Sie werden wohl bebaut, aber frühestens im Jahr 2030: Um diese Felder westlich von Patrick-Henry-Village wurde im Gemeinderat gestritten. Foto: Philipp Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Die Weichen sind gestellt, jetzt können die Planungen für Heidelbergs 16. Stadtteil richtig losgehen. Denn der Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung am Donnerstag nicht nur, dass das Ankunftszentrum aus Patrick-Henry-Village (PHV) wegverlagert wird, sondern er stimmte auch dem dynamischen Masterplan zu, den die Stadtplaner der Internationalen Bauausstellung (IBA) für das Areal entworfen haben. Er sieht dort einen innovativen Stadtteil vor – mit viel Grün sowie Platz für 10.000 Bewohner und 5000 Arbeitsplätze.
Und während die allermeisten Stadträte diese Pläne grundsätzlich begrüßen und zum Teil überschwänglich loben, gab es an einem Punkt des Masterplans seit Monaten starke Kritik: Er sieht nämlich auch vor, dass die derzeit 97 Hektar große ehemalige US-Siedlung um 18 Hektar nach Westen erweitert wird – damit dort Wohnungen entstehen können.
Dafür müssten jedoch Landwirte vom Kurpfalzhof auf ihre Äcker verzichten – und würden damit zum Teil wohl ihre Existenzgrundlage verlieren. "Da wird mit landwirtschaftlichen Flächen rumgeworfen, als ob das nichts wert wäre", echauffierte sich etwa Michael Pfeiffer von der GAL. Einem Antrag seiner Wählerinitiative, den geplanten Stadtteil nur auf dem bereits versiegelten Areal zu entwickeln, stimmten jedoch nur 17 der 47 anwesenden Stadträte zu.
Stattdessen einigten sich die "Heidelberger" – in den letzten Monaten eine der lautesten Stimmen gegen die Erweiterung – mit CDU und Grünen auf einen Kompromiss-Antrag, der auch eine große Mehrheit fand: Demnach akzeptiert der Gemeinderat zwar grundsätzlich die Erweiterung von PHV. Diese darf jedoch frühestens 2030 erfolgen und muss sich dann zunächst auf sieben Hektar begrenzen. "Wenn dann weiterer Bedarf besteht, werden erst dann die anderen elf Hektar bebaut", trug Manuel Steinbrenner (Grüne) vor. Damit hätten die Landwirte für mindestens zehn Jahre Planungssicherheit.
Darüber hinaus setzte eine große Mehrheit des Gemeinderates den Stadtplanern auf Antrag der "Linken" noch einmal strikte Leitplanken für die Entwicklung des Areals: So muss dort Wohnraum für mindestens 10.000 Menschen geschaffen werden, während gleichzeitig maximal 5000 Arbeitsplätze entstehen dürfen. "Uns als Linken geht das eigentlich noch nicht weit genug", erklärte Sahra Mirow. Denn mit jedem Arbeitsplatz entstehe in der Regel Bedarf an Wohnraum für mindestens zwei Menschen. Schließlich gehöre zu einem Arbeitnehmer häufig eine Familie. Mit dem Verhältnis von Zwei-zu-Eins könne ihre Partei daher zwar leben, aber unterschritten werden dürfe es auf keinen Fall, da sonst der Wohnungsmarkt noch angespannter würde.
Gegen den Masterplan an sich stimmten am Ende nur zwölf Stadträte (drei Enthaltungen). Während die Grünen als Fraktion den Entwurf eigentlich begrüßen, fand sich unter den Gegnern auch deren Stadtrat Frank Wetzel: "Bei aller Euphorie kann ich nicht zustimmen", erklärte er. Das habe nichts mit der Qualität des Plans zu tun, sondern mit den Krisen, in denen man sich derzeit befinde: der Corona-Pandemie und dem Klimawandel. "Die werden uns noch unglaublich viel abverlangen und da müssen wir uns einschränken. Deshalb ist jetzt nicht die Zeit, einen neuen Stadtteil zu entwickeln."
Der Rest des Gremiums segnete das Konzept jedoch ab – sehr zur Erleichterung von IBA-Geschäftsführer Michael Braum, der die Sitzung per Video-Übertragung ein Stockwerk tiefer verfolgte. "Damit können wir jetzt arbeiten", so der Stadtplaner. Dass er die Erweiterungsareale erst ab 2030 beplanen könne, sei dabei überhaupt kein Problem.