Ein CO2-Messgerät zeigte dabei im Ampelsystem die Luftqualität an. Foto: Philipp Rothe
Heidelberg.(ani) Gemeinderat im Exil – das gab es noch nie. Coronabedingt tagten die Stadträte am Donnerstagabend nicht im Rathaus, sondern in der Neuen Aula der Universität Heidelberg. Denn die bietet im Vergleich zu den Sitzungssälen im Rathaus vor allem eines: ausreichend Platz. Dass es ein Kraftakt war, die Gemeinderatssitzung in dieser Form zu realisieren – daraus machte Oberbürgermeister Eckart Würzner keinen Hehl. "Diese Sitzung heute kostet uns das Zehnfache an Energie und Mitarbeitern."
Überhaupt sei die Verwaltung derzeit dermaßen an ihrer Kapazitätsgrenze, "dass ich mir überlege, eine komplette Sitzungsfolge abzusagen", so Würzner. Anlass für die kurze Aufregung des Stadtoberhauptes war ein Antrag von Stadtrat Björn Leuzinger (Die Partei). Darin forderte er unter anderem, dass die Sitzungsunterlagen nicht wie bisher acht, sondern zehn Tage im Voraus der Gemeinderatssitzung an die Stadträte gehen. Würzner erteilte dem eine deutliche Absage – und insistierte: "Bitte berücksichtigen Sie, dass wir uns in einer absoluten Ausnahmesituation befinden." Eine große Zahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei derzeit zur Unterstützung an das Gesundheitsamt Rhein-Neckar, das auch für Heidelberg zuständig ist, etwa zur Kontaktverfolgung von Corona-Infizierten, ausgeliehen – und fiele damit für die Verwaltung aus. Das solle die Politik doch bitte auch bei der Einreichung von Anträgen und Arbeitsaufträgen im Hinterkopf behalten. So fand schließlich auch Leuzingers Antrag zu den Änderungen der Geschäftsordnung des Gemeinderates keine Mehrheit.
Unter den höchstmöglichen Sicherheitsvorkehrungen tagte der Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung in der Neuen Aula der Universität. Einige Stadträte schalteten sich via Skype zu. Sie haben aber kein Stimmrecht. Daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Foto: RotheWürzner bedankte sich dann noch bei Uni-Rektor Bernhard Eitel und dessen Kommunikationsbeauftragter Marietta Fuhrmann-Koch für die Gastfreundschaft in der Neuen Aula. Dass das trotz Pandemiebestimmungen möglich sei, sei nicht selbstverständlich. Und damit auch alles reibungslos funktionierte, hatte sich die Verwaltung einen Kniff überlegt: In der Neuen Aula überwachte ein CO2-Messgerät die Luftqualität im Raum. Ein Ampelsystem gab quasi à la minute Aufschluss über die CO2-Konzentration im Raum – und damit auch über die Aerosol-Belastung. Würzner erklärte eingangs: "Wenn die Ampel auf Gelb wechselt, diskutieren Sie bitte nicht so hitzig, wenn sie Rot anzeigt, verlassen Sie bitte den Raum."