Noch Ende des 19. Jahrhunderts gab es Überlegungen, die zur Ruine gewordene Tiefburg in Handschuhsheim zugunsten des Straßenbaus abzureißen. Foto: Katzenberger-Ruf
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg-Handschuhsheim. Von den Zinnen der Tiefburg in Handschuhsheim wird normalerweise die "Hendsemer Kerwe" eröffnet. Dieses Volksfest fiel wie so vieles in diesem Jahr aus. Stattdessen ist ein Teil des Gemäuers seit Wochen eingerüstet. Bis zum Wochenende werden Birgit Dursy und ihr Team die Zinnen an der Süd-West-Seite des alten Gemäuers restauriert haben. Das war auch dringend notwendig, denn lockere Steine in diesem Bereich stellten eine Gefahrenquelle dar.
Die Zinnen mussten deshalb neu verfugt werden. Kalkmörtel ersetzt nun den Zementmörtel, der bei einer Instandsetzungsmaßnahme vor einigen Jahrzehnten das Material der Wahl war. Nur behindert es den Wasserabfluss nach Regenfällen. So können in den Ritzen Moose und andere Pflanzen gedeihen. "Sehen Sie, hier wächst sogar ein Ahornbäumchen", zeigt Dursy beim Termin vor Ort. Die Chefin des gleichnamigen Steinmetzbetriebs in Bad Dürkheim hat nicht nur die Baustelle öfter besucht. Zusammen mit Burgverwalter Gerhard Haaf vom Stadtteilverein ging sie schon vorher die Zinnen entlang, um die Schäden zu begutachten.
Demnach hätten im jetzt restaurierten Bereich bei Regen und Wind durchaus Steine in Graben oder Hof fallen können. "Das ist halt die Wetterseite, die ist besonders empfindlich", so Dursy. Dringenden Handlungsbedarf gäbe es auch an den Zinnen zum Norden hin. Diese Arbeiten hätte sie gern im Anschluss ausgeführt. Aus Sicherheitsgründen und weil das Gerüst, das ein anderes Unternehmen aufgebaut hat, nur um einige Meter hätte versetzt werden müssen.
Wegen der durch die Corona-Krise bedingten Haushaltssperre wird daraus wohl nichts. So zumindest die vorläufige Entscheidung der Verwaltung nach einer Sitzung Anfang der Woche. Auch im Gebäude der Tiefburg, in dem der Stadtteilverein seinen Sitz hat, finden längst geplante Sanierungsarbeiten auf lange Sicht nicht statt.
"Alle Fenster marode, herrausbrechende Gläser, verwitterte Rahmen", heißt es einem Gesprächsprotokoll vom November 2019, in dem Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen in bei der Stadt angemieteten Immobilien aufgeführt sind. Im besagten Gebäude ist bisher jedenfalls nur ein "Probefenster" installiert. Mit "unvollständig, teilweise defekt" wird der Zustand der 2015 eingebauten Strahler zur Beleuchtung der Burg beschrieben. "Lösung ungewiss" steht in der Spalte, die für den Ist-Zustand reserviert ist. Dieser ist bislang gleich geblieben. Dabei ist die Tiefburg als Ort der Begegnung gar nicht mehr wegzudenken, auch wenn bis Jahresende dort keine Feste mehr stattfinden.