Statt Spatenstich: Zum Baubeginn des Collegium Academicum wurde ein Apfelbäumchen gepflanzt. Foto: Alex
Von Maria Stumpf
Heidelberg. Wenn im Herbst die ersten Bagger anrollen und einen Teil des Klinikgebäudes einreißen, machen sie Platz für das neue Studierendenwohnheim "Collegium Academicum" (CA). Es wird ein besonderes Wohnen, Lernen und Leben für junge Menschen, und so war auch der Start in die Bauphase auf dem ehemaligen "US-Hospital" in Rohrbach ganz anders als sonst.
Rund 200 Gäste aus Politik und Gesellschaft und aus der Nachbarschaft trafen sich statt zum "Spatenstich" zum Pflanzen eines Apfelbäumchens als Symbol für nachhaltiges Wachstum. Ende 2020 soll dann Einzug gefeiert werden.
Das CA als kulturelles Zentrum und Wohnheim mit Platz für 220 Menschen kann Modellcharakter haben. Es steht für gemeinschaftliches und kostengünstiges Wohnen und Leben, für miteinander und voneinander lernen. Eine Projektgruppe von rund 30 Leuten initiierte das Bauvorhaben und wird es auch selbst verwalten.
Der Neubau wird in einer innovativen Holzbauweise wachsen, die Zwischenwände werden flexibel austauschbar sein, mehrere Zimmer zur Warmmiete von jeweils rund 300 Euro können zu Wohngemeinschaften umfunktioniert werden. Die Bewohner werden zugleich gemeinschaftliche Eigentümer.
Für die beiden Bestandsbauten entstehen neue Nutzungskonzepte, die den alten Gebäude-Charakter erhalten. Außerdem gibt es eine Werkstatt, eine Dachterrasse und eine Aula für rund 600 Besucher. Von der Idee für dieses Bauprojekt bis jetzt zum Festakt hat es sechs Jahre gedauert. Die Investitionskosten liegen bei rund 17 Millionen Euro, finanziert auch durch Fördermittel von Bund, Land und Stadt unter anderem für innovativen Wohnungsbau und Holzbau, aus Eigenleistung, Bankenfinanzierung und aus privaten Direktkrediten. Die Baumeister haben eine "Gesellschaft mit beschränkter Haftung" (GmbH) gegründet. Das CA ist Mitglied im "Mietshäuser Syndikat", einem bundesweiten Verbund aus selbstverwalteten Wohn- und Wirtschaftsprojekten und seit 2015 auch ein Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA).
Moderator Carl Zillich lud beim "Spatenstich" nach der Begrüßung durch Klara Müller und Margarete Over vom CA-Team zu kurzweiligen Gesprächsrunden mit Menschen, die durch die Schaffung der Rahmenbedingungen dieses Konzept erst möglich machten. "Ich habe größten Respekt für dieses radikal zukunftsorientierte Projekt", erklärte Baubürgermeister Jürgen Odszuck die städtische Unterstützung.
Bettina Stinner vom Bundesbauministerium und Helga Kühnhenrich vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung konnten da nur zustimmen. Das CA sei hervorragend für ihre Förderprogramme für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen geeignet, erklärten sie. "Wir freuen uns, dass wieder studentische Perspektiven in das Sozialleben der Stadt getragen werden", ergänzte Chiara Citro von der Studierendenschaft der Uni Heidelberg. "Als treuer Wegbegleiter" sprach Architekt Hans Drexler einige Worte.
Die Idee für das neue CA steht in der Tradition des früheren Collegium Academicum in der Altstadt, das als selbstverwaltetes Studentenwohnheim und Kulturzentrum 1978 durch einen Polizeieinsatz geräumt wurde.