Auf dem Dossenheimer Weg wird es gerade bei gutem Wetter oft eng: Hier sind dann viele Spaziergänger und Radler unterwegs. Foto: Katzenberger-Ruf
Von Karin Katzenberger-Ruf
Dossenheim/Heidelberg. "Der hätte mich jetzt beinahe umgefahren!", brüskiert sich der ältere Herr, der zusammen mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar auf dem Dossenheimer Weg unterwegs ist. Es hätte ein gemütlicher Spaziergang an einem sonnigen Tag werden sollen. Doch das Verhalten des Radfahrers im grellgelben Rennanzug, der den 75-Jährigen gerade mit einem Affenzahn und höchstens einem halben Meter Abstand überholt hat, hinterlässt Spuren. Die Gruppe beschließt umzukehren und auf dem Blütenweg Richtung Dossenheim zu wandern – weil da weniger Radfahrer unterwegs seien.
Es sollen an dieser Stelle keine alten Feindbilder aufgebaut werden: Doch die Beschwerden über rücksichtsloses Verhalten auf den beliebten Wegen mehren sich. Als besonders schlimm schildern Fußgänger die Situation auf dem Dossenheimer Weg, der vor einiger Zeit frisch asphaltiert wurde. Heinz Kehrein hat dort ein Grundstück, vor dem er zuletzt an Pfingsten eine "Feld-Vernissage" mit historischen Fotos veranstaltete. Er kann bestätigen, dass viele Radfahrer leider viel zu schnell unterwegs sind.
Ähnlich sieht es auf dem Blütenweg aus. Viele sportliche Fahrradfahrer preschen teilweise mit hoher Geschwindigkeit an den Fußgängern vorbei. Foto: Katzenberger-RufMal mit den ganz Schnellen reden? Kaum möglich. Immerhin: Ein Dossenheimer bremst auf Zuruf tatsächlich ab. Für ihn ist der Weg, wie er sagt, die "Schnellverbindung" zu seinem Arbeitsplatz in Heidelberg – zu den üblichen Bürozeiten und eigentlich bei jedem Wetter. "Ich fahre seit 35 Jahren Rad und denke, dass ich ganz gut einschätze, wann es für Fußgänger gefährlich wird. Die sollten aber auch bitte nicht den Weg in seiner ganzen Breite für sich in Anspruch nehmen", sagt er.
Das sehen die beiden Rentnerinnen, die fast täglich ihr "Laufpensum" zwischen Blütenweg und Dossenheimer Weg absolvieren, etwas anders. Mit Laufen ist in dem Fall zügiges Gehen gemeint. "Wir gehen ja schon immer auf der linken Seite, damit niemand ohne Vorwarnung an uns vorbeirauscht. Aber das gefällt manchen Radlern, die uns entgegenkommen, auch nicht, und sie würden uns am liebsten wegklingeln. Das lassen wir uns aber nicht gefallen", meint eine der beiden.
Mit ihrem Hund geht Tina Müller gern zwischen Handschuhsheim und Dossenheim Gassi. Die 32-Jährige ist selbst begeisterte Radfahrerin, manchmal auch mit Max an der Leine. Doch für das Tempo, mit dem manche auf zwei Reifen unterwegs sind, hat sie kein Verständnis. "Hier gibt es viele, die zu ihrem Garten radeln und auf dem Rückweg Obst und Gemüse auf dem Gepäckträger transportieren. Das sind die Gemütlichen. Aber es gibt halt auch viele Raser", sagt sie.
Aber ist auf dem Blütenweg tatsächlich weniger los als auf dem Dossenheimer Weg? Zur "Rad-Rush-Hour" sicher. Aber nicht am Wochenende. Das schlängeln sich zum Beispiel drei junge Männer auf Mountainbikes an einer Fußgängergruppe vorbei – immerhin in gemäßigtem Tempo. "Wir kommen gerade vom Heiligenberg", rufen sie noch, dann treten sie wieder kräftig in die Pedale.
"Da soll die Zeppelinstraße zur Fahrradstraße gemacht werden, aber dass der Dossenheimer Weg schon eine ist, hat bei der Stadtverwaltung noch keiner gemerkt", ärgert sich ein Spaziergänger aus Handschuhsheim. Ein paar Vorschläge zur Verbesserung der Situation hat er dennoch. Demnach müsste es auf dem Dossenheimer Weg und auf dem Blütenweg Geschwindigkeitsbeschränkungen für Radfahrer geben. Nur: Was wäre da ein angemessenes Tempo?