Alles so schön grün hier: Auf 40 Prozent der Fläche Heidelbergs steht Wald. Dass sich ein guter Teil davon in Hanglage befindet, verringert die Brandgefahr. Foto: Chris
Von Julia Lauer
Heidelberg. Seit Tagen kein Regen und dazu spätsommerliche Temperaturen: Auf einer tagesaktuellen Karte des Deutschen Wetterdienstes im Internet erschien Heidelberg gestern im gelb-orangenen Bereich. Die Waldbrandgefahr lag damit für diesen Tag irgendwo zwischen Stufe zwei und drei – obwohl die heißeste Zeit des Jahres vorüber ist. Insgesamt umfasst die Skala fünf Stufen. Aber was heißt das nun konkret? Könnte es auch in Heidelberg solche verheerenden Waldbrände geben, wie Kalifornien sie derzeit erlebt?
"Ein gewisses Risiko für Waldbrände besteht auch in Heidelberg, aber die Gefahr ist zum Glück nicht ganz so hoch", erklärt der Forstwirt Wolfgang Ernst, der für das Forstrevier Königstuhl zuständig ist. Drei Viertel des Heidelberger Waldes gehören der Stadt. "Der Stadtwald ist mit Blick auf Geologie und Vegetation weniger stark gefährdet, als es beispielsweise die Wälder der Rheinebene mit ihren Sandböden und den vielen Kiefern sind."
Der Heidelberger Stadtwald erstreckt sich vor allem auf Hängen, was von Vorteil ist: Mit zunehmender Höhe fällt mehr Regen, und die Verdunstung nimmt ab. Je weniger trocken der Boden, desto geringer die Brandgefahr. Dabei hilft auch, dass zwei Drittel der Bäume im Stadtwald Laubbäume sind. "In Nadelholzgebieten ist der Boden oft kahl, und die Bäume haben viele dürre Äste im bodennahen Bereich", sagt Ernst. Dort kann sich ein Feuer also besser verbreiten.
Fichten, Douglasien und Lärchen mischen sich auch in Heidelberg nicht immer unter Laubbäume, es gibt auch im Stadtwald zusammenhängende Nadelholzgebiete. Vor allem am Königstuhl, wo Ernsts Revier liegt. Aber glücklicherweise liegen sie zumindest abseits der Hauptwege, die durch den Wald führen. "Die meisten Brände sind menschengemacht, sie entstehen durch illegale Grillfeuer und Zigarettenkippen", meint Ernst. Das Risiko für Brände steigt also mit der Zahl unachtsamer Besucher.
Der Heidelberger Wald blieb in der Vergangenheit nicht völlig von Bränden verschont. Im vergangenen Jahr entdeckten Mountainbiker etwa im Juli ein Feuer in der Nähe der Hutzelwaldhütte unterhalb des Königstuhls, meldeten es schnell und so konnte die Feuerwehr Schlimmeres verhindern. 2017 standen auf der anderen Seite des Neckars Bäume auf dem Heiligenberg während der Feierlichkeiten in der Nacht zum 1. Mai in Flammen. Auch diesen Brand bekam die Feuerwehr glücklicherweise schnell in den Griff.
"Meistens erstrecken sich die Brände auf wenige Quadratmeter. Ganz selten ist mal etwas Größeres", sagt Ernst. In seinem Revier erinnert er sich an einen Brand, den er zu den größeren Bränden zählt. "Das war 2003. Aber auch da brannte deutlich weniger als ein Hektar Wald."
Die Waldbrandgefahr im Frühling werde oft unterschätzt, sagt Ernst: Dann sind die Niederschläge oft niedrig, Gras und Blätter sind noch nicht ausgetrieben, und dazu komme oft ein trockener Ostwind. Dass der zurückliegende Sommer nun schon der dritte trockene Sommer in Folge ist, verschärft die Waldbrandgefahr hingegen nicht, meint er. "Das hat in der Summe große Konsequenzen für die Bäume, wirkt sich aber kaum auf die Brandgefahr aus."