Von Micha Hörnle
Für den Grünen-Stadtrat Christoph Rothfuß ist der umweltfreundliche Verkehr ein Herzensanliegen. Auch der städtische Vorschlag, bis zu zehn neue Fahrradstraßen auszuweisen, geht auf ihn zurück. Der RNZ verrät er, ob er damit zufrieden ist.
Der Plan, acht, wenn nicht sogar zehn Fahrradstraßen auszuweisen, geht auf einen Antrag der Grünen zurück. Sind Sie mit dem Ergebnis einverstanden?
Obwohl der Antrag schon fast eineinhalb Jahre zurückliegt, sind wir mit dem Ergebnis des Gutachtens sehr zufrieden. Wenn das umgesetzt wird, steigt die Länge der Fahrradstraßen in Heidelberg von derzeit nur 1,5 auf über zehn Kilometer. Für eine fahrradfreundliche Kommune mit steigendem Radverkehr ist das dringend notwendig, um diesen Anteil weiter zu erhöhen und die Straßen dadurch zu entlasten. Zudem sind Fahrradstraßen sicherer, es ereignen sich weniger Unfälle.
Eines der wichtigsten Kriterien, um eine Fahrradstraße als solche auszuweisen, ist die Fahrbahnbreite. Sind nicht manche Straßen schmaler als die geforderten vier Meter?
Die Vier-Meter-Regel ist nach den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, wie der Name schon sagt, eine Empfehlung - und kein Muss. In Mannheim und anderswo sind die vier Meter auch nicht Standard.
Für etliche Straßen empfehlen die Verkehrsplaner, ein einseitiges Parkverbot einzuführen. Haben Sie kein Herz für die Anwohner, die dann auf etliche Parkplätze verzichten müssten?
In fast allen Bereichen, wo dies vorgeschlagen ist, wird verbotswidrig halbseitig auf dem Gehweg geparkt. Da die Verwaltung bereits im letzten Jahr angekündigt hat, dass Verbot des Gehwegparkens zugunsten der Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen auch durchsetzen zu wollen, passt das zusammen. Ob wirklich Parkplätze wegfallen, ist die Entscheidung der Stadt unter Einbeziehung der Betroffenen - und nicht notwendigerweise der Einrichtung einer Fahrradstraße geschuldet. Zugunsten des umweltfreundlichen Verkehrs ist dies sicherlich an der einen oder anderen Stelle auch richtig und notwendig.
Eine der Forderungen ist, dass die Radfahrer auf den Fahrradstraßen Vorrang haben. Schließen Sie sich dem an?
Das macht durchaus Sinn, da es sich bei den vorgeschlagenen Straßen ja ausschließlich um "Geradeausstrecken" handelt, wo der Radverkehr heute schon einen großen, wenn nicht gar dominierenden Anteil hat - und durch die Fahrradstraße auch weiter zunehmen wird. Der Autoverkehr, der auf diesen Straßen weiterhin zugelassen ist, hat ja dann gleichfalls Vorfahrt.
Die Fahrradstraße in der Plöck gibt es seit 25 Jahren - und richtig zufrieden ist niemand. Taugt diese Straße überhaupt als Fahrradstraße? Oder wäre nicht eher eine Shared-Space-Lösung, in der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind und es keine Bürgersteige gibt, besser?
Das vorliegende Gutachten empfiehlt ausdrücklich die Plöck als Fahrradstraße. Zusätzlich wird sie noch um den westlichen Abschnitt zwischen Sofienstraße und Friedrich-Ebert-Platz erweitert - wie wir Grünen bereits vor zwei Jahren beantragt haben. Die Zahl der Unfälle ist nach der Polizeistatistik erfreulich niedrig, obwohl bis zu 10.000 Radler pro Tag dort fahren. Insofern greift dort das Grundprinzip des Shared-Space bereits - Sicherheit durch Unsicherheit. Die Verkehrsteilnehmer sind daher meistens achtsamer. Am gefährlichsten und ärgerlichsten sind die Autos, die im absoluten Halteverbot parken: Hier muss konsequenter vorgegangen werden. Zusätzlich sollte der Bereich vom Ebert-Platz bis zum Unibibliotheksparkhaus nur dem Anliegerverkehr vorbehalten werden.