Alexander FöhrFoto: Peter Dorn
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Den Wahlabend hat Alexander Föhr zu Hause in Ziegelhausen vor dem Laptop verfolgt – in einer Zoom-Konferenz mit einigen Parteifreunden. Im RNZ-Interview nimmt der 40-jährige Bundestagskandidat und Kreisvorsitzende der CDU zum Wahlergebnis Stellung.
Die CDU ist in Heidelberg bei der Landtagswahl von 19,2 auf 15,3 Prozent abgerutscht. Wie geht es Ihnen, nach dieser historischen Niederlage?
Sie hat mich wenig überrascht. Wir kannten die Prognosen für das Land. Die sahen schon seit Wochen nicht gut aus.
Was lief auf Landesebene falsch?
Es sind immer mehrere Faktoren, die eine Rolle spielen. Ein wichtiger ist die Spitzenkandidatin, die auf der Beliebtheitsskala auf minus 0,2 eingestuft wurde. Für viele war sie keine Alternative zu Winfried Kretschmann, das haben wir in Gesprächen oft gehört. Das soll aber keine Schuldzuweisung sein. Susanne Eisenmann wurde ja von den Landesdelegierten aufgestellt. Das heißt, wir sind alle dafür verantwortlich.
Die Maskenaffäre hat sicherlich noch einmal ihr Übriges zur Niederlage beigetragen.
Es lässt sich schwer einschätzen, wie sich das ausgewirkt hat. Aber es stimmt schon: Ein positiver Faktor war das sicherlich nicht. Allerdings waren unsere Umfragen davor auch nicht gut. Der Vertrauensschaden dürfte noch größer sein. Da haben wir viel Arbeit vor uns.
Machen Sie sich jetzt Sorgen für die Bundestagswahl im Herbst?
Nein, da ist noch alles offen. Die Grünen haben zum Glück keinen Bundes-Kretschmann. Die Wählerinnen und Wähler unterscheiden sehr klug, was gewählt wird. Das zeigen ja auch die unterschiedlichen Ergebnisse der Parteien in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Die Bundes-CDU steht besser da als die Landespartei. Wir haben jetzt noch ziemlich genau ein halbes Jahr Zeit bis zur Bundestagswahl. Genug, um die Stimmung zu unseren Gunsten zu ändern. Eines sage ich aber deutlich: Wir brauchen jetzt schnell einen Kanzlerkandidaten und ein aussagekräftiges Programm, damit die Wählerinnen und Wähler unser Angebot kennen.
Noch sieht es aber so aus, dass die CDU dauerhaft im Keller ist: Auch bei der Kommunalwahl erreichte sie nur 15 Prozent. Die Grüne Theresia Bauer hat gesagt, man könne bei der Union schon fast nicht mehr von einer Volkspartei reden. Teilen Sie die Meinung?
Wenn ich Theresia Bauer wäre, würde ich mich mit solchen Äußerungen zurückhalten. Wenn wir die gesamte Bundesrepublik anschauen, sind wir viel eher Volkspartei als die Grünen. Ich verstehe natürlich, dass die Grünen jetzt mit breiter Brust daher kommen. Aber gerade im Triumph tut ein bisschen Demut gut.
Was kann die Heidelberger CDU aus eigener Kraft verändern, um in Zukunft erfolgreicher zu sein?
Wir können nur an kleinen Stellschrauben drehen, zum Beispiel Beteiligungsangebote machen. Trotzdem bleibt es dabei, dass wir auch von der Landes- und Bundesebene abhängig sind. Wenn die Stimmung für die CDU im Land positiv ist, gehen auch wir in Heidelberg nach oben. Unser Ziel muss sein, dass wir uns von anderen Parteien inhaltlich unterscheiden, ansprechbar sind, uns kümmern und zuhören. So wie unsere Landtagskandidatin Anja Boto, mein Stadtratskollege Matthias Kutsch und ich die Einzelhändler bei der Aktion der offenen Ladentür unterstützt haben. Als einzige Partei, wie uns gesagt wurde.
Apropos Anja Boto – hat die Kandidatin einen guten Job gemacht?
Sie hat in einer unglaublich schwierigen Situation einen guten und sympathischen Job gemacht. Unser Wahlkampf konnte mit dem der anderen Parteien mithalten. Und dafür bin ihr und ihrem Zweitkandidaten Hans Breitenstein dankbar.