Marc Massoth, Regina Kaiser-Götzmann und Eckart Würzner (v.l.) freuten sich über den Erfolg der „Dankescheine“. Foto: Rothe
Von Sarah Hinney
Heidelberg. 35.000 Dankescheine haben die Heidelberger ihren Liebsten gegeben, um sie in der Corona-Krise zu unterstützen – ihren liebesten Vereinen, Kultureinrichtungen, Gastronomen und ihren liebsten Einzelhändlern. Die Stadt hatte insgesamt 120.000 Scheine an alle Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren verschickt. Zehn Euro ließ sie sich jeden eingelösten Schein kosten – es flossen also 350.000 Euro Unterstützungsgeld in ganz unterschiedliche Bereiche.
Regina Kaiser-Götzmann, Inhaberin der Bücherstube an der Tiefburg in Handschuhsheim zeigte sich am Freitag äußerst dankbar für diese unbürokratische Hilfe. "Ich wüsste nicht, dass eine andere Stadt, so etwas auch gemacht hat. Das ist etwas ganz besonderes", betonte sie. Oberbürgermeister Eckart Würzner freute sich sichtlich über das Lob. Auch Marc Massoth, Leiter der Wirtschaftsförderung, hörte gern, dass das Konzept mit den Dankescheinen aufgegangen ist.
Die Bücherstube gehört zu den Geschäften, bei denen besonders viele Scheine abgegeben wurden. Wie viele genau es waren – das wollten beim Vor-Ort-Termin weder der OB noch Kaiser-Götzmann verraten. Die Inhaberin der Bücherstube sagte nur : "Es hat finanziell wirklich geholfen." Die Wirtschaftsförderung will jetzt noch weiter unterstützen. Denn obwohl sich Würzner mit Blick auf die Heidelberger Corona-Zahlen zuversichtlich zeigte, leidet der Einzelhandel noch immer.
Helfen soll nun ein Heidelberger Gutscheinsystem. Die Idee dahinter ist, dass Bürgerinnen und Bürger stadtweit in Geschäften Gutscheine kaufen können – beispielsweise um sie zu verschenken – und diese Gutscheine auch in allen anderen beteiligten Geschäften wieder eingelöst werden können. Als Basis soll die Online-Plattform dienen, auf der sich im Zuge der Dankeschein-Aktion bereits 719 Heidelberger Betriebe registriert haben.
Massoth ist zuversichtlich, dass die Idee zeitnah umgesetzt werden kann und ebenso überzeugt, dass viele mitmachen werden. "Wir wollen das Lokale im Internet sichtbar machen", erklärt der Wirtschaftsförderer. Aber letztlich geht es natürlich nicht nur um das Sichtbarmachen, sondern vor allem darum, zu verhindern, dass noch mehr Menschen bei Versandhäusern online kaufen anstatt beim Einzelhandel vor Ort.
Der Oberbürgermeister nutzte seinen Ausflug in die Kinderbuchabteilung der Bücherstube jedenfalls auch gleich für eine persönlicher Beratung. Und wer könnte besser wissen als Regina Kaiser-Götzmann, an welchem Buch Würzners Enkelkind gerade am meisten Freude haben wird – schließlich hat die Buchhändlerin schon mehrere Generationen von Handschuhsheimer Kindern mit Lesefutter versorgt. Auch Aline Moser, heute Persönliche Referentin des OBs, gehörte dazu, wie sich Kaiser-Götzmann lächelnd erinnerte. Seit 39 Jahren gibt es die Bücherstube. Und dass jetzt so viele Bürgerinnen und Bürger ihre Dankescheine genau hier abgaben – oder sogar mitsamt Gruß für den Bücher-Lieferdienst an die Haustür hängten, wie Kaiser-Götzmann erzählte – ist sicherlich auch dieser langen Tradition geschuldet.