RNZ-Mitarbeiterin Sophia Stoye bei ihrer ersten Fahrt mit der neuen E-Kehrmaschine, auf die die Stadtreinigung stolz ist, schließlich will sie ihren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umstellen. Beim Fahren und Kehren merkt man aber kaum einen Unterschied zum Dieselmodell. Foto: Rothe
Von Sophia Stoye
Heidelberg. Diese Kehrmaschine passt einfach in die Zeit: Sie ist kein Diesel mehr, sondern hat einen Elektromotor – und deshalb ist sie so leise wie feinstaubfrei. Übrigens produziert das Wunderding nicht nur keinen Feinstaub, es bindet die Kleinpartikel auf den Straßen, die zum Großteil durch den Abrieb von Gummireifen entstehen, schon beim Kehren. Und, das freut besonders ihren Fahrer Oleg Valjavin: Das Fahrzeug ist wendig und schnell. Der einzige Nachteil: Diese "eSwingo 200+" ist mit einem Anschaffungspreis von 300.000 Euro drei Mal so teuer wie eine normale Kehrmaschine – deren Dieselversion sich äußerlich kaum von der elektrischen Schwester unterscheidet. Aber die hohen Kosten liegen an der innovativen Technik im Speziellen und ihrer exklusiven Schweizer Herkunft im Generellen. Immerhin: Der Leiter des städtischen Regiebetriebs Reinigung, Michael Kraft, berichtet: "E-Mobilität ist wegen der Batterien grundsätzlich teuerer. Aber die Preise fangen auch schon an zu fallen."
Die neue Kehrmaschine fährt mit Öko-Strom, durch ein integriertes Schnellladegerät sind die Batterien innerhalb von zwei Stunden wieder voll. Für den Alltag von Fahrer Valjavin hat der Aufbruch der Stadtreinigung ins E-Zeitalter wenig Auswirkungen: Er bekam nur eine kurze Einführung, aber ansonsten funktioniert das neue Modell genauso wie die alten Kehrmaschinen, die der Mitarbeiter der Stadtreinigung seit 2006 durch die ganze Altstadt steuert. Kein Wunder, denn auch bisher stammten alle acht Maschinen – fünf kleine und drei große – von dem Schweizer Hersteller Aebi und Schmidt.
Valjavin an sich hat seine eigene Meinung über das neue Gefährt: "Radio, Klimaanlage und Heizung – alles ist dabei. Ansonsten fährt sich das elektrische Modell genauso wie die anderen. Ehrlich gesagt finde ich aber nicht, dass sie im Einsatz viel leiser ist." Sein Vorgesetzter Michael Kraft sieht das etwas anders: "Die Kehrmaschine fährt fast geräuschlos, im Betrieb ist sie dann natürlich lauter. Wenn man mal die beiden Modelle vergleicht, hat das elektrische Modell 96, die anderen 102 Dezibel. Das hört sich jetzt nicht nach viel an, aber es macht schon was aus. Es ist ja auch wichtig, dass die Maschine nicht ganz leise ist, damit die Fußgänger sie bemerken."
Was aber nicht heißt, dass die Passanten besondere Rücksicht auf die Maschinen nehmen würden: "In Heidelberg ist meine Arbeit etwas komplizierter, denn niemand weicht mir aus", berichtet Valjavin. Und so fährt er meistens in der Altstadt Schrittgeschwindigkeit, auch wenn das fünf Tonnen schwere Fahrzeug bis zu 50 Stundenkilometer schnell sein könnte.
Heidelberg ist die erste Stadt in Deutschland, die sich einen "eSwingo 200+" angeschafft hat; andere Kommunen haben zwar auch schon elektrische Kehrmaschinen, aber nicht dieses Modell. Denn Kraft will, dass sein Fuhrpark ganz auf Elektromobilität umgestellt wird, und die "eSwingo 200+" ist eine Art Testballon: "Wenn sie sich bewährt, wollen wir mehr Maschinen dieses Typs anschaffen." Und fast wie bestellt begegnen sich beim Vor-Ort-Termin der RNZ die neue E-Kehrmaschine und das neue elektrische Müllauto.