann noch schwimmen.
Jonathan: Ich kann auch noch schwimmen. Aber nicht so gut wie davor.