Mehr Geld für Uniklinik-Angestellte
Jetzt geht es noch um altersgerechtes Arbeiten der Pflegekräfte
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Bis 23 Uhr wurde in der Nacht zum Mittwoch verhandelt. Dann stand die Einigung zwischen den baden-württembergischen Unikliniken und der Gewerkschaft Verdi. Die Uniklinik-Mitarbeiter bekommen mehr Geld: Der Lohn der 25.000 nichtärztlichen Beschäftigten – Pflegekräfte genauso wie Verwaltungsmitarbeiter, Techniker, Laboranten oder Hausmeister – steigt rückwirkend zum 1. November um 4,1 Prozent, ab Februar 2021 noch einmal um drei Prozent. Dieser Vertrag, der am Freitag von der Verdi-Tarifkommission erst noch bestätigt werden muss, soll bis 31. Januar 2022 gelten.
Im Rahmen der neuen Entgeltordnung haben die Arbeitgeber zudem eine monatliche Zulage für die Pflegekräfte im Pflege- und Funktionsdienst in Höhe von 200 Euro ab 1. Januar 2020 zugesagt. Umgerechnet sei das ein weiteres Plus von sechs Prozent, heißt es. Auszubildende erhalten in zwei Stufen 130 Euro mehr sowie drei zusätzliche Lerntage und eine Prämie von 450 Euro zum Berufsstart, wenn sie den Unikliniken als Mitarbeiter erhalten bleiben.
Für Pflegedirektor Edgar Reisch am Heidelberger Universitätsklinikum ist das Ergebnis, das er mitverhandelte, in Ordnung. Er freute sich auch über eine gute Atmosphäre bei den Verhandlungen. "Wir sind an unsere wirtschaftlichen Grenzen gegangen", meinte er gestern, "aber wir denken auch an Attraktivitätssteigerung."
Schließlich ist der Kampf um Pflegekräfte in der Branche hart. Er würde gerne noch 50 Vollpflegekräfte einstellen, aber: "Der Markt ist leer gefegt." Inzwischen beschäftigt das Universitätsklinikum schon 123 Pflegekräfte aus Bosnien-Herzegowina und Serbien, die in ihrer Heimat nicht gebraucht werden und im Rahmen des "Triple-Win-Programmes" nach Heidelberg geholt wurden. Die Tarifsteigerung bei den Pflegekräften wird laut Reisch von den Kostenträgern der Unikliniken refinanziert. Was bei den Unikliniken selbst aber hängen bleibt, sind die Erhöhungen bei den anderen Berufsgruppen.
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Regina Albrecht, Personalratsvorsitzende des Heidelberger Uniklinikums und Mitglied der Tarifkommission, findet das Ergebnis der Verhandlungen "ganz gut, wenn man von den Startvoraussetzungen ausgeht." Es seien einige Forderungen erfüllt worden. Sie weiß aber auch von Kollegen, die die Laufzeit des Vertrages über 28 Monate als zu lang kritisieren.
Wichtig ist ihr, dass die Tarifparteien noch Gespräche zu Regelungen für altersgerechtes Arbeiten aufnehmen werden. "Die Mehrzahl der jungen Kolleginnen kann sich nicht vorstellen, den Beruf bis zum 67. Lebensjahr auszuüben", sagt Albrecht, "es ist schon eine herausfordernde Tätigkeit." Dass ein solch guter Tarifabschluss Mitarbeiter anderer Kliniken zu den Universitätskliniken locken könnte, wollen weder Reisch noch Albrecht so explizit bestätigen. "Das Gehalt ist das eine, die Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeiten oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf das andere", findet Regina Albrecht.