Ahmet Pekkip. Foto: privat
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Den Heidelberger Unternehmer Ahmet Pekkip traf die Corona-Krise hart. Er war einer der ersten und der am schwersten betroffenen Patienten und wurde wochenlang in der Thoraxklinik in Rohrbach behandelt. Seine Frau und sein Sohn waren nur leicht erkrankt. Inzwischen ist der 67-Jährige genesen – noch nicht ganz fit und 20 Kilo leichter als vor der Erkrankung. "Ich hoffe, das Gewicht bleibt", sagt er.
Herr Pekkip, Sie waren schwer an Covid-19 erkrankt. Wie geht es Ihnen jetzt?
Ich lag vier Wochen lang im Koma. Da baut sich die gesamte Muskulatur ab, so dass jetzt jeder einzelne Schritt eine Belastung für den Körper darstellt. Ich rasiere mich, dann mache ich Pause. Ich dusche mich, dann mache ich Pause. Ich trockne mich ab, dann mache ich Pause.
Ist die schwache Muskulatur schuld oder eine angeschlagene Lunge?
Der Lunge geht es eigentlich ganz gut. Ich hing sechs bis sieben Wochen an der ECMO, einer Technik, bei der die Maschine vollständig die Atemfunktion von Patienten übernimmt, davon vier Wochen im Koma. Nach drei Wochen Reha in der Schmieder-Klinik würde ich gerne nach Hause gehen; die Physiotherapie hole ich mir dann ins Haus. Tagsüber durfte ich das schon mal üben. Ich habe schließlich einen 13-jährigen Sohn; meine Frau und er wollen nicht mehr länger allein zu Hause sein. Sie haben wegen irgendwelcher Geräusche schon zweimal die Polizei gerufen.
Die haben Angst ohne Sie?
So ungefähr. Sie wussten ein paar Wochen lang ja nicht, ob ich die Krankheit überleben würde, und bekamen immer mal wieder einen erschreckenden Anruf aus der Klinik. Mit mir waren es fünf schwere Covid-19-Fälle in der Thoraxklinik, zwei davon sind gestorben, die anderen noch nicht über dem Berg.
Neuerdings gibt es ja die Theorie mit der Blutgruppenzugehörigkeit. Wer Blutgruppe A hat, ist eher gefährdet, schwer zu erkranken.
Ich habe Blutgruppe 0. Aber mit meinen Vorerkrankungen bin ich ein richtiger Risiko-Patient.
Wissen Sie, wie Sie sich angesteckt haben?
Nein. Zwei Mitarbeiterinnen waren im Elsass, meine Tochter war in New York – beide Male wurden wenig später Grenze und Flughafen geschlossen. Aber alle drei waren selbst nicht erkrankt.
Bei dem lang dauernden Koma – können Sie sich an etwas erinnern?
Ich bin vor dem Haus in den Krankenwagen eingestiegen, und ab da kann ich mich nicht erinnern. Als ich dann aus dem Koma erwachte, hatte ich kein Zeitgefühl. Wegen der ECMO durfte ich mich auch nicht bewegen, denn das hätte tödlich für mich enden können. Das habe ich alles wohl nicht verstanden und wurde ziemlich böse. Ein Arzt hat meine Entschuldigung zuerst nicht angenommen. Ich bin ganz entsetzt, denn ich bin alles andere als ein bösartiger Mensch.
Sie haben Verbindungen zur Thoraxklinik, wohin Sie sich Anfang April mit dem Krankenwagen fahren ließen. Wegen Ihres Bruders, der an Lungenkrebs starb?
Ich unterstütze die Thoraxklinik seit Jahren. Ich habe so meine sozialen Projekte, den Thorax Award für Prävention im Unternehmen, das NCT-Konzert ...
In der Klinik bekamen Sie Gammaglobuline über das Unternehmen Ihres Freundes Wolfgang Marguerre und auch ein Medikament aus dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen, dem NCT.
Die ganze Zeit stand auf der Kippe, ob ich überlebe, die Gammaglobuline brachten wohl die Veränderung. In den USA sind sie zur Behandlung zugelassen, und Professor Herth macht an der Thoraxklinik jetzt eine Studie damit. Und mit dem NCT ist eine Verbindung da, weil meine Firma Pekkip Oncology Alliance zusammen mit dem NCT und den Universitäten Heidelberg und Kiel ein Medikament gegen den schmerzhaften Knochenkrebs entwickelt, den viele Frauen nach Brustkrebs bekommen. Es soll noch in diesem Jahr an Patienten getestet werden.