Der alte und der neue Wirt des "Tati" im Landfried-Komplex: Robert Luthringhausen (rechts) und Thorsten Kemptner. Foto: Hentschel
Von Rolf Kienle
Heidelberg. Nach ein paar Runden Schach setzte sich Robert Luthringhausen gern ans Klavier und spielte zu vorgerückter Stunde Jazziges, mit Vorliebe französischen Ursprungs. So wie es sicher dem Namensgeber Jacques Tati oder dem großen französischen Musiker Jacques Loussier, der hier zu Gast war, gefallen hätte. Robert Luthringhausen machte das "Tati" zu einer Institution in Heidelberg.
Zu einem Treffpunkt für Leute, die es gern leger wollen, abseits des Mainstreams. Kunstschaffende trafen sich gern hier. Jetzt, nach 23 Jahren, geht eine Ära zu Ende: Er kehrt seinem Bistro im Bergheimer Landfried-Komplex den Rücken. Neuer Chef ist der Koch und Gastronom Thorsten Kemptner, der in den ersten Jahren des "Tati" für kurze Zeit in der Küche stand.
So ganz aus der Welt ist Luthringhausen allerdings nicht. Gleich nebenan in den ehemaligen Räumen des "Jacques Weindepot", das er 1985 eröffnete, will er eine Weinbar eröffnen. Die Vorbereitungen laufen, aber es wird noch bis Frühjahr kommenden Jahres bis zur Eröffnung dauern. Noch fehlt der Weinbar außerdem ein griffiger Name.
Das war beim eingängigen Namen "Tati" seinerzeit leicht: Den skurrilen Filmemacher und Schauspieler kannte und kennt nahezu jeder. Das Bistro stand zudem für französische Lebensart, für Savoir vivre und für mediterrane Küche.
Den Namen "Tati" wird der neue Wirt Thorsten Kemptner ebenso beibehalten wie die Philosophie der Küche: Regionale und saisonale Küche mediterranen Einschlags, vor allem französisch und italienisch, frische Produkte und Zutaten, die er ebenfalls selbst in Straßburg kauft wie Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch und Käse. Gemüse und Salat kommen vom hiesigen Großmarkt.
"Ein- bis zweimal wöchentlich werde ich nach Straßburg fahren", sagt Kemptner, der Koch gelernt hat und zehn Jahre lang das Bistro "Bellini" im Neuenheimer Feld führte. Im Dezember wird er es abgeben.
Er will dem "Tati" natürlich kulinarisch auch ein paar neue Impulse geben. Der äußere Eindruck könnte sich leicht verändern: Eine breite Holzterrasse schließt auch die künftige Weinbar mit ein. Luthringhausen ist sich sicher, dass beides, Weinbar und Terrasse, diesen Teil des Landfried-Hofes neu beleben werden. Im Innern des ehemaligen Pferdestalls und der späteren Autowerkstatt soll alles bleiben, wie es die Gäste gewohnt sind, irgendwie französisch eben.