Von Jonas Labrenz
Heidelberg. Fette Beute machten Anfang März zwei Männer in der Bahnstadt: Schlagbohrer, Akkuschrauber, Schleifmaschinen - alle von namhaften Herstellern wie Makita, Hilti oder Bosch - stahlen sie mit mehreren anderen Tätern in der Nacht vom 2. auf den 3. März dieses Jahres. Doch die Freude über das Diebesgut im Wert von 25.700 Euro hielt für die beiden nicht lange an. Nach einer nächtlichen Verfolgungsfahrt mit der Polizei endete ihre Tour im Pfaffengrund. Am Donnerstag mussten sie sich vor dem Amtsgericht wegen schweren Bandendiebstahls verantworten. Die anderen mutmaßlichen Täter entkamen.
Zwischen 0.42 und 3.11 Uhr sollen die beiden - so stand es in der Anklageschrift - auf der Baustelle im Langen Anger 68, wo das GGH-Projekt "Meilen-Stein" entsteht, und in der Eppelheimer Straße 11 insgesamt acht Baucontainer und Kellerräume aufgebrochen und neben den Werkzeugen auch Kupferrohre, Armaturen, Laptops und Tablets gestohlen haben. Ihr Ziel soll gewesen sein, danach alles gewinnbringend zu veräußern.
Die beiden Rumänen gestanden alles - stritten aber ab, als Bande gehandelt zu haben. "Es war eine Mittäterschaft in diesem einen Fall", lässt der Ältere der beiden von seinem Rechtsanwalt verlesen. "Es war als einmalige Sache geplant", erklärt auch der Verteidiger des Jüngeren für seinen Mandanten. Von einer Bande, die über einen längeren Zeitraum arbeitsteilig agiert und hierarchisch gegliedert ist, könne keine Rede sein. Der Jüngere - er ist heute 27 Jahre alt - hatte bei der Vernehmung durch den Ermittlungsrichter sogar erklärt, er habe in der Tatnacht nur im Auto seines Freundes - des 40-jährigen Angeklagten - gesessen, um mit ihm günstig in die Heimat zu fahren und sich den Bus zu sparen.
Beide Angeklagten hatten schon länger in Deutschland gelebt, bevor sie im März aus Rumänien wieder ins Land kamen. Der Ältere hat als Taxifahrer, bei Amazon und Ford gearbeitet. Zuletzt lebte er in Rumänien von seinen Ersparnissen. Seinem jüngeren Mitangeklagten ging es ähnlich: Bevor er wieder nach Rumänien ging, hatte er bei einem Gestüt in Bayern gearbeitet. Beide sind in der Zeit strafrechtlich nicht wesentlich in Erscheinung getreten, beide haben Kinder, 17 und vier Jahre alt. Weder der Ältere noch der Jüngere bekamen während der sechsmonatigen Untersuchungshaft Besuch von ihnen.
Tränen stiegen den beiden Männern in die Augen, als ihre Anwälte in den Plädoyers auf die Lage der Angeklagten eingehen. Ihr Herkunftsland, Rumänien, sei zwar in der EU, erklärte Jörg Becker, Verteidiger des Älteren, doch wenn man sich das Land anschaue, komme es einem nicht so vor: "Dort herrscht bittere Armut. Die Lage ist, um es auf den Punkt zu bringen, katastrophal. Das erklärt die Motivationslage." Beide Anwälte forderten eine Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten - ausgesetzt zur Bewährung.
Walburga Englert-Biedert, Richterin am Amtsgericht, folgte bei der Frage der Bewährung jedoch der Staatsanwältin, die wegen einer ungünstigen Sozialprognose die Aussetzung der Strafe ausschloss, "zur Verteidigung der Rechtsordnung". Von ihrem Vorwurf der bandenmäßigen Begehung rückte sie jedoch ab. Englert-Biedert schloss sich in diesen Punkten an und verhängte eine Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Wenn die Angeklagten die Hälfte abgesessen haben, werden sie nach Rumänien überstellt.