Heidelberg. (dns) Der Schluss liegt nahe: Warum sollte man mühsam in die Pedale treten, wenn man sich auch einfach auf einen Elektro-Tretroller stellen kann? Logisch, dass die neue Konkurrenz durch den E-Scooter-Verleiher "Tier" vor allem den Nextbike-Leihrädern zu schaffen macht. Oder?
So einfach ist es dann doch nicht. Zumindest geht man bei Nextbike – das Unternehmen arbeitet ebenso mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar zusammen wie "Tier" auch – nicht davon aus. Pressesprecherin Mareike Rauchhaus will zwar "aus Wettbewerbsgründen" keine absoluten Zahlen nennen, betont aber: "An den Verleihzahlen lassen sich Auswirkungen durch die E-Scooter bisher nicht festmachen."
Im Gegenteil steige die Nachfrage weiterhin: "Beim Vergleich der einzelnen Monate mit den Vorjahreswerten komme ich jeweils auf ein Wachstum von durchschnittlich zehn Prozent in Heidelberg." Im Jahr 2018 gab es insgesamt rund 306.000 Leihen im Stadtgebiet.
Der Zuwachs dürfte aber zum Teil auch daran liegen, dass der Leihrad-Anbieter seit dem Spätsommer 2018 mit dem Studierendenrat der Universität zusammenarbeitet. Seitdem zahlen die knapp 30.000 Studentinnen und Studenten der Ruperto Carola einen Beitrag von 2,45 Euro im Semester und können die Räder dafür jederzeit für 30 Minuten kostenlos nutzen.
Aber auch darüber hinaus geht man bei Nextbike nicht davon aus, dass die eigenen Nutzer zum Elektro-Tretroller wechseln: "E-Scooter können allein aus Komfortgründen nur für kurze Strecken genutzt werden. Fahrräder kommen dann auch mal bei Distanzen von bis zu mehreren Kilometern zum Einsatz." Dazu passe, dass verschiedene Studien bereits andeuteten, "dass E-Scooter eher den Fußverkehr kannibalisieren, als dass sie den Autoverkehr verringern".
Rauchhaus sieht in den Scootern – im Gegensatz zum Rad – auch keinen Beitrag für eine nachhaltigere Mobilität, wie sie betont: "Sie haben eine Lebensdauer von nur einem halben Jahr und es gibt nach wie vor kein bewährtes Recyclingkonzept."