Der Rohbau des Collegium Academicum auf dem Gelände des ehemaligen Hospitals der US-Armee ist fertig. Mit wenig Publikum und Übertragung ins Internet wurde das Richtfest gefeiert. Hans Drexler, Carl Zillich, Margarete Over, Konstantin Biek und Nikolai Ferchl (v.l.) führten über die Baustelle. Fotos: Rothe
Von Maria Stumpf
Heidelberg. Von der Idee einiger junger Leute bis zum 19 Millionen-Projekt: Günstiges, nachhaltiges und selbstverwaltetes Wohnen für 240 Studierende, Auszubildende und Promovierende wird bald möglich sein in Heidelberg. Am Dienstag feierte man nach acht Jahren Projektmanagement und rund einem Jahr Baustelle das – digitale – Richtfest beim Wohnprojekt "Collegium Academicum" (CA) in Rohrbach.
Der viergeschossige Neubau in Passivhausbauweise auf der Konversionsfläche des "US-Hospitals" wird Platz bieten für rund 180 Menschen. Im benachbarten Altbau, der im kommenden Jahr saniert wird, werden es rund 60 Plätze sein. Das Treffen in kleinem Rahmen zwischen Baugruben, Erdhügel und Laster wurde live bei Facebook gestreamt. Alle Projektbeteiligten auf das Gelände einzuladen, war coronabedingt nicht möglich.
Trotzdem: Den Abschluss des Holzbaus mit Lamellenwänden wollte man feiern und Margarete Over vom Projektteam des CA umriss die Entstehungsgeschichte und dankte nicht nur den Geldgebern, sondern besonders "den vielen Beteiligten" am Bau und in der Planungsphase. "Wir wollten mit diesem Projekt zeigen, dass man heute schon sozial und ökologisch bauen kann. Nicht ob, sondern wie das Haus gebaut wird, war über Jahre unser Thema. Und wir haben es geschafft."
Zimmermeister Maximilian Koch hielt den Richtspruch. Fotos: RotheDer Neubau auf dem "Hospital"-Areal ist ein innovativer Bau mit viel Holz auf vier Geschossen und in traditioneller und ressourcenschonender Handwerkskunst erbaut. Das Besondere: Die kreative Umnutzung aller Flächen. Verteilt auf 46 Wohneinheiten garantieren bewegliche Trennwände innerhalb der Wohnungen lebhaften Austausch, außerdem gibt es nicht nur die Aula als Gemeinschaftsfläche, sondern auch eine Küche, eine Werkstatt, einen Dachgarten und Seminarräume. Wo einst der Grund des "Hospitals" war, lädt dann der große Saal ein und ringsherum schmiegen sich als L-Körper zum Innenhof die einzelnen Wohneinheiten. "Aus alt mach neu" erklärte Bauleiter und Architekt Konstantin Biek die Strukturen. Leidenschaftliche Arbeit der Planungsteams, der Baufirmen sowie vieler Partner hätten zum Ziel geführt.
Auch Carl Zillich von der IBA hielt im Rohbau eine Rede. Fotos: RotheMit dem Neubau verfolgt das rund 30-köpfige ehrenamtliche Projektteam des CA aber keine kommerziellen Interessen. Die Mieteinnahmen – ein Zimmer kostet etwa 310 Euro im Monat – fließen in die Instandhaltung, die Verwaltung und die Tilgung der Kredite. Allein 350 Privatpersonen sind mit Direktkrediten an dem Projekt beteiligt. Die ersten Bewohner sollen Ende 2021 einziehen. Die Bewerbungsverfahren laufen bereits. "Aber es gibt noch freie Plätze", sagte Margarete Over. Bedingung: "Dieses Haus lebt davon, dass die Leute es mittragen und mitgestalten."
Auch Carl Zillich von der Internationalen Bauausstellung Heidelberg (IBA) war gekommen. Seit 2015 steht die IBA dem jungen Bauteam als Berater zur Seite. "Heute ist ein bedeutsamer Tag für die gesamte Baufamilie. Aus einer Vision wurde nach acht Jahren Realität." Es gehe bei dem Wohnprojekt auch um die Frage des Miteinanders, "nicht akademisch abgehoben" sei das neue CA, sondern integriert im sozialen Gefüge im Stadtteil. "Auch das war ein Anspruch." Man kann das in den Grundsätzen des CA in Rohrbach nachlesen: Aufbauend auf dem Grundgedanken des bis in die 1970er Jahre existierenden Wohnheims Collegium Academicum in der Altstadt habe man einen Ort schaffen wollen, "der Demokratie erlebbar macht und dabei den kulturellen und sozialen Austausch in einem Bildungskontext fördert". Mehr Informationen zu dem Projekt gibt es im Internet unter www.collegiumacademicum.de.