"Dykes on Bikes" setzen sich für queere und lesbische Frauen ein
Laut und bunt für mehr Sichtbarkeit sorgen - Teil der Aktionswochen "Open Dykes"

Von Lena Scheuermann
Heidelberg. Im Wind flatternde Regenbogenfahnen, Luftballons und vielstimmiges Klingeln – so bunt und laut ging es am Samstag bei der Fahrraddemonstration "Dykes* on Bikes" zu. Optik und Akustik der Teilnehmenden passte dabei perfekt zum Motto der Veranstaltung: Die Fahrraddemo quer durch die Heidelberger Altstadt ist Teil der Aktionswochen "Open Dykes*", bei der die Sichtbarkeit lesbischer, queerer und frauenliebender Frauen gefeiert und gestärkt werden soll.
Wie wichtig gerade die Sichtbarkeit ist, betonte Dörthe Domzig, Leiterin des Amts für Chancengleichheit der Stadt, direkt zu Beginn der Veranstaltung: "Wer nicht sichtbar ist, läuft Gefahr, nicht gesehen zu werden, was politische, soziale und auch persönliche Konsequenzen nach sich ziehen kann." Tatsächlich würden lesbische, queere und frauenliebende Frauen oftmals in die Unsichtbarkeit gedrängt und ihre Interessen im gesellschaftlichen und politischen Diskurs kaum wahrgenommen, berichtet Johannah Illgner vom queerfeministischen Kollektiv Heidelberg.
Um für mehr Sichtbarkeit zu sorgen und gleichzeitig für mehr Gleichberechtigung und Akzeptanz zu werben, hat das Amt für Chancengleichheit in Kooperation mit dem Queeren Netzwerk Heidelberg und dem Verein Mosaik Deutschland die Demonstration recht kurzfristig auf die Beine gestellt – als Ersatz für den großen "Dyke March Rhein Neckar", der aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden musste. Komplett ausfallen lassen sei keine Option gewesen, so Illgner. Ganz so viele Demonstrierende wie beim Dykemarch sind es zwar nicht geworden – mit bunter Regenbogendekoration, lauter Musik und Dauerklingeln machten die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer das aber wieder wett.
"Ich freue mich riesig, dass wir heute trotzdem in einem anderen Format demonstrieren und ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Herabwürdigung geschlechtlicher und sexueller Identitäten von frauenliebenden Frauen setzen", meinte Illgner in ihrer Rede und betonte, dass Dykes – ein englischer Ausdruck für lesbische Frauen – als Frauen und Homosexuelle gleich doppelt benachteiligt werden. Etwa bei der Familienplanung, wie Vanessa Kinzebach von der Initiative lesbischer und schwuler Eltern (Ilse e.V.) am Samstag deutlich machte. Sie verwies dabei auf rechtliche Grundlagen, nach der lesbische Frauen die Kinder ihrer Partnerinnen – und damit auch ihre Kinder – erst adoptieren müssen, bevor sie rechtlich als Eltern gelten. "Das ist entwürdigend und diskriminierend", findet Kinzebach – und fordert, dass sich die veränderte Lebensrealität mit vielen unterschiedlichen Konstellationen auch in der Rechtssprechung wiederfinden müsse.
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"Dykes* on Bikes" ist dabei nur einer der Höhepunkte der Aktionswoche: Für kommenden Dienstag ist ein Filmabend, am Donnerstag eine Diskussionsrunde zum Thema "Lesbisch, queer und (un-) sichtbar" geplant. Den Abschluss der Reihe bildet das Konzert am Freitag, bei dem neben der Rapperin und Beatboxerin Lia Sahin auch das DJ-Kollektiv "Zena" auftreten wird. Davor ist eine Drag King Performance geplant – "denn bei uns gehört die Bühne Frauen und nonbinary Personen", so Illgner.