Schon jetzt als „Leuchtturmprojekt“ gepriesen: die Brücke für Radfahrer und Fußgänger, die künftig den Neckar queren soll. Dabei werden über dem Schifffahrtskanal 105 Meter überwunden. Visualisierung: Schlaich Bergermann Partner/Laboratory for Visionary Architecture/Latz+Partner
Von Maria Stumpf
Heidelberg. Ein ruhiger Entwurf, ein schlankes und geschmeidiges Bauwerk mit Aufenthaltsqualität auf dem Wasser – und mit entscheidender Netzfunktion für regionale Radwegtrassen: So präsentiert sich die geplante Rad- und Fußgängerverbindung über den Neckar zwischen Bergheim und Neuenheim. "Ein Leuchtturmprojekt in vielerlei Hinsicht", meint Klaus-Peter Hofbauer, Leiter des Tiefbauamtes der Stadt. Zusammen mit dem Ersten Bürgermeister Jürgen Odszuck informierte er über die konkreten Pläne und das weitere Vorgehen im Bezirksbeirat Bergheim.
Im Frühjahr ging aus einem Wettbewerbsverfahren mit Bürgerbeteiligung der Entwurf der "Planungsgruppe Schlaich Bergermann und Partner" aus Stuttgart/Berlin, "Laboratory for Visionary Architecture Berlin" und "Latz + Partner Landschaftsarchitektur" aus Kranzberg als Sieger hervor (die RNZ berichtete). Im Februar soll nun laut Odszuck die Planung an dieses Team übergeben werden. Baubeginn könnte im Jahr 2023 sein. Die Gesamtkosten für die ersten Planungsschritte mit begleitenden Untersuchungen liegen bei 1,5 Millionen Euro.
Die Brücke überzeuge im Umgang mit den Materialien und mit der architektonischen Gestaltung, beurteilte damals das mit dem Schweizer Bauingenieur Jürg Conzett hochkarätig besetzte Preisgericht die Siegerauswahl. Letztlich seien Ingenieure, Architekten und Landschaftsplaner gleichermaßen gefordert gewesen.
Heidelberg habe bislang wenige Brücken, betonte Bürgermeister Odszuck nun im Bezirksbeirat. "Aber alle sind prägend und eine Art Wahrzeichen." So werde es auch mit dieser sein. "Und zwar genau an der richtigen Stelle." Es gehe um die gesamtstädtische Verkehrsplanung.
Die neue Brücke soll die stark frequentierte Ernst-Walz-Brücke und die Mittermaierstraße entlasten, an die geplante Radschnellverbindung nach Mannheim anbinden und auch eine Verknüpfung über Bahnstadt, Patrick-Henry-Village, Eppelheim und Schwetzingen in Aussicht stellen.
Vom Ochsenkopf kommend schlängelt sich das Bauwerk über die B3 entlang des östlichen Randes des Gneisenauplatzes durch die Wipfel der Bäume, die weitgehend erhalten bleiben. Der Brückenzug samt Erdrampen ist 700 Meter lang. Über dem Schifffahrtskanal werden 105 Meter überwunden. Über dem Neckar weitet sich die Brücke mit Sitzterrassen auf. An den Ufern sollen Begegnungsorte entstehen, bestehende Grünareale aufgewertet werden. Die Brücke wird überdies mehrere Zugänge bekommen.
Bezirksbeirat Jo-Hannes Bauer (GAL) wollte zwar nicht den Siegerentwurf kritisieren, fragte aber nach, warum dem Gremium die anderen Entwürfe in den Unterlagen zur Sitzung nicht zum Vergleich vorgelegt worden seien. "Wir sind schon längst in einem förmlichen Planungsverfahren", entgegnete Odszuck. Alle Beiträge seien ja in einer Ausstellung einsehbar gewesen. "Ich muss Ihnen sagen: Eine echte Wahlfreiheit besteht jetzt nicht mehr." Andere Rückfragen thematisierten Bepflanzungen am Neckarufer und auf dem Gneisenauplatz oder die Anzahl der Treppenaufgänge. Der Beschlussvorlage der Verwaltung stimmten die Bezirksbeiräte einstimmig zu. Der Gemeinderat könnte in seiner Sitzung am Mittwoch, 10. Februar, das Projekt absegnen.