Heidelberg. (jul) Die Heidelberger Grundschulen sind in dieser Woche weiter in den Schulbetrieb eingestiegen, aber noch immer sind die Eltern am Vormittag bei der Betreuung ihrer Kinder gefordert. Die Schulen fahren den Unterricht zwar derzeit nach den Vorgaben des Landes stufenweise wieder hoch – aber der Unterricht entspricht noch nicht wieder dem regulären Stundenplan. Stattdessen kommen nun im wöchentlichen Wechsel mal die Erst- und Drittklässler und mal die Zweit- und Viertklässler in die Schulen, zwischen den Wochen mit Präsenzunterricht ist Fernlernen von zu Hause aus angesagt.
Doch auch in den Wochen mit Unterricht sind die Eltern gefragt – weil die Nachmittagsbetreuung nicht immer lückenlos daran anschließt. "Als Eltern müssen wir uns weiterhin so organisieren, dass wir im Homeoffice arbeiten", erzählt ein Vater von zwei Grundschulkindern. "So lange es an den Schulen so läuft, ist die Rückkehr zum Normalbetrieb am Arbeitsplatz nicht möglich."
Das Problem: "Bei uns an der Fröbelschule in Wieblingen endet die Schule früher als sonst, aber bis zur Nachmittagsbetreuung müssen wir anderthalb Stunden überbrücken", ärgert sich der Vater. Die Grundschulen entscheiden nun selbst, wie sie den Präsenzunterricht verteilen. Einige Schulen unterrichten in einem Zweischichtbetrieb, indem sie zehn wöchentliche Mindest-Schulstunden auf alle fünf Werktage verteilen. Eine Hälfte der Klasse sitzt beispielsweise von acht bis zehn Uhr in der Schulbank, die andere zwischen zehn und zwölf Uhr.
In Heidelberg beginnt die reguläre Nachmittagsbetreuung jedoch weiterhin erst gegen Mittag – und zwar dann, wenn nach normalem Stundenplan die Schule aus wäre: je nach Schule ist das um 11.20, 11.30 oder um 11.45 Uhr der Fall. Wer jetzt zur frühen Gruppe gehört, bei dem klafft hinterher eine Lücke.
Die Stadt ist sich der Situation bewusst, wie das Amt für Schule und Bildung erklärt. "De facto kann eine Lücke bei der Betreuung entstehen", gibt Amtsleiter Stephan Brühl zu. "Aber wir können diese Lücke nicht schließen, weil uns beziehungsweise Päd-aktiv qualifizierte Mitarbeiter fehlen." Im Auftrag der Stadt übernimmt der Verein Päd-aktiv auch unabhängig von Corona die Betreuung der Grundschulkinder am Nachmittag.
Wie viele Schulkinder an den 18 öffentlichen Grundschulen in der Stadt von der Lücke betroffen sind, wisse er nicht. Doch die Stadt habe reagiert: "Wir haben die Schulen gebeten, die Lücke nach Möglichkeit zu vermeiden", erklärt Brühl – etwa, indem die Schulen Kinder, deren Betreuung die Eltern vor Herausforderungen stelle, nach Möglichkeit auf die späteren Gruppen verteilten.
Brühl betont jedoch auch, dass die erweiterte Notbetreuung von Kindern, deren Eltern entweder in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten oder an ihrem Arbeitsplatz unabkömmlich sind, daneben weiterläuft – lückenlos. "Wer die Notbetreuung braucht, bekommt sie auch. Alle anderen Eltern, müssen wir in diesen beiden Wochen noch um Verständnis bitten", erklärt er.
Denn ein Ende der Betreuungslücke der Grundschulkinder sei absehbar, meint er. Das baden-württembergische Kultusministerium kündigte am gestri-gen Dienstag die Rückkehr zum Normalbetrieb ab 29. Juni an. Gestressten Eltern bleibt im Moment also zumindest dies als Trost.