Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Orgel ist wieder freigelegt, der hässliche Einbauschrank darunter, in dem bislang Instrumente und Notenständer verstaut werden konnten, herausgerissen. Und die Zuschauer haben endlich wieder einen freien Blick auf die Fenster, die zur Unteren Neckarstraße hin zeigen. Dies sind nur zwei Teilaspekte des aktuellen Entwurfs zur Stadthallensanierung von Felix Waechter. Der Architekt stellte am Dienstag exklusiv für die RNZ eine Visualisierung vor, die deutlich macht, wie der große Saal nach der Renovierung aussehen soll.
"Unser Ziel ist es, die Stadthalle denkmalgerecht zu sanieren und ihr ihren ursprünglichen Charakter zurückzugeben", so Waechter. Er will ein modernes Veranstaltungshaus schaffen, das von seiner historischen Anmutung lebt. Und Oberbürgermeister Eckart Würzner stellte klar: "Wir sind in intensiven Gesprächen mit dem Landesdenkmalschutz, der unsere Planungen unterstützt."
Mathias Schiemer (Heidelberg Marketing), Baubürgermeister Odszuck, OB Würzner, Architekt Felix Waechter und „Frühling“-Intendant Thorsten Schmidt in der Stadthalle (v.l.). Foto: RotheIm Laufe ihrer 116-jährigen Geschichte sei die Stadthalle mehrmals verändert worden. Waechter erklärte, dass derzeit daher zwei Restauratorinnen Schicht für Schicht des Putzes wieder freilegen. Welche Schicht und welche Farbe historisch am besten zur "guten Stube" Heidelbergs passe, werde dann von der Denkmalbehörde entschieden. "Darauf haben wir keinen Einfluss", so Würzner.
Der Oberbürgermeister verteidigt die Pläne für die Hubböden, wodurch der große Saal variabel für alle Zwecke genutzt und per Knopfdruck umgebaut werden könne, von der Bankettveranstaltung mit ebenem Boden bis hin zum Konzertsaal mit aufsteigendem Gestühl. "Selbst in dieser Variante wird der Raumeindruck nicht wesentlich verändert", betonte Waechter.
Die hinterste Sitzreihe sei nur 1,60 Meter höher als die vorderste. Und Würzner versteht nicht, warum manche Heidelberger die Hubböden so kritisch sehen. Schon jetzt gebe es in der Stadthalle diese Technik, die Vorbühne konnte auch jetzt schon hoch- und runtergefahren werden. "So etwas gibt es auch im Alten Theater, im Mannheimer Rosengarten, überall. Das ist heutzutage ein Standardmodul."
Die Seitenwände links und rechts unterhalb der Empore könnten nach dem Umbau ebenfalls hochgefahren und versenkt werden. Sie sind laut Waechter wichtig als Schallreflektoren, bei der eigentlichen Gestaltung sei man noch flexibel. "Wir sind davon ausgegangen, dass der ursprüngliche Boden der Stadthalle Parkett war und das haben wir auch bei den Seitenwänden wieder aufgegriffen."
Da auf der Neckarseite des großen Saals ein Durchgang mit Glas abgetrennt werden soll, über den die Besucher vom Foyer künftig, ohne das Konzert zu stören, in den Meriansaal kommen, gehen bei der Sanierung zwei Sitzreihen unter der Empore verloren. "Diese Plätze waren aber akustisch immer sehr schlecht", so Thorsten Schmidt, Intendant des Klassikfestivals "Heidelberger Frühling". Und so viele Sitzplätze verliere die Stadthalle gar nicht durch die Sanierung. Laut Waechter gab es bisher bei kleiner Bühne 1248, künftig sollen es 1080 sein. Das habe im Übrigen nichts mit den Hubböden zu tun. Auch in der Variante des optimierten Ist-Zustandes sei man von diesem Platzangebot ausgegangen.
Abgesehen von der neuen Visualisierung hatte Waechter auch noch gute Nachrichten zu vermelden. So stellte sich bei den vorbereitenden Untersuchungen heraus, dass die Stadthalle auf sicheren Füßen steht: Die Säulen ragen weit in den Untergrund hinein und gründen auf einem soliden Fundament. Auch der Boden des großen Saals sei keine tragende Decke. Beim Theaterneubau hatte Waechter da viel bösere Überraschungen erlebt.