"Waldwende" kritisiert Fällungen im Mühltal
Aktionsbündnis will die Durchforstungsmaßnahme verhindern und übt scharfe Kritik - Stadt weist Vorwürfe zurück

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Obwohl die Stadt die Fällarbeiten verschoben habe, seien jetzt im Mühltal Bäume gefällt worden – unter dem Titel "Eilmeldung" übt das Aktionsbündnis "Waldwende Heidelberg" aktuell Kritik auf seiner Webseite und per E-Mail. Die Fällungen würden den Vögeln, die in den Baumkronen nisten, schaden. Verbunden ist das Schreiben mit der Bitte, es an alle Menschen weiterzuleiten, "die sich für den Erhalt des Mühltalwaldes in seiner jetzigen Form einsetzen wollen".
Hintergrund sind die geplanten Baumfällarbeiten im Siebenmühlental oberhalb Handschuhsheims. Hunderte Bäume sind dort mit roten Strichen markiert. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger hatten zunächst auf Social-Media-Plattformen Kritik geäußert, später auch Leserbriefe an die RNZ gesandt. Im Januar hatte die Stadt auf die Proteste reagiert: Ein Großteil der Arbeiten wurde verschoben, nur wenige Bäume wurden gefällt, die weiteren Forstarbeiten sollen im Spätjahr durchgeführt werden. Vorher will das Landschafts- und Forstamt die Maßnahmen mit allen relevanten Gruppen diskutieren. Während das "Waldwende"-Aktionsbündnis die Fällungen ganz verhindern will, sehen Stadt und Naturschutzverbände darin eine übliche Durchforstungsmaßnahme. Unter anderem Greenpeace, Fridays for Future und der Forstwissenschaftler Volker Ziesling vom "Aktionsbündnis Heidelberger Wald" finden die geplanten Forstarbeiten falsch. Sie würden das Waldinnenklima zerstören.
In der "Eilmeldung" kritisiert das Aktionsbündnis "Waldwende" jetzt konkret, dass am 11. Mai direkt gegenüber vom Waldparkplatz auf der Winterseite des Mühltals Buchen und Douglasien sowie einen Tag später im Bereich des Oberen Bahofweges und des Unteren Neuwegsbergweges mehrere weitere Bäume gefällt worden seien. "Die gefällten Bäume samt Laubwerk sind vom Tatort verschwunden – wahrscheinlich haben sie sich in Luft aufgelöst", heißt es auf der Webseite und weiter: "Diese Forstarbeiten verstoßen gegen die vom Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain versprochene Hiebsruhe bis September dieses Jahres".
Das Bündnis fühlt sich auch in Sachen Informationspolitik von der Stadt übergangen. So habe die Stadt angekündigt, die Maßnahmen bei einer Begehung zu erläutern. Mittlerweile hätten solche Begehungen mit Vertretern von BUND und Nabu stattgefunden, das Bündnis sei indes nicht eingeladen worden.
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Die Stadt weist die Vorwürfe auf RNZ-Nachfrage zurück. "Die angesprochenen Baumfällungen betreffen nicht den Bereich östlich des Mühltals zwischen Schmalzwasen-Teichweg und Drehscheibenweg. Nur in diesem Bereich haben wir die geplanten Maßnahmen zurückgestellt." Dennoch gelte grundsätzlich auch dort – wie überall im Wald – dass sogenannte Megagefahren, die eine unmittelbare und erhebliche Gefahr für Waldbesucher darstellten, zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger immer sofort beseitigt würden. Das habe die Stadt auch auf der genannten Fläche bereits angekündigt und durchgeführt. Die seit dem Winter diskutierten Waldpflegemaßnahmen seien durch die aktuellen Baumfällungen nicht umgesetzt worden – auch nicht teilweise.
"Wir möchten betonen, dass hier niemand wortbrüchig geworden ist", machte ein Stadtsprecher deutlich. Mit den lokalen Umweltverbänden wie Nabu, BUND und Heidelberger Biotopschutz stehe die Stadt grundsätzlich in engem und kooperativem Kontakt. Gespräche und auch Treffen im Wald gehörten zur Tagesordnung. Die angekündigte Begehung zur Erörterung der geplanten Maßnahme mit dem Bezirksbeirat und den Umweltverbänden habe noch nicht stattgefunden. "Die Stadt steht auch hier zu ihrem Wort", heißt es abschließend.