Solveig Götz vom Stadtjugendring ist Projektleiterin für das Spiel „Code Breakers“. Foto: Philipp Rothe
Von Marion Gottlob
Heidelberg. Was passiert, wenn das Internet weltweit ausfällt? Dann funktionieren die Energie- und Wasserversorgung nicht mehr, die Apparate in Krankenhäusern arbeiten nicht, die Handys schweigen. Also sind die Mitspieler des Escape Games "Code Breakers" aufgerufen, einen verrückten Professor zu stoppen, der das Internet mithilfe eines genialen Algorithmus zerstören möchte. Eine spannende Angelegenheit, die nicht nur Grips, sondern vor allem Teamgeist erfordert.
Vor Kurzem wurde das Escape-Spiel "Code Breakers" des Heidelberger Stadtjugendrings und des Hauses der Medienbildung Ludwigshafen mit dem Präventionspreis 2019 des Vereins Sicheres Heidelberg ausgezeichnet. Nun gibt es "Code Breakers" in einer mobilen Version für Jugendgruppen und Schulklassen. In einer Kiste sind alle Utensilien wie zum Beispiel Laptop, Tablet, vier Koffer mit Zahlenschlössern und die Rätsel enthalten.
"Escape Rooms" sind entstanden aus Videospielen, bei denen man aus einem geschlossenen Raum flüchten muss. Das kann ein Gefängnis, ein Spukhaus, eine Raumstation und vieles andere sein. Das erste Konzept für einen "Escape Room" entwickelte 2007 Takao Kato in Japan, zehn Jahre später gab es weltweit über 8000 Fluchtraum-Einrichtungen – ein einträgliches Geschäft für die Betreiber. Im Jahr 2019 brach in einem dieser Räume in Polen ein Feuer aus, mehrere Jugendliche kamen zu Tode. Es fehlten die Fluchtwege.
Bei der Heidelberger Version ist vieles anders: Das Spiel heißt nicht "Escape Room", sondern Escape Game. Der reale Raum für das Spiel kann jederzeit verlassen werden. Projektleiterin Solveig Götz: "Unsere Türen sind nie abgeschlossen." Hinweise zur Sicherheit gehören zum Spiel.
Das Spiel ist für acht bis 30 Teilnehmer der siebten bis zwölften Klasse gedacht. Jedes Team betritt "seinen" Raum – auf einem Laptop läuft der Count Down. Für ungeübte Teilnehmer liegt auf dem Schreibtisch das Tagebuch des zerstörerischen Professors mit Tipps für die Rätsel bereit. Da gibt es die "Pizza-Schachtel" mit Spiegel, gefüllt mit Papierschnipseln, auf denen Worte in Spiegelschrift notiert sind. Wer die Worte zusammensetzt, erhält die Anweisung, wie man eine Pizza zubereitet. Gleichzeitig ergeben die Anfangsbuchstaben auf jedem Schnipsel den Zahlencode in der richtigen Reihenfolge, um einen Koffer zu öffnen – dort wartet das nächste Rätsel.
Rund 300 Jugendliche aus Heidelberg und Umgebung haben das Spiel schon gespielt. Eine Gruppe brauchte rund 55 Minuten für die Lösung der Aufgaben, die schnellste Gruppe, eine Informatik-Klasse der Jahrgangsstufe 12, hatte die Codes in 18 Minuten geknackt. Es geht oft um Logik, um die Arbeitsweise eines Computers und des Internets besser zu verstehen. Die meisten Rätsel fördern den Teamgeist, Einzelkämpfer haben kaum eine Chance. Wer alle Rätsel gelöst hat, kann den Algorithmus des Professors stoppen. Solveig Götz lächelt: "Man rettet das Internet – und die Welt vielleicht auch."
Später überlegen die Jugendlichen, was bei einem Ausfall des Internets tatsächlich passieren könnte. Es gibt Tipps für ein sicheres Passwort: Im Jahr 2017 gehörte in Deutschland zu den häufigsten Passwörtern "12345" – das kann ein Computer in weniger als einer Sekunde knacken. Götz: "Wir wollen das Internet nicht verteufeln. Doch es ist gut, die Risiken zu kennen." Stadtjugendring-Geschäftsführer Steffen Wörner sagt: "Wir freuen uns über Anfragen von Lehrern und Gruppenleitern."
Info: Mehr zum Spiel unter Telefon 06221 / 22180 oder im Internet unter www.code-breakers.de