Klaus Berger Archivfoto: Veit Neumann
Von Heribert Vogt
Heidelberg. Der renommierte Heidelberger Neutestamentler Klaus Berger ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Wie seine Ehefrau Christiane mitteilte, erlitt er einen plötzlichen Herztod. Berger war emeritierter Professor der Universität Heidelberg und galt als einer der führenden Neutestamentler Deutschlands.
Noch im vergangenen Wintersemester konnte man ihn bei Dieter Borchmeyers Vorträgen zur Kulturtheorie in der Neuen Universität erleben: Am 16. Oktober 2019 hielt er dort den Eröffnungsvortrag zum Thema "Der Teufel. Metamorphosen des Bösen".
Und noch am 6. Dezember wurde Berger für sein Lebenswerk mit dem Augustin-Bea-Preis der Internationalen Stiftung Humanum ausgezeichnet. Als ein zentrales Anliegen Bergers wurde dort eine Überwindung von "Einseitigkeiten der historisch-kritischen Exegese zugunsten eines kirchlich-liturgisch verorteten Glaubens" hervorgehoben. Vergeben wird der mit 30 000 Schweizer Franken dotierte Preis für "hervorragende Verdienste um den Frieden und den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft und um die Verwirklichung einer größeren sozialen Gerechtigkeit".
Der 1940 in Hildesheim geborene Klaus Berger war von 1974 bis 2006 Professor für Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Zu den Schwerpunkten seiner Forschung zählten die Person Jesu, die Geschichte des Urchristentums in ihrem Verhältnis zum Judentum und die biblischen Muster christlicher Spiritualität.
Große Beachtung fand sein Buch "Jesus" (2004). Von Berger, der Mitverfasser einer erfolgreichen Bibelkunde war, gingen Forschungsimpulse auch für theologische Nachbardisziplinen aus. Er galt als einer der bedeutenden interdisziplinär arbeitenden Theologen in Deutschland. In seinem voluminösen Gesamtwerk wirkte Berger auch immer wieder als Provokateur. Für Debatten sorgte etwa zu Beginn der 1990er Jahre der Qumranstreit, Ende der 1990er Jahre folgte die Auseinandersetzung mit dem Göttinger Neutestamentler Gerd Lüdemann um dessen Thesen zur Auferstehung Jesu.
Berger wurde oftmals als ein Wissenschaftler angesehen, der die Theologie mit dem Leben als Christ verbindet und eine ausgeprägte Präsenz in den Medien zeigt. Katholisch getauft, wurde Berger evangelischer Theologe. Für Aufsehen sorgte Berger erneut, als er 2006 aus der Evangelischen Landeskirche Baden aus- und wieder in die katholische Kirche eintrat.
Zu seinem Werk zählen die Titel "Qumran und Jesus" (1993), "Wer war Jesus wirklich?" (1995), "Theologiegeschichte des Urchristentums" (1994), "Was ist biblische Spiritualität?" (2000), "Engel – Gottes stille Helfer. Himmlischer Beistand im Alltag" (2006) und "Die Urchristen" (2008). In den letzten Jahren erschienen der zweibändige Kommentar zur "Apokalypse des Johannes" (2017) und das Begleitbuch "Leih mir deine Flügel, Engel. Die Apokalypse im Leben der Kirche" (2018). Insgesamt verfasst Berger rund 70 Bücher.
Update: Dienstag, 9. Juni 2020, 16.40 Uhr