Noch ist Baustelle, bald sollen hier Selbstständige und Teams zusammenarbeiten und netzwerken: Birk Bauer, Enno Fedderken und Shiva Hamid von den Breidenbach-Studios (v.l.) freuen sich schon darauf. Foto: Philipp Rothe
Von Steffen Blatt
Heidelberg. Was braucht ein Selbstständiger in einer Branche wie IT-Dienstleistung, Grafik oder Werbung zum Arbeiten? Einen Laptop, ein Telefon und schnelles Internet, das reicht meistens. Solche Solo-Unternehmer gibt es immer mehr, doch viele von ihnen wollen nicht alleine zu Hause sitzen. Sie wollen Kontakte, Austausch, ein Netzwerk. Die Lösung lautet "Coworking Space". Das sind Orte, an denen Selbstständige neben- und im besten Fall auch miteinander arbeiten, wo der Webseitenprogrammierer neben dem App-Entwickler sitzt und einen Schreibtisch weiter die Plakatgestalterin. Auch in Heidelberg boomt das Coworking seit Jahren - und im Juli öffnet in Bergheim ein weiterer Platz zum "Zusammenarbeiten".
"B_Fabrik" heißt die Einrichtung, die eine ganze Etage in dem markanten Backsteingebäude an der Ecke Bergheimer/Mittermaierstraße belegt. Derzeit sind dort noch keine Laptop-Arbeiter am Werk, sondern Handwerker, es wird gebohrt, geflext und montiert. Später werden in der "B_Fabrik" auf 440 Quadratmetern bis zu 80 Coworker Platz finden, die aus unterschiedlichen Angeboten wählen können, vom Tagespass für einen Schreibtisch bis zum Teambüro.
Betreiber der "B_Fabrik" sind die Breidenbach-Studios, die 2011 in der Hebelstraße eines der ersten Coworking-Projekte in Heidelberg an den Start brachten. Mit der neuen Einrichtung in Bergheim wollen die Macher endlich richtig heimisch werden, denn bei ihren bisherigen vier Standorten - außer der Hebelstraße noch im Dezernat 16, im "Fensterplatz" in der Kurfürsten-Anlage und im "C-Hub" in Mannheim - haben sie nur Mietverträge zur Zwischennutzung. In der Bergheimer Straße haben sie jetzt einen Vertrag über zehn Jahre. "Die Nachfrage nach Coworking-Plätzen ist ungebremst. Da macht eine Erweiterung auf so einer großen Fläche Sinn", sagt Breidenbach-Geschäftsführerin Shiva Hamid.
Und so haben sich die Kreativen zusammen mit dem Architekturbüro Yalla Yalla aus Mannheim für ihre neue Heimat richtig ins Zeug gelegt: Wände wurden versetzt und neue eingezogen, damit der Grundriss genau zu den Anforderungen passt. Im großen Coworking-Bereich wird es eine Besprechungszone geben und "Telefonzellen", in denen man etwa Videokonferenzen abhalten kann. Die Möbel werden eigens für die "B_Fabrik" hergestellt, von Handwerkern aus der Region.
Bei den zukünftigen Nutzern machen die Betreiber keine Einschränkungen. "Wichtig ist, dass sie sich gegenseitig befruchten, da sind unterschiedliche Branchen gut", sagt Birk Bauer von den Breidenbach-Studios. Von ihrem Konzept sind er und seine Mitstreiter voll überzeugt, zum einen, weil es sich rechnet: "Unser teuerster Tarif zur Dauernutzung ist immer noch billiger, als in Heidelberg ein eigenes Büro mit der gesamten Infrastruktur anzumieten", so Bauer. Außerdem hätten Untersuchungen nachgewiesen, das Coworker mit ihren Projekten und Firmen besser vorankommen als einsame Arbeiter. "Auch größere Firmen schicken mittlerweile einzelne Teams zeitweise in Coworking-Einrichtungen", ergänzt Enno Fedderken, der bei Breidenbach vor allem für Einkauf und Logistik zuständig ist.
Auch beim Namen haben sich die Drei Gedanken gemacht. "B_Fabrik" erinnert zum einen an Bergheim, zum anderen an die Vergangenheit des Gebäudes als Tabakfabrik. Der Begriff bezeichnet aber auch eine bestimmte Art von Teilchenbeschleuniger - "und das wollen wir auch sein", meint Bauer.
Info: Weitere Informationen gibt es unter www.bfabrik-coworking.de.