Heidelberg-Pfaffengrund

Jetzt wird das erste "Klimawäldchen" angelegt

Die Arbeiten auf Grünfläche im Pfaffengrund starten im Februar. Die Standort-Suche schwierig. Kommt Doch kein Wäldchen in Bergheim-West?

18.01.2022 UPDATE: 19.01.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Im Kranichweg entsteht in den nächsten Wochen Heidelbergs erstes „Klimawäldchen“. Weitere sollen folgen. Foto: Philipp Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Mit deutlich mehr Bäumen im Stadtgebiet will Heidelberg dem Klimawandel begegnen. Die Pflanzen sollen in heißen Sommern für Abkühlung sorgen, das Mikroklima verbessern, Tieren Nahrung und Heimat bieten und nebenbei der Luft Kohlendioxid entziehen. Im November 2019 hat der Gemeinderat deshalb im Klimaschutzaktionsplan beschlossen, dass 3000 neue Bäume bis 2025 gepflanzt werden - in "Klimawäldchen" in jedem Stadtteil. Jetzt, gut zwei Jahre später, wird das erste dieser Wäldchen angelegt – und zwar im Pfaffengrund. Der ist bislang neben Bergheim der einzige Stadtteil, auf dessen Gemarkung es keinerlei Waldfläche gibt.

Hintergrund

> Wald bedeckt etwa 4407 Hektar und damit gut 40 Prozent der Fläche Heidelbergs. Innerhalb der Stadtteile gibt es jedoch große Unterschiede, auch weil zum Teil bewaldete Berge zur Gemarkung zählen:

Stadtteil:Anteil (Fläche):

> Altstadt 81,7 % (1125

[+] Lesen Sie mehr

> Wald bedeckt etwa 4407 Hektar und damit gut 40 Prozent der Fläche Heidelbergs. Innerhalb der Stadtteile gibt es jedoch große Unterschiede, auch weil zum Teil bewaldete Berge zur Gemarkung zählen:

Stadtteil:Anteil (Fläche):

> Altstadt 81,7 % (1125 ha)

> Bahnstadt 0,6 % (0,7 ha)

> Bergheim 0,0 % (0,0 ha)

> Boxberg 80,1 % (191 ha)

> Emmertsgrund 77,4 % (208 ha)

> Handschuhsheim 48,6 % (734 ha)

> Kirchheim 0,5 %(7,0 ha)

> Neuenheim 37,7 % (213 ha)

> Pfaffengrund 0,0 % (0,0 ha)

> Rohrbach 11,8 % (75,7 ha)

> Schlierbach 75,8 % (687 ha)

> Südstadt 3,0 % (5,1 ha)

> Weststadt 4,7 % (8,2 ha)

> Wieblingen 4,1 %(58,6 ha)

> Ziegelhausen 74,2 % (1092 ha)

Quelle: Vermessungsamt und Amt für Stadtentwicklung Heidelberg dns

[-] Weniger anzeigen

Um das zu ändern, sollen auf dem Platz am Südende des Kranichwegs ab Februar 300 junge Bäume verschiedener Arten gepflanzt werden, wie die Stadt nun mitteilte. Auf dem Areal haben in den vergangenen Jahren immer wieder Bäume die heißen Sommer nicht überlebt. 2020 wurden deshalb zahlreiche Hainbuchen und Ahornbäume gefällt. Nach der Umwandlung zum "Klimawäldchen" sollen drei Viertel des Grundstücks bepflanzt sein. Das verbleibende Viertel besteht aus einer Boule- und Rasenfläche.

Knapp zwei Kilometer östlich des ersten "Klimawäldchen" will die Stadt außerdem einen kleinen Grüngürtel anlegen. Im Spitzgewann, neben der Berufsfeuerwehr und südlich der Bahnstadt, sollen 44 neue Bäume gepflanzt werden. Aktuell stehen dort laut Verwaltung Blaufichten, die hier nicht heimisch sind und die ebenfalls stark unter den Hitzesommern der letzten Jahre gelitten hätten. Hier will das Landschafts- und Forstamt nicht nur Bäume, sondern auch blühende Gehölze pflanzen – als Ergänzung zu Kleingärten und Ackerflächen in der Nähe.

Im Norden des Flurstücks stellt die Stadt zudem einen Tisch mit Bänken auf, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Insgesamt werden am Kranichweg 2600 Quadratmeter bepflanzt, am Spitzgewann 2100. Beide Aufforstungen kosten zusammen rund 148.000 Euro. Die Stadt geht zudem von jährlichen Folgekosten für Pflege und Kontrolle von 15.000 Euro aus. Beide Flächen gehören bereits der Stadt und können deshalb schnell gepflanzt werden.

Auch interessant
3000 neue Bäume: Wo ist Platz für die "Klimawäldchen"?
Heidelberger Klimaschutz-Aktionsplan: Wäldchen für jeden Stadtteil? So soll die Stadt grüner werden

Eigentlich sollten die Arbeiten im Kranichweg bereits 2021 starten. Und auch im westlichen Bergheim sollte frühzeitig ein "Klimawäldchen" entstehen – auf dem Gneisenauplatz am Wehrsteg. Für beide Projekte hatte der Gemeinderat auch schon Mittel freigegeben. Doch den Bergheimer Standort hat die Verwaltung erst mal wieder auf Eis gelegt. Er soll im Rahmen des "Planungskonzepts Bergheim-West" diskutiert werden, das derzeit in Vorbereitung sei. Die Gelder werden nun für das Spitzgewann genutzt.

Damit rückt das Ziel, bis 2025 insgesamt 3000 Bäume zu pflanzen, in weite Ferne. Laut Klimaschutzaktionsplan sollen dafür vor allem versiegelte Flächen innerhalb der Stadtteile – und zwar in allen – genutzt werden. Doch die Verwaltung tut sich bislang schwer, entsprechende Areale zu finden. Gerade in den zentraleren Stadtteilen sind freie Flächen selten – und wenn es sie gibt, mangelt es in der Regel nicht an Ideen für ihre Nutzung. Außerhalb von Wohnbereichen ist es zwar leichter, freie städtische Grundstücke zu finden. Dort wären die Wäldchen auch immer noch wertvoll für die Artenvielfalt, ihre Wirkung für das Stadtklima wäre jedoch deutlich geringer – und meist handelt es sich um Ackerflächen, die dann nicht mehr für die Landwirtschaft genutzt werden könnten.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.