Die siebenjährige Tamina aus Pirmasens lässt sich von Friseurmeisterin Anastasia Lutyj im Alten Hallenbad die Haare schneiden: Ein 25 Zentimeter langer Zopf ist ihre Haarspende, sie bekam dafür einen süßen Stoffhund – und eine schicke Frisur. Foto: Philipp Rothe
Heidelberg. (stoy) Schnipp, Schnapp – Haare ab! Wer am Samstag dem Alten Hallenbad einen Besuch abstatten wollte, wird dieses Szenario öfter beobachtet haben. Neun Friseurinnen schnitten sechs Stunden lang bei der Aktion "Kinder helfen Kindern" kostenlos Haare; der Erlös der Haarspenden geht zu hundert Prozent an das Mannheimer Kinderhospiz Sterntaler, an das Kinderpalliativteam der Universitätsklinik und an die Kinderkrebsstiftung Waldpiraten.
Gewaschen, unbehandelt und mindestens 25 Zentimeter lang mussten die Haare sein, damit sie als geflochtener Zopf abgeschnitten und gespendet werden konnten. Die gesammelten Haarspenden werden an die höchstbietende Perückenmanufaktur verkauft, die damit Perücken für krebskranke Kinder herstellt. "Momentan sieht es so aus, als würden die Spenden an die Hamburger Manufaktur Dening verkauft werden. Ich will aber natürlich so viel wie möglich damit rausholen, damit wir auch möglichst viel Geld spenden können", berichtete der Organisator der Aktion, Alexander Messmer. Deswegen konnten auch nicht nur Kinder und Mädchen Haare spenden, sondern jeder, der die Voraussetzungen dafür erfüllt: "Wir haben sogar einen Jungen, der sich die Haare extra hat lang wachsen lassen, um sie heute zu spenden", sagte Messmer stolz.
"Die Aktion heute ist vor allem der Eyecatcher. Nebenbei fährt auch den ganzen Tag ein Aktionsbus durch die Stadt, in dem ebenfalls Haare gespendet werden können", erklärte der Organisator. Außerdem fielen schon seit dem 6. Januar die Zöpfe junger Mädchen in verschiedenen Heidelberger Friseursalons: "Ich habe zwar selbst einige Friseure kontaktiert, viele sind aber auch auf mich zugekommen, das war großartig", erzählte er. 34 Friseursalons aus allen Stadtteilen schnitten neben dem normalen Arbeitsalltag für den guten Zweck.
Anlass der Aktion war der Internationale Kinderkrebstag. "Jeder weiß, was für ein Tag der 14. Februar ist, der Valentinstag", sagte Myriam Lasso, die Leiterin des Kinder- und Jugendamtes der Stadt, "der 15. Februar, der Kinderkrebstag, sollte mindestens genauso präsent sein. Es zeugt von großer Solidarität, wenn die Kinder Haare spenden. Ich finde, das ist ein ganz großes Mutmacherzeichen."
Auch bei den Besuchern kam der Aktionstag ausnahmslos gut an: Allein in der ersten Stunde ließen sich zehn Mädchen die Haare schneiden, darunter auch die zehnjährige Benedetta Tilmann: "Meine Haare sind ja für einen guten Zweck, deswegen ist es mir das auf jeden Fall wert!". Marina Röderer war zusammen mit ihrer Tochter eine Stunde aus dem Kraichgau angereist: "Ich finde die Aktion super, und für mich ist das eine lockere Sache, wenn man damit helfen kann. Haare wachsen doch sowieso wieder nach." Alexander Messmer ist jedem Spender dankbar. Weil die Resonanz so gut war, will er die Aktion nächstes Jahr wiederholen.
So läuft die "Echthaarspende" für Krebskranke ab
Kamera: Martina Birkelbach / Produktion: Reinhard Lask