Heidelberg. (bms) Zurzeit betreut die Stadt rund 450 Flüchtlinge, die entsprechend ihrem rechtlichen Status in Gemeinschaftsunterkünften oder in angemieteten Wohnungen dezentral untergebracht sind. Was aber tun, wenn aus Geflüchteten Nachbarn werden sollen mit eigenen Wohnungen, um in der städtischen Gesellschaft anzukommen? Dann brauchen sie Unterstützung. Zu diesem Thema hatten das Diakonische Werk und der Asylarbeitskreis in den Saal der Providenzgemeinde eingeladen. Mit dabei war auch Thomas Wellenreuther, Flüchtlingsbeauftragter der Stadt. Rund 25 Teilnehmer waren gekommen.
"Ehrenamtliche, die bei der Wohnungssuche helfen, brauchen ein dickes Fell und einen langen Atem", meint Hannah Hebbelmann. Sie ist Koordinatorin des Diakonie-Hilfsprojektes "Mov’in Heidelberg". Zielgruppen sind nicht nur Ehrenamtliche, sondern auch Wohnungssuchende und Vermieter. Auf dem privaten Mietmarkt erfahre man viel Ablehnung, sagt sie und zitiert aus einer Studie, an der sich Heidelberger Vermieter beteiligten. Mit fiktiven deutschen und nicht-deutschen Profilen waren Wohnungsbesichtigungsanfragen in bestem Deutsch formuliert. Die Auswertung: "Menschen mit ausländischem Namen werden auf dem Mietmarkt deutlich diskriminiert." Laut Hebbelmann finden Geflüchtete monatlich im Schnitt zwei bis vier passende Angebote. Aber: "Vermieter berichten von bis zu 400 Anfragen nach der Veröffentlichung einer Wohnungsanzeige - man muss auf Zack sein."
Teilnehmer der Veranstaltung ärgern sich in diesem Zusammenhang besonders über das Jobcenter. In der Bundesbehörde wird über Wohngeldanspruch entschieden. "Bevor dort beurteilt wird, ob eine Wohnung angemessen sein könnte, vergehen Wochen. Das war’s dann, die Vermieter springen ab", erzählt ein Mann. Da seufzt auch Wellenreuther. Auch er habe das schon erlebt. Die Stadt habe aber sowohl für die gesetzlich vorgeschriebene "vorläufige Unterbringung" von Flüchtlingen als auch für die "Anschlussunterbringung" genug Kapazitäten. Die Gemeinschaftsunterkünfte befinden sich in der Hardtstraße in Kirchheim, in der Henkel-Teroson-Straße im Pfaffengrund und im Bergheimer ehemaligen Hotel Metropol.
Verteilt in neun Stadtteilen gibt es dann für die Anschlussunterbringung angemietete Wohnungen oder auch Neubauten. "Diese vom Land geförderten Neubauten stehen nach zehn Jahren für eine normale Nutzung für unseren sozialen Wohnungsmarkt zur Verfügung", so Wellenreuther. Sein Amt ist auch zuständig für Obdachlose in Heidelberg. Rund 600 Menschen seien zurzeit davon betroffen, geschätzt rund 50 lebten freiwillig dauernd auf der Straße.
Vermieter seien nach seinen Kenntnissen zwar nicht grundsätzlich gegen ein Mietverhältnis mit Geflüchteten: "Aber sie wollen nicht direkt vermieten, sondern den Mietvertrag mit uns haben." Er betont, dass es da zeitlich begrenzte Möglichkeiten gebe - und verspricht: "Wir lassen keinen Vermieter allein mit seinen Sorgen."