Die neue Attraktion auf dem Weihnachtsmarkt ist das Große Fass auf dem Marktplatz. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Die größte Neuerung beim Weihnachtsmarkt ist zugleich die umstrittenste: das Große Fass auf dem Marktplatz. Denn schon am Donnerstagabend fragte die grüne Stadträtin Luitgard Nipp-Stolzenburg bei der Ratssitzung, ob das Fass mit dem "Perkeo" – samt der Aufforderung zum Alkoholkonsum – denn nun jedes Jahr komme. Der Chef des Weihnachtsmarktveranstalters "Heidelberg Marketing", Mathias Schiemer, gibt darauf diese Antwort: Erstens habe der Heidelberger Weihnachtsmarkt den Ruf, eher ruhig und gediegen zu sein – und keinesfalls ein Ort für Saufgelage. Und das Fass stehe vielleicht nicht jedes Jahr, aber ganz sicher die nächsten fünf, denn so lange hat es eine Standortgarantie. Schließlich hat die Schaustellerfamilie des Ziegelhäusers Thomas Blum 430.000 Euro investiert.
Aufbau Heidelberger Weihnachtsmarkt 2019 - die FotogalerieDie Idee ging auf eine Ausschreibung von "Heidelberg Marketing" zurück, man wollte erstens etwas Neues auf dem Marktplatz wagen und ihn auch "Heidelberg-typischer" machen. Blum gewann die Ausschreibung mit seinem Holzfass nach dem berühmten Vorbild: Mit einem Fassungsvermögen von 120.000 Litern ist die neue Weihnachtsmarktattraktion in etwa halb so groß wie das Große Fass auf dem Schloss (222.000 Liter) – aber wohl doch das größte transportable Fass der Welt.
Horst Kräher von der Heidelberger Schaustellervereinigung findet: "Wir sind stolz, dass einer aus unseren Reihen so viel investiert hat." Und auch Schiemer meint: "Am Ende ist doch alles Geschmackssache." Zumindest war das Fass bereits in den letzten Tagen ein beliebtes Fotomotiv für Touristen, wie für Patty Williams, eine US-Army-Angehörige aus der Pfalz: "Simply beautiful!"
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Tatsächlich hat der Weihnachtsmarkt nun erstmals eine Stube, in der man Glühwein trinken kann – der Verkaufsstand ist eine Etage tiefer – und die für jedermann geöffnet ist. Man kann hier auch die Tische reservieren, das Essen muss man sich aber von den anderen Ständen mitbringen.
Vielleicht versöhnt das die Kritiker: Als die Pyramide vor 15 Jahren erstmals auf dem Weihnachtsmarkt auftauchte, hagelte es Kritik, und wegen ihrer recht grellen Anmutung hatte sie bald ihren Spitznamen weg: "Ballermann-Solarium". Sie wich nun dem großen Fass und hat auf dem Uniplatz eine neue Heimat gefunden.
Überhaupt gibt es auf dem Marktplatz deutlich mehr Sitzmöglichkeiten. Dazu wurden fünf kleinere, maximal zehn Personen fassende Fässer rund um den Herkules-Brunnen aufgestellt, die öffentlich zugänglich sind. Ansonsten wurden viele Buden neu gestaltet, sie erhielten neue Aufsätze mit klarem Heidelberg-Bezug.
Christoph Schneider, Weihnachtsmarkt-Veteran seit 26 Jahren, ließ seine Glühwein-Hütte für 100.000 Euro komplett neu bauen – inklusive der von innen beleuchteten Schlossruine auf dem Dach.
Und da der Weihnachtsmarkt ja nun schon zum Politikum geworden war, fragte auch Stadträtin Larissa Winter-Horn, von 2000 bis 2013 Heidelberger Weinkönigin, nach der Herkunft des Glühweins – angeblich stamme der nicht von hier.
Dem entgegnet Christoph Schneider, der hier den "Heidelberger Weihnachtsmarkt-Glühwein" verkauft: "Mein Wein stammt von Adam Müller aus Leimen", und Blum in seinem Fass wie auch Kräher in seinem Imbiss haben einen Winzer aus der Pfalz aufgetan, der einen "Perkeo-Glühwein" herstellt: "Mindestens 80 Prozent des Glühweins stammen aus der Metropolregion", sagt Schiemer, aber vorschreiben kann man das niemandem.
Allerdings, so sagt auch Weihnachtsmarkt-Organisator Joe Schwarz: "Es gibt dieses Jahr ein paar Glühweinstände weniger." Ansonsten stehen die Zeichen auf Kontinuität – auch wenn der Uniplatz nun mit der Pyramide etwas aufgeräumter und luftiger wirkt.
Info: Der Weihnachtsmarkt wird am Montag, 25. November, um 18 Uhr eröffnet; die 135 Stände machen bereits an diesem Tag ab 11 Uhr auf.