Gruppenbild vor der neuen Chirurgie: Eine gemeinsame Vision verbindet Ministerin Theresia Bauer (Mitte) mit den Vertretern des Universitätsklinikums, der Forschungszentren sowie den Stiftern Gerda Tschira (links), Dietmar Hopp (2.v.l.) und Manfred Fuchs (2.v.r.). Foto: Alex
Von Julia Lauer
Heidelberg. Eine Krebsdiagnose ist schlimm genug, erst recht, wenn es um erkrankte Kinder geht. Dass diese Diagnose irgendwann in der Zukunft einmal ihren Schrecken verliert, erhoffen sich Stifter, Träger und Mediziner von dem neuen Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ), das im Neuenheimer Feld entstehen soll. Hell, funktional und trotzdem behaglich soll der Neubau sein – wie er aussehen könnte, wurde am Donnerstag erstmals öffentlich vorgestellt. Mit dabei waren auch die Stifter Dietmar Hopp und Gerda Tschira, die die Finanzierung größtenteils übernehmen, sowie Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
Dieser Entwurf zeigt, wie der Neubau zwischen Kinderklinik und Nationalem Centrum für Tumorerkrankungen künftig aussehen könnte. Die Anforderungen an das neue Kindertumorzentrum waren hoch – es soll funktional sein, aber auch freundlich. Visualisierung: Architekturbüro Heinle, Wischer und PartnerDie Anforderungen an das neue Gebäude sind hoch: Kindgerecht und komfortabel soll es sein, die medizinische Versorgung der jungen Patienten darin so gut wie nur möglich, die Forschungsbedingungen ideal. "Am wichtigsten waren die Interaktion von Wissenschaft und Behandlung sowie die Qualität der Aufenthaltsbereiche", fasst der Architekt Hanno Chef-Hendriks die Prioritäten zusammen. Der Entwurf seines fünfköpfigen Teams vom Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner mit Hauptsitz in Stuttgart bekam den Zuschlag – ausgewählt unter fünf Bewerbern. Das Architekturbüro ist spezialisiert auf Gesundheitswesen und Forschung und hat in Heidelberg auch Gebäude des Deutschen Krebsforschungszentrums entworfen.
Wie schlagen sich all diese Anforderungen architektonisch nieder? Vorgesehen am Kindertumorzentrum sind Patientenzimmer mit Balkon und Schiebetüren, groß genug, sodass auch Angehörige darin Platz finden können, außerdem besondere Räume für Schulunterricht, Musik und Bewegung, Bereiche zum Malen und Lesen, zwei Spielplätze, von denen einer öffentlich zugänglich ist und einer nur für Patienten. Auch eine Cafeteria und einen Innenhof wird es geben. Zwei Ebenen sind der Forschung vorbehalten. "Das ist ein erster skizzenhafter Entwurf, den wir nun weiterentwickeln zu einem genehmigungsfähigen Antrag", erklärt der Architekt den Stand der Dinge. Wann mit dem Bau begonnen werden kann, steht noch nicht fest; wann er fertiggestellt sein wird, erst recht nicht.
In dem Neubau können künftig 32 Kinder stationär aufgenommen werden – das sind etwas mehr, als derzeit in den Räumlichkeiten der Kinderklinik behandelt werden, außerdem gibt es Betten in der Tagespflege. "Wir gehen davon aus, dass sich die Behandlung künftig noch stärker in den tagesklinischen Bereich verlagert", sagt Prof. Dr. Stefan Pfister, Direktor des Kindertumorzentrums. In Deutschland gebe es etwa acht bis zehn Kinderonkologien in dieser Größenordnung – doch weil dieser Neubau viele Funktionen unter einem Dach vereine, sei er einzigartig. "Für uns ist das ein Festakt, so groß ist das Geschenk."
Pfister hofft, dass sich die Heilungsrate von Kindern künftig noch weiter steigern lässt. In Deutschland erkranken jedes Jahr 2000 Kinder an Krebs. Vier von fünf Kindern werden schon heute gesund. Doch diese Rate stagniert seit vielen Jahren. Kinder erkranken an anderen Tumorarten als Erwachsene, auch deshalb lassen sich die Therapien nicht ohne Weiteres übertragen. Umso wichtiger sei die internationale Kooperation in diesem Bereich. "Wir brauchen neue, innovative Ansätze", beschreibt Pfister die Aufgabe, vor der die Forschung steht.
"Ich hatte immer die Furcht, dass einer meiner Söhne an Krebs erkranken könnte", begründete SAP-Mitgründer Dietmar Hopp sein Engagement für den Neubau. Und auch Gerda Tschira, Witwe des 2015 verstorbenen SAP-Mitgründers Klaus Tschira, brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass das Kindertumorzentrum die medizinische Zukunft verändern und kranken Kindern und ihren Familien neue Perspektiven geben möge. Gemeinsam haben sie den Neubau ermöglicht, was auch Wissenschaftsministerin Bauer ausdrücklich würdigte: "Mit Mitteln der öffentlichen Hand wäre dieses Projekt nicht zu stemmen gewesen."