Die Klinik im Neuenheimer Feld, in dem sich auch die Corona-Ambulanz befindet. Foto: PR-Video
Von Anica Edinger
Heidelberg. Die Verbreitung des Coronavirus auch in Heidelberg hat weitere Folgen: Der Redaktion liegt ein Schreiben des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) des Universitätsklinikums vor. Demnach werden aktuell Termine von Krebspatienten abgesagt. "Die Medizinische Leitung hat sich aufgrund der aktuellen Lage bezüglich des Coronavirus dazu entschieden, alle auswärtigen Zweitmeinungen/Neuvorstellungen zu stornieren." Man melde sich zeitnah, sobald wieder Termine vergeben werden könnten, heißt es weiter.
Tatsächlich bestätigte Prof. Dirk Jäger, Geschäftsführender Direktor am NCT, auf RNZ-Anfrage, dass aktuell Patienten, die eine Zweitmeinung suchen, abgelehnt oder bereits vergebene Termine abgesagt werden – "allerdings insbesondere von Patienten, die aus Risikogebieten wie Norditalien oder dem Iran anreisen", sagt Jäger. Bei einigen Patienten sei dies bereits der Fall gewesen. Jäger sagt aber auch: "Wir werden von Anfragen für eine Zweitmeinung geradezu überschüttet und müssen priorisieren." Schließlich habe man schlicht nicht die Kapazitäten und Ressourcen, alle zu bedienen. "Zumal wir aktuell auch einen Dienstarzt für die Corona-Station stellen müssen und so generell mit einer eingeschränkten Gesamtkapazität arbeiten", erklärt Jäger.
Er macht deutlich: "Akut kranke Patienten haben wir noch nie abgelehnt und werden es auch nicht tun – auch nicht wegen des Coronavirus." Diesem zum Opfer fällt am NCT dagegen der Patiententag, der für den 28. März geplant war. Solange infizierte Menschen isoliert werden müssen, hält Jäger diese Maßnahmen auch für sinnvoll. "Ich bin schon beeindruckt, wie schnell sich das Virus ausbreitet", so Jäger. Und: "Wir haben hier eine Heidenangst, dass einzelne Bereiche funktionsuntüchtig werden, sobald sich ein Mitarbeiter mit dem Virus infiziert und alles unter Quarantäne gestellt werden muss."
Auch das Klinikum selbst ergreift weitere Vorsichtsmaßnahmen – und richtet dabei einen Appell an die Öffentlichkeit. "Das Universitätsklinikum bittet Angehörige von Patienten, Besuchszeiten und -frequenzen auf ein notwendiges Maß zu reduzieren. Empfohlen wird ein Besucher pro Patient pro Tag." Auch Patienten, die einen ambulanten Termin haben, sollten diesen am Besten alleine wahrnehmen. Das vorrangige Ziel dabei: das Infektionsrisiko mit SARS CoV 2 so gering wie möglich halten.
Das Rektorat der Universität richtete sich zudem gestern mit einer Infomail an alle Angehörigen der Ruperto Carola. Darin wird abermals auf Hygienestandards hingewiesen. Es heißt aber auch: "Wie unsere Heidelberger Experten versichern, gilt es bei aller Umsicht gleichzeitig, potenzielle Gefährdungen nicht zu dramatisieren." Weil sich chinesische Studenten in Studentenwohnheimen außerdem diskriminiert und ausgegrenzt fühlten und dies der Kommission für partnerschaftliches Verhalten meldeten, steht in der Mail abschließend: "Wir möchten an dieser Stelle nochmals betonen, dass unsere Universitätsgemeinschaft Ausgrenzungen und Anfeindungen von Kolleginnen und Kollegen wie auch von Studierenden anderer Länder wegen vermeintlicher Ansteckungsgefahren keinesfalls hinnehmen wird."